Der Todeswirbel
dann Miss Li p pincott. Miss Lippincott starrte ihrerseits zuerst Gladys an und dann Dr. Cloade.
Schließlich stieß Dr. Cloade brummig aus: »Unsinn!«
»Tot wie eine Maus, die im Wasser schwimmt«, beharrte Gladys, und mit einer gewissen Genugtuung über den ihr noch verbliebenen Trumpf fügte sie hinzu:
»Er is’ übern Kopf geschlagen worden.«
Der Arzt meinte: »Vielleicht wäre es besser, wenn ich…«
»Ja, bitte, Dr. Cloade, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie das möglich sein sollte«, entgegnete Beatrice fassungslos.
Zu dritt machten sie sich auf den Weg, voran Gladys. Dr. Cloade betrat das Zimmer, warf einen Blick auf den am Boden liegenden Mann und kniete dann neben der gekrümmten Gestalt nieder.
Als er sich wieder erhob, schien er wie verwandelt.
»Benachrichtigen Sie die Polizei«, befahl er mit fester Stimme. Beatrice Lippincott verließ stumm das Zimmer. Gladys folgte ihr auf dem Fuß.
»Glauben Sie, dass er ermordet worden ist, Miss?«, flü s terte sie mit beinahe erloschener Stimme.
»Halten Sie den Mund, Gladys«, wies Beatrice sie z u recht und nestelte erregt an ihrem Haarknoten herum. »Etwas als Mord zu bezeichnen, bevor man sicher ist, dass es sich wirklich um Mord handelt, ist Verleumdung, und man kann Sie für solch dummes Gerede vor Gericht bringen.« Etwas milder setzte sie hinzu: »Gehen Sie in die Küche, und stärken Sie sich mit einer Tasse Tee.«
»O ja, Miss, ich kann’s gebrauchen. Mir ist ganz übel von dem Anblick. Ich bring Ihnen auch eine Tasse.«
Ein Angebot, das Beatrice Lippincott nicht ablehnte.
17
I nspektor Spence warf Beatrice Lippincott, die mit fest zusammengepressten Lippen am anderen Ende des Tisches saß, einen prüfenden Blick zu.
»Vielen Dank, Miss Lippincott. Ich werde das Protokoll abschreiben lassen. Dann sind Sie bitte so freundlich, es zu unterzeichnen.«
»Ach, du meine Güte, ich werde doch nicht etwa vor Gericht aussagen müssen?«, fragte Beatrice entsetzt.
»Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt«, war des I n spektors wenig beruhigende Antwort.
»Es könnte doch Selbstmord sein«, mutmaßte Beatrice.
Inspektor Spence verzichtete auf den Hinweis, dass Selbstmörder andere Methoden zu wählen pflegten, als sich den Hinterkopf mit einer eisernen Feuerzange einz u schlagen. Stattdessen erwiderte er im gleichen unverbin d lich freundlichen Ton:
»Es hat keinen Sinn, Mutmaßungen anzustelllen. Jede n falls danke ich Ihnen, Miss Lippincott, dass Sie uns so prompt Ihre Beobachtungen mitgeteilt haben.«
Sobald Beatrice den Raum verlassen hatte, überschlug Spence in Gedanken noch mal ihre Angaben. Er kannte Miss Lippincott gut genug, um zu wissen, wie weit er ihrem Bericht Glauben schenken konnte. Ein gut Teil von dem, was sie gesagt hatte, musste man ihrer Err e gung zuschreiben, als sie die Unterhaltung im Nebe n zimmer mit angehört hatte. Ein weiterer Teil ging auf Konto der Tatsache, dass sich in Zimmer Nummer 5 ein Mord abgespielt hatte. Was übrig blieb, war hässlich und bedeutungsvoll genug.
Inspektor Spence betrachtete die vor ihm auf dem Tisch ausgebreiteten Gegenstände. Eine Armbanduhr mit zerbrochenem Glas, ein goldenes Feuerzeug mit Initialen darauf, ein Lippenstift in goldfarbener Hülle und eine schwere Feuerzange, deren eiserner Knauf rostbraune Flecke aufwies.
Sergeant Graves meldete, dass Mr Rowley Cloade dra u ßen sei. Auf ein Nicken des Inspektors hin führte er Rowley herein.
Ebenso wie Inspektor Spence mehr oder weniger alles über Beatrice Lippincott wusste, war ihm auch Rowley Cloade sehr gut bekannt.
Wenn Rowley sich aufraffte, um der Polizei eine Mitte i lung zu machen, so konnte man hundertprozentig sicher sein, dass es sich um etwas Ernstzunehmendes handelte. Abgesehen davon jedoch würde es geraume Zeit in A n spruch nehmen, denn Leute vom Schlage Rowley Cloades zu drängen, hatte keinen Sinn. Sie brauchten ihre Zeit, und man fuhr am besten mit ihnen, ließ man sie auf ihre eigene Art erzählen.
»Guten Morgen, Mr Cloade. Es freut mich, Sie zu s e hen. Haben Sie uns irgendetwas mitzuteilen, was Licht auf diesen Mord im ›Hirschen‹ werfen könnte?«
Zu des Inspektors Überraschung antwortete Rowley mit einer Gegenfrage.
»Haben Sie den Mann identifiziert?«, erkundigte er sich.
»Nein«, entgegnete Spence nachdenklich. »Er hat sich als Enoch Arden eingetragen, doch wir haben keinen Beweis gefunden, dass er Enoch Arden ist.«
Rowley runzelte die Stirn. »Ist das nicht sonderbar?«
Es
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