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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Asche hat auf dem Teppich einen Streifen hinterlassen.
    Kein Mensch weiß, wer dieses Foto gemacht hat.
Dale Pearson
    Dieses Bild wurde erst vor ein paar Jahren aufgenommen, als Dale noch mit Lena verheiratet war. Es ist die Weihnachtsparty in der Karibu Lodge. Dale ist einmal mehr als Weihnachtsmann verkleidet und sitzt auf einem provisorischen Thron. Er ist von Besoffenen umgeben, die alle lachen, alle feiern und die Scherzartikel in Händen halten, die Dale verschenkt hat. Er selbst schwenkt einen fünfunddreißig Zentimeter langen Gummipenis, dick wie eine Suppendose. Grinsend richtet er ihn auf Lena, und sie – im schwarzen Cocktailkleid mit schlichter Perlenkette – sieht ihn entsetzt an, als sie hört, was er sagt: »Den Schlingel bringen wir heute Nacht zum Einsatz, was, Baby?«
    Die Ironie dabei ist nur, dass er später am Abend eine seiner echten, deutschen SS-Uniformen anlegen wird – komplett, nur ohne Reithosen – und Lena auffordert, mit seinem neuen Geschenk genau das zu tun, was sie ihm auf der Party vorgeschlagen hatte. Sie wird nie erfahren, ob sie ihn auf diese Idee gebracht hat, aber es wird ein Meilenstein auf ihrem Weg zur Scheidung.
Theophilus Crowe
    Mit dreizehn ist Theo Crowe bereits einen Meter neunzig groß und wiegt knapp über fünfzig Kilo. Es ist eine klassische Szene mit den Heiligen Drei Königen, die dem Stern folgen. Die siebte Klasse führt mit ihrem Musiklehrer Amahl und die Nächtlichen Besucher auf. Ursprünglich sollte Theo einen der Könige spielen, aber jetzt ist er als Kamel verkleidet. Allein die Ohren haben die richtigen Proportionen, und er sieht aus wie ein Drahtkamel von Salvador Dalí. Seine Chance, Balthasar, den König Äthiopiens zu spielen, verlor er, als er verkündete, die Heiligen Drei Könige brächten Myrrhe, Gold und Frankenstein. Später wurden er, die beiden anderen Kamele und ein Schaf vorübergehend suspendiert, weil sie die Myrrhe geraucht hatten. (Sie wären nie erwischt worden, wenn das Schaf nicht vorgeschlagen hätte, draußen hinter dem Theater eine kleine Runde »Killt den Kerl mit dem Jesuskind« zu spielen. Offenbar war die Myrrhe »1A Rauchware«.
Gabe Fenton
    Dieses Bild wurde erst letztes Jahr aufgenommen, am Leuchtturm, wo Gabes Hütte steht. Der Leuchtturm ragt im Hintergrund auf, und man sieht weiße Schaumkronen draußen auf dem Meer. Dass es ein windiger Tag ist, merkt man auch daran, dass Gabes Weihnachtsmannmütze seitlich absteht und er das Rentiergeweih auf Skinners Kopf festhält. Neben ihnen kauert – im Tausend-Dollar-St.-John-Strickkostüm, rot und im Stil eines napoleonischen Soldaten geschnitten, mit Messingknöpfen und Goldtressen an den Schultern – Dr. Valerie Riordan. Ihr kastanienbraunes Haar ist hinter die Ohren gekämmt, um ihre Diamantohrringe hervorzuheben. Sie ist geschminkt wie eine Nachrichtenansagerpuppe, als wäre ihr Gesicht vollständig sandgestrahlt und dann von einem Expertenteam aus Special-Effects-Leuten neu gemalt worden – heller, besser, strahlender als ein echtes, menschliches Gesicht. Sie gibt sich Mühe, wirklich große Mühe, in die Kamera zu lächeln. Sie hält ihr Haar mit einer Hand und scheint Skinner zu kraulen, doch bei näherer Betrachtung hält sie ihn auf Abstand. Ein Rallyestreifen auf dem einen Knie ihrer Nylonstrümpfe zeugt von Skinners Bemühen, das Fest der Liebe mit dem Weibchen des Futtermannes zu begehen.
    Gabe sieht schlampig aus in Khakis und Wanderstiefeln. Eine Sandschicht ist auf seiner Hose und den Stiefeln zu erkennen, weil er am Morgen auf See-Elefanten geritten ist, um ihnen Satellitensender an den Rücken zu kleben. Er hat ein breites, hoffnungsfrohes Lächeln im Gesicht und keine Ahnung, dass mit diesem Foto vielleicht irgendwas nicht stimmt.
Roberto T. Flughund
    Dieses Bild wurde auf Guam gemacht, Robertos Heimatinsel. Im Vordergrund stehen Palmen. Man sieht, dass er ein junger Bursche sein muss, weil er noch keine Sonnenbrille trägt und auch kein Herrchen hat, das ihm bei Bedarf Mangos bringt. Eingerollt liegt er in einem Weihnachtskranz aus Palmwedeln, der mit kleinen Papayas und roten Palmnüssen verziert ist. Er leckt sich Papayabrei aus seinem kleinen Hundegesicht. Die Kinder, die ihn am Morgen im Weihnachtskranz vorfanden, posieren links und rechts der Tür mit dem Kranz. Es sind zwei Mädchen, beide haben das lange, braun gelockte Haar ihrer Chamorro-Mutter, die grünen Augen ihres irisch-katholischen Vaters, eines amerikanischen Fliegers. Vater macht das

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