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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sagte Molly und reichte Lena die Lasagne. »Ich hol dir meinen Tacker aus dem Wagen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Lena. »Meinst du unsere Beziehungskisten?«
    Aber Molly war schon wieder auf dem Weg hinaus in den Wind. In letzter Zeit gab sie zunehmend solche kryptischen Kommentare von sich. Als spräche sie nicht mit Lena, sondern mit jemand anderem, der noch im Raum war. Es war schon merkwürdig. Lena zuckte mit den Achseln und machte sich auf den Weg in den kleinen Raum hinter dem Altar und dann die Treppe hinunter.
    Lena ging nicht gern in den Keller der Kapelle. Im Grunde war es kein richtiger Keller, eher ein Gewölbe: Sandsteinwände, die nach feuchter Erde rochen, ein Betonfußboden, den man ohne Isolierschicht gegossen hatte, fünfzig Jahre nachdem das Gewölbe gegraben worden war, so dass Feuchtigkeit durchsickerte und im Winter feinen Schleim bildete. Selbst wenn der Herd volle Pulle an war und der elektrische Heizofen lief, wurde es nie warm. Außerdem warfen die alten Kirchenbänke, die sich dort unten stapelten, Schatten, die aussahen, als würde man beobachtet.
    » Mmmm , Lasagne « , sagte Marty am Morgen, euer Drive-by-Toter am Vormittag. » Freaks und Freakettes, diesmal hat sich die kleine Lady selbst übertroffen. Riecht ihr, was ich rieche? «
    Überall auf dem Friedhof herrschte schimmlige Vorfreude auf die Lonesome Christmas Party.
    » Es ist in höchstem Maße unangemessen, wenn ich das mal sagen darf « , erklärte Esther. » Vermutlich aber immer noch besser, als wenn diese schreckliche Mavis Sand wieder am Grill steht. Und wie kommt es überhaupt, dass sie noch lebt? Sie ist älter als ich. «
    » Als Staub, meinst du? « , sagte Jimmy Antalvo, dessen Gesichtsabdruck nach wie vor an einem Telefonmast am Pacific Coast Highway zu erkennen war, den er mit neunzehn erwischt hatte.
    » Bitte, Junge, wenn du unflätig sein musst, dann sei wenigstens originell « , sagte Malcolm Cowley. » Verschlimmere die Langeweile nicht noch mit einem Klischee. «
    » Meine Frau hat zwischen jede Schicht Käse und Nudeln immer eine Schicht mit scharfer, italienischer Wurst gelegt « , sagte Arthur Tannbeau. » Das war richtig lecker. «
    » Erklärt auch irgendwie den Herzinfarkt, oder? « , entgegnete Bess Leander. Vergiftet worden zu sein, hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, den auch sieben Jahre Tod nicht wegwaschen konnten.
    » Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass wir nicht darüber sprechen wollten, wen welche Schuld an wessen Tod treffen mag « , sagte Arthur. » Waren wir uns nicht einig? «
    » Wir waren uns einig « , erwiderte Marty am Morgen.
    » Ich hoffe wirklich, sie singen › Guter König Wenzeslaus ‹« , sagte Esther.
    »Könntest du vielleicht endlich mal die Klappe halten mit deinem › Guten König Wenzeslaus ‹ ? Kein Mensch kennt den Text zu › Guter König Wenzeslaus ‹ . Kannte noch nie jemand. «
    » Meine Güte, hat der Neue schlechte Laune! « , sagte Warren Talbot, der früher Landschaften gemalt hatte, eine davon nun jedoch düngte, nachdem er mit siebzig einen Leberschaden erlitten hatte.
    » Nun, es wird bestimmt toll, der Party zu lauschen « , sagte Marty am Morgen. » Habt ihr gehört, wie die Frau vom Constable über den Weltuntergang gesprochen hat? Sie ist definitiv auf dem besten Weg zur Großen Klatsche. «
    »Bin ich nicht!«, rief Molly, die in den Keller heruntergekommen war, um Lena dabei zu helfen, in den beiden Kühlschränken Platz für die Salate und Desserts zu schaffen, die sie noch ausladen mussten.
    »Mit wem redest du?«, fragte Lena leicht erschrocken.
    » Ich denke, ich habe gesagt, was ich zu sagen habe « , sagte Marty am Morgen.

12
Des törichten Engels Weihnachtswunder
     
    Sonnenuntergang, Heiligabend. Es regnete so heftig, dass es schien, als wäre zwischen den einzelnen Tropfen gar kein Platz mehr – eine Wasserwand, die der Sturm mit Böen von hundertzwanzig Stundenkilometern nahezu horizontal vor sich hertrieb. Im Wald hinter der Kapelle von Santa Rosa kaute der Engel sein Snickers, fuhr mit feuchter Hand über die Reifenspuren in seinem Nacken und dachte: Ich hätte mir wirklich eine genauere Wegbeschreibung geben lassen sollen.
    Am liebsten wollte er den kleinen Jungen suchen und ihn fragen, wo genau der Weihnachtsmann begraben lag. Er merkte, dass ihm »irgendwo im Wald hinter der Kirche« nicht viel sagte. Wieder umzukehren, um sich den Weg erklären zu lassen, würde das Wunderbare des Wunders

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