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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Nicholas. Er trat festen Schrittes näher. »Ich habe die Ehre, mich Euch in meiner wahren Gestalt zu präsentieren, Señor.« Er stand nun in der Mitte der Halle, die Beine leicht gespreizt.
    »Ich bin El Beauvallet, Señor, und gekommen, mit Euch abzurechnen.« Seine laute Stimme dröhnte durch den Raum.
    Don Diego stand mit dem Rücken zur Wand und murmelte: »Zauberei, Zauberei!« Der Degen in seiner Hand zitterte.
    Sir Nicholas hob den Kopf, sein fröhliches Lachen erschallte. »Glaubst du das wirklich, du Schurke?« Er ließ die Klinge zurückschnellen und richtete sie auf Don Diego. »Komm, du Feigling! Jetzt gibt es keine anderen Zauberkünste mehr als die meines und deines Degens. Oder soll ich Euch anspucken, wie Ihr da so zittert? Entscheidet Euch! Auf einen von uns wartet heute nacht der Tod, und ich bin sicher, daß es nicht ich sein werde!«
    Im oberen Stockwerk kniete Dominica hinter ihrer versperrten Tür und hielt das Ohr an einen Spalt gepreßt. Sie hatte das schallende Lachen gehört und war wie gelähmt vor Glück. Einen Augenblick stand die Welt still. Dann sprang sie auf und trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. »Nicholas, Nicholas, hier bin ich eingesperrt!« rief sie.
    Er vernahm ihre Stimme und wandte den Blick nach oben. »Einen Augenblick noch, mein Mädchen!« rief er hinauf. »Ich bin gleich bei dir!«
    Sie lehnte sich an die Tür und schluchzte und lachte zur gleichen Zeit. Sie hatte gewußt, daß er kommen würde, und er war zur rechten Zeit gekommen.
    Unten in der Halle hatte sich Don Diego aus seiner anfänglichen Erstarrung gelöst. Die Farbe kehrte in seine Wangen zurück. Er zog den Degen aus der Scheide, drehte sich um und blickte Beauvallet an.
    »Piratenhund! Du fährst heute noch zur Hölle!«
    »Nach Euch, Señor, nach Euch!« sagte Beauvallet vergnügt und fing den ersten Streich von Don Diegos Degen mit dem seinen ab. Die Degen klirrten, Stahl prallte auf Stahl. Don Diego sprang zurück und begegnete einer Parade.
    Sir Nicholas trieb ihn voran. Sie gingen vorsichtig aufeinander zu, tänzelnd. Don Diego versuchte einen Ausfall, der geschickt pariert wurde, ein Degen schwirrte, die Klingen schlugen aneinander, und rasche, leichte Schritte waren zu hören.
    Don Diego kämpfte verzweifelt, das Gesicht zur Grimasse verzogen, die Stirn gefurcht. Er versuchte einen Stoß gegen Beauvallets Herz, der jedoch von der blitzenden Ferrara-Klinge abgewehrt wurde. Diego konnte sich gerade noch fangen. Sir Nicholas war ganz nahe an ihn herangekommen. Auf seinen Lippen und in seinen Augen stand wieder dieses Lachen! Er vergaß alles übrige und genoß den Kampf. Er hatte sich seinem Bruder gegenüber wirklich nicht zu Unrecht gebrüstet, mit dem Degen wie kein zweiter umgehen zu können. Don Diego hatte sich für keinen schlechten Fechter gehalten, aber diesem Mann war er unterlegen, das erkannte er nun. Dieser Mann, der federnden Schrittes focht und Ausfälle lachend parierte, die Fechtkunst dieses Mannes brachte ihn wiederholte Male an den Rand des Todes. Er kämpfte wahrhaftig um sein Leben, er, der gemeint hatte, den Gegner mit kaum mehr als einem Streich zu besiegen.
    »Lache nur, lache nur, du Hund!« stieß er hervor und wehrte die scharfe Klinge noch einen Augenblick lang ab. »Bald wirst du in der Hölle lachen!«
    »Warnt die da unten vor meiner Ankunft, Señor!« rief Sir Nicholas lachend und wurde noch schneller.
    Der Kampf wurde immer verzweifelter. Don Diego verlor an Boden und erkannte dies auch. Alles, was er tun konnte, war, die vor seinen Augen tanzende Klinge abzuwehren. Gnade ihm Gott, wenn er stürzte. Die Klinge war auf seinen Hals gerichtet – er sprang zurück, wurde weiter abgedrängt, kämpfte schwer atmend und schwitzend um jeden Zentimeter.
    Aus der Ferne waren Hufschläge zu vernehmen.
    Joshua drängte: »Macht ein Ende, Herr, macht ein Ende!«
    Don Diego führte einen hinterhältigen Stoß: »Jetzt ist es um Euch geschehen!« keuchte er.
    Die Degen klirrten aneinander, eine starke Hand stieß fest zu. »Mein Biß ist fest!« rief Sir Nicholas und zog den Degen aus der tiefen Wunde. Don Diegos Degen fiel klirrend zu Boden. Er warf die Arme mit einem erstickten Laut in die Höhe und stürzte vornüber.
    Die Hufschläge kamen näher. Sir Nicholas kniete nieder und drehte den am Boden Liegenden um. Die dunklen Augen waren trüb, aber noch immer stand Haß in ihnen. Sir Nicholas tastete das elegante Wams ab, fand den Schlüssel, den er gesucht hatte, und sprang

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