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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ich bin gekommen, um Eure Nichte zu entführen«, sagte Sir Nicholas. Er ging an die Tür, öffnete sie und blickte in den Gang hinaus. Es war niemand zu sehen. Er schloß die Tür wieder und trat in den Raum zurück. »Und falls Euer charmanter Sohn anwesend sein sollte, hätte ich mit ihm gern die Klingen gekreuzt«, fügte er hinzu.
    Die Sache schien ihr größtes Vergnügen zu bereiten. »Ihr seid bezaubernd«, versicherte sie ihm. »Aber glaubt Ihr wirklich, daß ich die Hände in den Schoß legen würde, während Ihr dies versucht?«
    Er lächelte entwaffnend. »Was das betrifft, Señora, fürchte ich, daß ich etwas unsanftere Methoden gebrauchen muß. Es ist nicht meine Gewohnheit, Hand an Damen zu legen, und ich hasse den Gedanken, daß Ihr mich für einen brutalen Kerl halten könntet. Aber ich werde Euch leider fesseln und knebeln müssen.« Er lächelte noch immer. »Habt keine Angst, ich werde Euch nicht weh tun.«
    Sie war völlig gelassen. »Heilige Jungfrau, ein kühner Mann! Warum seid Ihr durch dieses Fenster gekommen, Señor Beauvallet?«
    »Es war das einzige, das offenstand«, gab er leichthin zur Antwort.
    »Ihr hättet statt mir meinen Sohn treffen können, Señor.«
    »Das hatte ich gehofft. Aber ich hatte eben Pech.«
    Sie senkte die Lider. »Ja, Ihr habt Pech, Señor, mehr, als Ihr glaubt«, sagte sie.
    »Ach?« Die blauen Augen wurden wachsam.
    »Ich fürchte sehr, daß Ihr Euch mit mir unterhalten müßt. Ich gebe zu, daß ich mir diese angenehme Abwechslung an einem langweiligen Abend wie diesem niemals erträumt hätte. Ihr müßt wissen, daß ich mit meinem Diener ganz allein im Hause bin.«
    »Ihr erstaunt mich, Señora«, sagte Sir Nicholas mit höflichem Zweifel in der Stimme.
    »Ihr könnt das Haus durchsuchen, wenn es Euch beruhigt«, forderte sie ihn auf. »Ich lüge Euch nicht an. Die Situation ist einfach köstlich, findet Ihr nicht?«
    Sir Nicholas setzte sich auf die Ecke eines kleinen Tischchens. Er begann mit seiner Ambrakugel zu spielen, seine Augen waren jedoch unverwandt auf die Dame gerichtet, die völlig unbesorgt schien. »Das ist eine unerwartete Situation«, gab er zu. »Aber wie Ihr zweifellos wißt, Señora, habe ich eine Gabe, mit unerwarteten Situationen fertig zu werden. Wohin hat Euer Sohn Doña Dominica gebracht?«
    Sie hatte diese Frage erwartet. »Er ist auf der Suche nach ihr, Señor. Gestern wurde unsere Kutsche von Straßenräubern überfallen. Meine Nichte wurde entführt.«
    »Straßenräuber ist genau das Wort, das auch ich gewählt hätte«, sagte Sir Nicholas mit einem gefährlich süßen Unterton in der Stimme. »Ich verstehe nun, warum Ihr so erregt seid, Señora. Es ist schon betrüblich, wenn die wohlgehütete Nichte entführt wird.« Sein Tonfall hatte sich geändert, er ließ seine Ambrakugel fallen, und Doña Beatrice sah, wie sich seine lachenden blauen Augen verengten und sie schneidend anblickten. »Also, Señora«, sagte er schroff, »ich habe auch Verstand. Wohin hat er sie gebracht?«
    »Mein lieber Señor Beauvallet, wenn er sie irgendwohin gebracht hätte, könnt Ihr doch wirklich nicht von mir erwarten, daß ich Euch das sage«, bemerkte sie.
    Sir Nicholas dachte scharf nach. »Ich glaube, Ihr habt mir alles gesagt, was ich wissen wollte«, sagte er dann. »Etwa fünf Meilen von hier gibt es doch ein Jagdhaus, oder?«
    Ein Schatten des Erschreckens oder vielleicht auch des Unwillens huschte über ihr Gesicht. Das genügte Sir Nicholas, der sie mit Argusaugen beobachtet hatte. »Verbindlichsten Dank, Señora.«
    Er erhob sich. Das Lächeln war aus seinen Augen gewichen, sein feingeschnittener Mund war nur noch ein scharfer Strich.
    »Ihr wißt mehr, als ich weiß«, meinte sie achselzuckend.
    Er blieb stehen und blickte auf sie hinunter. Dann lachte er kurz auf und sah weg. »Ich weiß«, sagte er schließlich mit sanfter Stimme, »daß ich der Welt einen Gefallen erweise, wenn ich sie von Don Diego de Carvalho befreie. Was Euch betrifft, Señora –« Er unterbrach sich, hob den Kopf und lauschte angestrengt. Hufschläge waren zu vernehmen, die rasch näher kamen. Er machte einen schnellen Schritt vorwärts, und bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, legte sich eine schwere Hand auf Doña Beatrices Mund, die andere hielt sie an der Schulter fest. Von der Vorderseite des Hauses war Pferdegetrampel zu hören, und gleichzeitig erschien Joshuas Gesicht am Fenster. Die schwarzen Augenbrauen hoben sich fragend.
    »Herr, Herr, Soldaten

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