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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wahrscheinlich einige Zeit vergeuden, aber wenn ich mir die Sache so richtig überlege, weiß wahrscheinlich jeder auf dem Gut, wo sich Doña Dominica aufhält, und sie werden uns stehenden Fußes Wachen nachsenden.«
    In Joshuas Stimme schwang die Angst mit. »Rettet Euch, Herr! Rettet Euch! Hat Euch auf einmal der Mut verlassen? Wenn dem so ist, dann sind wir sicher verloren!«
    Das Auflachen seines Herrn beruhigte ihn wieder. »Weißt du wirklich nicht, wie es ist, wenn ich auf einen Kampf brenne?«
    »Ich sollte es wissen«, gab Joshua zu. »Ich wage sogar zu sagen, daß ich Euch im Augenblick für sehr gefährlich halte. Es wird eingeschlagene Schädel und durchschnittene Kehlen geben!«
    Schweigend ritten sie Seite an Seite weiter, doch bald hob Beauvallet wieder an: »Wir werden sie an der Nase herumführen müssen. Du wirst mit Mylady über die Nordwest-Route nach Villanova reiten und mich dort erwarten. Verstehst du mich?«
    »Herr, glaubt Ihr, daß ich Euch verlassen könnte?« sagte Joshua beleidigt. »Daran ist nicht zu denken.«
    Sir Nicholas Augen blitzten in seiner wohlbekannten Art auf. »Oho!« sagte er. »Führst du hier das Kommando, mein Lieber? Ich glaube, du tätest besser daran, dich an meine Befehle zu halten, oder es könnte dir übel ergehen!«
    »Was ist das für eine Behandlung, Herr! Aber bitte, Ihr seid natürlich der Anführer.«
    »Wenn sie uns überholen«, sagte Sir Nicholas und schenkte Joshuas Einwänden keine Beachtung, »was sie zweifellos tun werden, dann reite mit Mylady, so schnell du kannst, nach Villanova und warte dort auf mich. Ist das klar?«
    »Ja, ja, Herr. Aber wenn Ihr nicht kommt?«
    »Ich schwöre dir bei dieser Hand, daß ich kommen werde!« sagte Beauvallet. »Fürchtest du um mich? Ich war nie mehr als jetzt gesonnen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen!«
    »Das glaube ich Euch, und deshalb bin ich ja auch so beunruhigt!« erwiderte Joshua und blickte auf den Pfad. Plötzlich hielt er sein Pferd an. »Halt, was ist das?«
    Vor ihnen lag ein Haus, auf das der Pfad zuführte. Etwa dreihundert Meter weiter weg stand ein niedriges Gebäude. Ställe, vermutete Joshua.
    Sir Nicholas glitt aus dem Sattel und legte die Zügel über den Hals des Pferdes. »Das müßte es sein. Folge mir!« Er verließ den Weg und trat ins Dunkel des Waldes. Der moosbewachsene Boden dämpfte den Hufschlag. Sie gingen um das Haus herum und gelangten unter dem Schutz der Bäume an die Rückseite des Gebäudes. Rasch banden sie die Pferde an einem dünnen Baum fest. Sir Nicholas löste die Schließe seines Gürtels und zog den Degen aus der Scheide. »Der ist mir nur im Weg«, sagte er und ließ den Gürtel zu Boden gleiten. Er beobachtete die Rückseite des Hauses und erblickte im oberen Stockwerk ein erleuchtetes Fenster. »Ah, dort bist du also! Jetzt werden wir ja sehen. Hüte dich, Diego de Carvalho!«
    Sie eilten zur Vorderseite des Hauses zurück. Joshua hatte seinen langen Dolch gezogen und folgte seinem Herrn. Sir Nicholas trat, den gezückten Degen in der Hand, auf das Haus zu und klopfte mit dem Knauf heftig an die Tür.
    »Du lieber Gott, wir rennen in unser Verderben!« murmelte Joshua, den tollkühne Schritte immer erschreckten.
    Im Inneren des Hauses waren Schritte zu hören, die sich zögernd näherten. Sir Nicholas klopfte nochmals gebieterisch an die Tür, und Joshuas Hand legte sich noch fester um seinen Dolch. Die Schritte kamen näher, die Tür wurde einen Spaltbreit aufgestoßen. Luis, der Diener, schaute heraus. »Wer klopft da? Was wollt Ihr?«
    Joshua legte ihm blitzschnell den Arm um den Hals und richtete den Dolch gegen seine Kehle. »Keinen Ton, oder du bist verloren!«
    Der Mann starrte ihn an und bewegte lautlos die Lippen.
    »Binde ihn!« sagte Sir Nicholas und ging ins Haus. Kerzen flackerten in den Wandarmen. Plötzlich wurde eine Tür im Obergeschoß aufgerissen. Don Diego trat heraus, den Degen in der Hand, das Gesicht verzerrt. »Laß niemanden herein!« rief er mit scharfer Stimme. Plötzlich wich er erschrocken zurück. »O Gott!« stieß er hervor, bleich und zitternd. Seine Augen waren schreckgeweitet. In der Tür stand El Beauvallet, groß und aufrecht und lächelte böse, wie das rächende Schicksal.
    Das Flackern der Kerze spiegelte sich in Beauvallets blankem Degen. Er hielt ihn in beiden Händen und bog die geschmeidige Klinge zu einem Halbrund. Don Diego sah, wie seine weißen Zähne blitzten. »Einer ist doch hereingekommen«, sagte Sir

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