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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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27.   November
    Der Motor des kleinen Flugzeugs dröhnte ohrenbetäubend, und Wasser sprühte an den Fenstern vorbei. Tane sah, wie die Wasseroberfläche unter dem Flugzeug verschwand. Hier im Hafen war das Meer zwar ruhig, aber je schneller das Flugzeug wurde, desto härter boxten die kleinen Wellen gegen die Schwimmer.
    »Ich dachte, es sei viel größer!«, überschrie Tane das Röhren des Motors und klammerte sich an die Rücklehne des Vordersitzes.
    Rebecca schien es nichts auszumachen, dass sie im Begriff waren, abzuheben und in eine Höhe von mehreren Hundert Metern aufzusteigen   – in einer fliegenden Sardinenbüchse, die so alt aussah, als sei sie von den Brüdern Wright persönlich zusammengeschraubt worden. Fatboy saß neben dem Piloten, und die beiden schienen sich blendend zu verstehen.
    Der Pilot, ein blonder junger Mann, hatte Tanes Bemerkung gehört und sagte über die Schulter, ohne das Kontrollpanel aus den Augen zu lassen: »Das ist eine Grumman Super Widgeon. Im Vergleich zu anderen Wasserflugzeugen,die heutzutage herumfliegen, ist es ziemlich groß.«
    »Eine
Super
Widgeon? Dann möchte ich lieber nicht in eine normale Widgeon steigen«, rief Tane zurück.
    Es war nicht Tanes erster Flug; er war schon oft geflogen. Aber in Flugzeugen mit Videospielen an der Rückseite der Vordersitze und sechzehn Musikkanälen in der Armlehne und Stewardessen, die kalte Getränke und Kekse reichten.
    Und die von festem Boden starteten und dort auch wieder landeten.
    Aber die fliegende Sardinenbüchse war eben die schnellste Möglichkeit, nach Motukiekie zu gelangen. Professor Green hatte die kleine Flugfirma selbst empfohlen. Tane war überrascht, dass sie überhaupt zugestimmt hatte, sie zu empfangen, aber anscheinend war es doch recht nützlich, einen berühmten Wissenschaftler zum Vater zu haben. Das öffnete Rebecca die Türen, obwohl (oder weil) er selbst nicht mehr lebte.
    Es war Freitag, der letzte Freitag vor den Prüfungen und daher schulfrei   – offiziell sollte man den Tag nutzen, um für die Prüfung zu büffeln. Tanes Eltern waren überzeugt, dass er heute genau das tat. Büffeln. Bei Rebecca zu Hause. Und nicht in einem prähistorischen Fluggerät über der Bay of Islands herumschwirrte.
    Die gekräuselte Wasserfläche verwandelte sich in ein blaues Muster, das in großzügigen Pinselstrichen hingemalt schien, dann in eine riesige, verschwommene Fläche, und dann sah Tane nur noch den klaren Himmel, als das Flugzeug in einer steilen Kurve über die Stadt hinwegflog.
    Das kleine Flugzeug bemühte sich tapfer, Höhe zu gewinnen, trotzdem flogen sie noch so tief über die Bürohäuser, Apartmentblocks und Lagerhäuser im Hafenviertel hinweg,dass Tane durch die Fenster den Leuten beim Mittagessen zuschauen konnte.
    Immer noch stiegen sie weiter, und als sie über das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre, den Sky Tower, hinwegflogen, lag schon ein beruhigend großer Abstand zwischen der Turmspitze und den Schwimmern, die direkt unter Tanes Fenster am Rumpf des Flugzeugs befestigt waren. Aus diesem Blickwinkel wirkte der Turm überraschend niedrig.
    Dann glitt auch die Stadt unter ihnen weg, und die Harbour Bridge kam näher, die wie eine riesige Klammer das Stadtzentrum mit North Shore City verband.
    »Fliegen Sie doch mal unten durch!«, rief Fatboy und grinste den Piloten an.
    Tanes Finger verkrampften sich wieder am Vordersitz.
    »Nicht erlaubt«, lachte der Pilot. »Würde mich die Lizenz kosten. Wäre aber nicht das erste Mal.«
    »Echt?«, rief Rebecca erstaunt.
    Der Pilot nickte. »Captain Fred Ladd war es, in den Sechzigern oder Siebzigern. Der Mann ist so was wie eine Legende.«
    »Aber es hat ihn doch bestimmt die Lizenz gekostet?«, fragte Tane hoffnungsvoll.
    »Ja, aber später gaben sie sie ihm wieder zurück. Wie gesagt, der Mann ist schließlich eine Legende.«
     
    Selbst dieses Museumsstück brauchte nur etwas mehr als eine Stunde, bis es die Bay of Islands erreichte. Der Pilot schien die Gegend gut zu kennen.
    »Das dort ist Cape Brett«, verkündete er. »Mein Urgroßvater war dort Leuchtturmwärter. Ist heutzutage natürlich automatisiert. Rechts unten seht ihr Hole in the Rock.«
    Das war eine winzige Insel, deren steile Klippen an einem Ende ein großes, torähnliches Loch hatten, als seiensie von einer gewaltigen Faust durchlöchert worden. Als sie darüber hinwegflogen, fuhr gerade ein Ausflugsboot durch das natürliche Tor, offensichtlich machte sich niemand große

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