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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wahrscheinlich weil es das größte ihrer Geschenke war. Oder vielleicht, hoffte er, weil es von ihm kam.
    Er öffnete ihr Geschenk sehr langsam. Es war sehr fein, sehr weiblich eingepackt; das Papier war hauchdünn, vielschichtig und bunt und mit einem glitzernden Band umwunden. Das passte eigentlich gar nicht zu ihr. Vielleicht hatte sie es im Laden einpacken lassen, dachte Tane. Unter dem Papier kam eine weiße Pappschachtel zutage. Er hob vorsichtig den Deckel an und blickte auf den Inhalt hinunter.
    Ein Tagebuch, wie geschaffen für die Aufzeichnungen eines Schriftstellers, in Leder gebunden. Daneben lag ein silberner Kugelschreiber, auf dem die Worte »Freunde für immer« eingraviert waren.
    Er umarmte Rebecca, und eine eigenartige wohlige Wärme durchlief ihn, von den Haarspitzen bis zu den Zehen.
    Seine Eltern hatten ihm und Fatboy die gleichen Geschenke gegeben, wie ihm klar wurde, als er sein Geschenk öffnete. Fatboy hatte seines gerade aufgemacht   – ein echter, handgefertigter
Patu pounamu,
eine Häuptlingskeule aus Jade, fast dreißig Zentimeter lang, mit einem Lederband durch eine Öse am schmalen Ende; die traditionellen Symbole ihres Stammes waren darauf eingraviert.
    »Passt doch ganz gut zum Moko, meinst du nicht?«, sagte Fatboy stolz.
    Tane legte sein
Patu pounamu
vorsichtig zur Seite; ihm war klar, dass ihn seine Eltern aufmerksam beobachteten. Er rang sich ein Lächeln ab und gab sich Mühe, es möglichst echt wirken zu lassen.
    »Danke, Mum, Dad   … es ist wirklich prima!«
    Rebecca kam herüber und setzte sich neben ihn, als sie sein Geschenk auspackte. Das Schachspiel. Tane kreuzte hinter seinem Rücken die Finger.
    Es war ein absoluter Hit.
    Rebecca schrie praktisch auf vor Freude, als sie die letzten Reste des Geschenkpapiers entfernte. Sie hob die Holzschatulle aus der Plastikhülle, nahm die Figuren nacheinander aus dem grünen Samtsäckchen und staunte, wie fein sie gearbeitet waren.
    Den König, der als Michelangelos David dargestellt war, hielt sie hoch und zeigte ihn den anderen. »Schaut mal«, rief sie, »man kann jeden einzelnen Muskel auf seinem Bauch sehen! Und was für ein süßes kleines Pimmelchen!«
    Sie brüllten vor Lachen.
    »Danke, Tane«, sagte Rebecca und umarmte ihn voller Wärme.
    Tane bekam nicht zu sehen, was Rebecca Fatboy schenkte   – das einzige Vorkommnis, das seinen Tag störte. Fatboyöffnete ihr Geschenk, schaute den Inhalt kurz an, lächelte Rebecca zu und packte es wieder ein. Dann umarmte er Rebecca, aber Tane schaute nicht hin.
    Es war ein wunderschöner Tag, und Tanes Sorgen traten in den Hintergrund, wenigstens für ein paar Stunden. Sie aßen und aßen noch einmal und spülten alles mit selbst gebrautem Ginger Beer hinunter, hörten sich immer und immer wieder »Snoopy's Christmas« an, bis Dad endlich genug hatte und die CD »The Little Drummer Boy« einschob. Am späten Vormittag holte Fatboy seine Gitarre heraus, und Tane begleitete ihn auf der Mundharmonika. Die hohen Fenster standen weit offen, und die Klänge und Düfte des Buschs fluteten sanft in den Raum. Die Sonne brannte vom Himmel, wurde aber von den hohen Bäumen gefiltert, sodass es im Haus angenehm kühl blieb.
    Um die Mittagszeit fuhren sie zum Haus in West Harbour, um den Rest des Tages mit Rebeccas Mutter zu verbringen.
    Die Mutter war heute in fröhlicher, geselliger Stimmung. Eifrig packte sie Rebeccas Geschenk aus, und es schien ihr richtig peinlich zu sein, dass sie selbst ihrer Tochter nichts gekauft hatte.
    »Die Woche ist einfach so schnell vergangen«, klagte sie. »Hab einfach keine Zeit gefunden   …« Sie nahm ein Stück Weihnachtskuchen, das Tane von zu Hause mitgebracht hatte, verschwand aber bald darauf wieder in ihrem Zimmer.
    Sobald sie weg war, sagte Rebecca: »Machen wir mit dem Chronophon weiter.«
    Inzwischen hatten sie die meisten Bauteile gekauft. Fatboy hatte seinen Kumpel Goony dazu gebracht, vorbeizukommen und mit dem Bau der Maschine anzufangen, sobald die letzten Teile der Baupläne angekommen waren.
    Rebecca setzte sich auf ein großes Sofa in einer Wohnzimmerecke, zog die Beine an den Körper und umfasste sie mit den Armen. Langsam schaukelte sie vor und zurück.
    Tane schaute ihr ein paar Augenblicke lang zu; er glaubte zu wissen, was sie empfand. Ein paar Stunden lang war es ihnen gelungen, das alles aus ihren Gedanken zu verdrängen, aber jetzt saß ihnen die Wirklichkeit wieder wie ein grimmiges Gespenst im Nacken.
    Um sechs Uhr schaltete

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