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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wenig schneller, als er die abschüssige Straße erreichte, die zu der kleinen Brücke führte. Jetzt war der Truck höchstens noch fünfzig oder sechzig Meter von den Soldaten entfernt.
    »Haben es wohl nicht besonders eilig, was?«, murmelte Evans.
    »Wachsam bleiben«, befahl Crowe.
    Aber wie sich herausstellte, war es nicht nötig, wachsam zu bleiben. Der Truck rollte weiter, verpasste die leichte Straßenbiegung vor der Brücke. Er bog nicht zur Brücke ab. Er versuchte es nicht mal. Rollte einfach geradeaus weiter und krachte im stumpfen Winkel durch die Randmauer der Brücke.
    Die Betonmauer hatte dem schweren Laster nichts entgegenzusetzen und brach zusammen. Die Zugmaschine kippte seitwärts von der Brücke, und die lange Schnauze krachte in den Fluss.
    Die Hinterräder der Zugmaschine und der große Trailer blieben auf der Straße. Die Räder der Zugmaschine drehten sich noch ein paar Sekunden lang weiter, dann erstarb der Motor mit einem gewaltigen Knirschen und Beben, das sich wie bei einem sterbenden Tier durch den gesamten Lkw-Körper fortsetzte. Dann wurde es still.
    »Crawford, Manderson«, sagte Crowe, »schaut nach.«
    Die beiden Männer rannten gebückt zum toten Körperdes Ungeheuers, glitten an der Uferböschung neben der Brücke hinunter und schauten durch die zerschmetterten Seitenfenster.
    »Leer«, kam Crawfords Stimme aus dem Ohrstöpsel. »Kein Fahrer.«
    »Wird ja immer seltsamer«, murmelte Crowe.
    » Seltsam scheint in dieser Gegend eher normal zu sein«, bemerkte Manderson.
    Crawford sagte plötzlich ernst und tonlos: »Crowe, komm mal rüber und schau dir das an.«
    »Evans   – lassen Sie den Nebel nicht aus den Augen!«, befahl Crowe und rannte zum Brückenrand hinüber.
    Crawford und Manderson standen über etwas gebückt, das im sumpfigen Flussufer lag.
    Crowe glitt und stolperte die Böschung hinab und planschte durch das seichte Wasser zu seinen Leuten hinüber. Als er näher kam, verkrampfte sich sein Magen. Dort lag die Leiche eines kleinen Jungen, halb im Wasser, das Gesicht ragte knapp aus der schlammigen Brühe. Der kleine Körper war völlig mit Schlamm bedeckt. Selbst für Crawford mit seinen scharfen Augen grenzte es an ein Wunder, dass er den Jungen überhaupt entdeckt hatte.
    Der Junge konnte nicht viel älter als vier Jahre sein. Crowe brachte nicht mehr heraus als den müden Befehl: »Bringt ihn ins Labor.«
    »Das mache ich«, sagte Manderson, und Crowe erinnerte sich, dass Mandy selbst einen fünfjährigen Sohn hatte. Mehr als irgendeinem im Team musste ihm der Tod des Jungen nahegehen.
    Manderson steckte seine Waffen weg und schob die Hände vorsichtig und behutsam in den Schlamm und unter den Nacken und die Knie des Jungen. Er hob den kleinen Körper an, den der Schlamm mit einem hässlich schmatzenden Geräusch widerwillig freigab.
    Der Junge schlug plötzlich die Augen auf   – starrte Manderson in seinem schwarzen Anzug und dem gläsernen Visier für den Bruchteil einer Sekunde an und schrie sich die Lunge aus dem Leib.
     
    Der Polizeiarzt brachte den Jungen im Ambulanzwagen weg. Sie nannten ihn immer noch »der Junge«, weil er nicht in der Lage gewesen war, ihnen seinen Namen zu sagen.
    Bis der Krankenwagen kam, hatte er nicht aufgehört zu schreien. Die USABR F-Soldaten in ihren schwarzen Biokampfanzügen mussten für den halb ertrunkenen, geschockten Vierjährigen ein entsetzlicher Anblick gewesen sein.
    Soweit man wusste, war der Junge bisher die einzige Person, die dem Unglück entronnen war, das die Stadt heimgesucht hatte. Aber als Augenzeuge war er völlig unbrauchbar. Während der ganzen Zeit hatte er nur zwei verständliche Wörter von sich gegeben, und selbst diese ergaben wenig oder gar keinen Sinn.
    »Quabbelfisch«, hatte der Junge immer und immer wieder geschrien. »Quabbelfisch, Quabbelfisch!« und »Schneemänner!«.
    Der »Quabbelfisch« war am rätselhaftesten. Der Junge meinte wahrscheinlich »Qualle«, aber auch das ergab keinen Sinn. Quallen waren Salzwassertiere, aber der Junge war in einem Süßwasserfluss gefunden worden.
    Aber das Wort »Schneemänner« bereitete Crowe noch mehr Kopfzerbrechen und Sorgen. Ein Mann im weißen Bioanzug konnte als Schneemann durchgehen, vor allem bei einem kleinen Jungen. Vielleicht hatte er Terroristen in weißen Biokampfanzügen gesehen? Das würde jedenfalls die »Schneemänner« erklären.
    »Fängt wieder an, sich zu bewegen«, bemerkte Manderson, der den Nebel nicht aus den Augen gelassen

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