Der Tomorrow-Code - Thriller
hatte.
Schon war der Whangarei-Wegweiser im Nebel verschwunden.
»Hab ich schon bemerkt«, sagte Crowe. »Bewegt sich in südlicher Richtung. Hol die Leute zusammen, wir müssen hier weg.«
»Ist das nicht ein bisschen seltsam?«
»Seltsam? Was meinst du damit?«
Manderson warf ihm einen eigenartigen Blick zu. »Windrichtung ist Nordost, Stony.«
Crowe blickte zu den Ästen der Bäume hinauf, die in der Nähe standen. Stimmt, dachte er, und plötzlich packte ihn maßloses Entsetzen.
Der Nebel bewegte sich eindeutig in Richtung Süden. Aber der Wind blies fast genau in die entgegengesetzte Richtung.
SCHÖNE BESCHERUNG
Freitag, 25. Dezember
Es war halb zehn am Morgen des ersten Weihnachtstags.
»Komme gleich!«, rief Tanes Mutter aus der Küche, wo sie noch die letzten Überreste des Frühstücks wegräumte.
Alle hatten geholfen, den Frühstückstisch abzuräumen – des Champagnerfrühstücks, das an Weihnachten im Williams-Haushalt zu den heiligen Traditionen gehörte.
Rebecca verbrachte zum ersten Mal den Weihnachtsmorgen in Tanes Haus. Den Nachmittag wollten Tane und Fatboy bei ihr zu Hause verbringen und das Fest mit ihrer Mutter feiern.
Tane kam es seltsam vor, dass sie Weihnachten so völlig normal feierten, nach allem, was um sie herum vorging – Quarantänezonen, Entführungen, landesweite Fahndung und so weiter –, aber noch seltsamer wäre es ihm vorgekommen, wenn sie Weihnachten überhaupt nicht gefeiert hätten, und bestimmt hätte es bohrende Fragen von Seiten seiner Eltern ausgelöst, wenn er und Fatboy sich an diesem Tag nicht hätten blicken lassen.
Endlich schlenderte Tanes Mutter aus dem Esszimmer herein und setzte sich in einen Sessel.
»Es kann losgehen«, erklärte sie. »Wer ist der oder die Jüngste?«
Noch so eine Williams-Tradition. Der Jüngste übernahm die Rolle des Weihnachtsmanns: Er durfte den anderen die Geschenke aushändigen, wobei er mit der ältesten Person beginnen musste. Da dieses Mal keine Großeltern und auch keine jüngeren Cousins oder Cousinen anwesend waren, war Tanes Dad der Älteste und Tane der Jüngste. Rebecca war zwar am selben Tag geboren wie er, aber am Vormittag; Tane war erst am Abend auf die Welt gekommen.
Tane gab keine Antwort; er beobachtete fasziniert eine Spinne. Sie war sehr groß. Nicht so groß wie eine Avondale-Spinne oder eine Vogelspinne, aber doch groß genug, um richtig Angst einjagen zu können. Sie war braun mit länglichem Körper und dicken gegliederten Beinen. Und sie hatte in der Ecke eines der großen Aussichtsfenster ein höchst kompliziertes Netz gewoben, ein eng geflochtenes Netz, das fast wie eine Honigwabe aussah und aus mehreren übereinanderliegenden Schichten bestand.
Aber die Spinne zitterte am ganzen Leib. Tane hatte so etwas bei einer Spinne noch nie gesehen. Ein hauchdünner weißer Faden lag quer über ihrem braunen Körper. Die Spinne kämpfte sich ab, und plötzlich wurde ihm klar, was geschehen war: Sie saß in ihrem eigenen Netz gefangen.
»Tane ist der Jüngste«, erklärte Rebecca fröhlich. Weder Sorgen noch Ängste ließ sie sich anmerken, obwohl sie von ihnen zutiefst aufgewühlt wurde.
Tane durchsuchte den Haufen bunt eingepackter Geschenke, bis er eines fand, auf dem der Name seines Vaters stand.
»Frohe Weihnachten«, sagte er und machte großes Aufhebens beim Überreichen des Geschenks. Sein Vater grinste und riss es ihm schließlich blitzschnell aus der Hand. Er las den Anhänger und entfernte dann schwungvoll dasGeschenkpapier. Ein Buch, der jüngste Thriller von John Grisham, von Dads Onkel in Wellington.
Dad lachte laut auf, ohne erkennbaren Grund. Einfach nur so, aus Freude, weil heute Weihnachten war.
Wenn er wüsste!
Tane suchte bereits nach dem nächsten Geschenk – für seine Mutter. Aber in Gedanken war er weit weg und übersah mehrmals Geschenke, die für sie bestimmt waren.
Dann fand er eines von Fatboy für Rebecca, danach eines von Rebecca für Fatboy.
Fatboys Geschenk für Rebecca war eine silberne Halskette. Tane schaute zwar nicht sehr genau hin, aber sie sah teuer aus. Schließlich hatten sie noch über eine Million Dollar auf dem Konto ihres Trusts, auf die sich täglich Zinsen anhäuften, welche Rolle spielte also das Geld? Allein der Gedanke zählte, und er hoffte, dass es Rebecca klar würde, wie sorgfältig er selbst das Schachspiel für sie ausgesucht hatte.
Aber sie hatte sein Geschenk immer noch nicht aufgemacht, sparte es bis zuletzt auf,
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