Der Tomorrow-Code - Thriller
Fatboy auf den Weg gemacht hat, dachte er.
Wir beide. Das klang gut und gefiel ihm. Was hatte ihm Rebecca sagen wollen, bevor Fatboy hereinstürzte und alles verdarb? Sein Herz klopfte heftig. Hatte sie ihm sagen wollen, dass sie mehr als nur gute Freunde sein könnten? Das war es, ganz sicher. Sie kannten sich schon so lange, und jetzt endlich war es so weit … vielleicht?
Er lief den kurzen Flur entlang und stürmte durch die Schwingtür.
Das Chronophon stand geöffnet auf dem Küchentisch. Sogar von der Tür aus konnte er die Worte »SCHAU NICHT RUNTER« auf dem Display lesen.
Fatboy jedoch konnte sie nicht lesen. Rebecca auch nicht. Fatboy hatte die Arme um sie gelegt, und sie hatte die Arme um ihn gelegt, und sie waren verloren in ihrer eigenen Welt. Als Tane eintrat, trafen sich ihre Lippen.
Tane stockte der Atem. Ein Würgereiz stieg tief aus ihm hoch, sein Mund füllte sich mit ekelhaftem, gallenbitterem Geschmack. Er schluckte heftig, verschluckte sich, mussteheftig husten. Seine Kehle brannte. Rebecca und Fatboy blickten auf, fuhren erschrocken auseinander.
»Was ist los, Tane?«, fragte Rebecca erschrocken und trat einen Schritt von Fatboy weg.
Tane starrte sie beide an, schluckte krampfhaft, um den Geschmack im Mund loszuwerden.
»Was ist denn?«, fragte auch Fatboy.
Er schaute noch einmal zwischen beiden hin und her. »Nichts«, sagte er, aber er hörte, wie gepresst es klang. In seinen Ohren dröhnte es, und eine Sekunde lang verschwamm alles vor seinen Augen. »Nichts!«, lachte er gezwungen. »Ich dachte, das Chronophon funktioniert nicht mehr, weil ich keine Antwort von euch bekommen habe, aber jetzt sehe ich, dass alles okay ist.« Mit einer verlegenen Geste deutete er auf das Display.
Fatboy las die Mitteilung und lachte.
Rebecca warf Tane einen eigenartigen Blick zu und sagte: »Wir haben nur voneinander Abschied genommen.«
»Klar«, sagte Tane. »War ja deutlich zu sehen.«
VORSICHT, KAMERA
Donnerstag, 31. Dezember, 10.45 Uhr
Schweigend beluden sie den Frachtkahn. Es gab so vieles, was zu sagen gewesen wäre, aber nichts, was ausgesprochen werden konnte.
Sie nannten es Frachtkahn, aber eigentlich war es eher eine Art Käfig, ein großer, mit dicken Plastikwänden wasserdicht verschlossener Metallcontainer, an dem Schwimmer befestigt waren. Beladen mit ihren Vorräten durfte der Container nur so viel Auftrieb haben, dass ihn die
Möbius
hinter sich her schleppen konnte. Keinesfalls durfte der Container das kleine U-Boot auf den Meeresboden hinunterziehen oder selbst an die Oberfläche treiben.
Im Frachtkahn fanden zwölf wasserdichte Plastikcontainer Platz.
Das war die letzte Ladung. Sie hatten bereits über hundert Container auf einer natürlichen Felsenbank innerhalb der Rangitoto-Höhle aufgeschichtet, wie sie die Höhle nannten. Nach Rebeccas sorgfältigen Berechnungen hatten sie genug Nahrungsmittel und Frischwasser, um vier Menschen für mehr als ein Jahr oder sechs Menschen für mindestens neun Monate ernähren zu können. Rebeccas Mutterahnte zwar nichts, aber für sie war eine Koje im U-Boot reserviert. Ebenso für Tanes Eltern, obwohl auch sie nichts davon wussten.
Wie sollte man auch den eigenen Eltern erklären, dass das Land, in dem sie lebten, bald völlig verwüstet würde? Dass ihre einzige Überlebenschance darin bestand, auf absehbare Zeit in einem kleinen U-Boot in einer Unterwasserhöhle zu hausen?
Diese letzte Ladung war vermutlich die wichtigste. Sauerstoffflaschen und Sofnolime-Atemkalkpatronen. Mit den Sauerstoffflaschen sollte die Luft im U-Boot aufgefrischt werden, und die Sofnolime-Patronen reinigten die Luft von dem Kohlendioxid, das sie ausatmeten.
Solange sie den Luftschlauch über die Wasseroberfläche schieben konnten, würden sie beides nicht brauchen, aber sie rechneten auch damit, dass sie längere Zeit keine Frischluft von oben herabsaugen konnten.
Frischluft wollten sie nur ansaugen, wenn sie absolut sicher sein konnten, dass die Luft sauber und rein war. Das konnten sie jedoch nicht wissen und rechneten deshalb damit, dass sie mehrere Monate lang völlig vom Rest der Welt abgeschnitten sein würden.
Rebecca lud die Flaschen und Patronenpackungen in die Plastikkisten, und Tane verstaute sie im Frachtkahn. Er hätte gern mit ihr geredet, fand aber nicht die richtigen Worte. Sie schien sich in einer fremdartigen, seltsamen Stimmung zu befinden, die er vor der Szene in der Küche noch nie bei ihr bemerkt hatte.
Es dauerte über
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