Der Tomorrow-Code - Thriller
eine Stunde, bis der Kahn beladen war. Ein paar Sauerstoffflaschen blieben übrig, die nicht mehr hineinpassten, also verstauten sie sie an Bord der
Möbius.
Schließlich konnte man nie wissen, ob sie die Flaschen nicht doch benötigen würden.
Rebecca ließ sich erschöpft in einen der Gartenstühlefallen, die auf dem Rasen herumstanden, und schaute still über das Meer zur Stadt hinüber. Tane überprüfte noch einmal, ob sie an alles gedacht hatten, und bemerkte den Laptop, der auf dem Gartentisch stand.
Er packte ihn in die Tasche und trug ihn zur
Möbius,
wobei er auf den rutschigen Holzstufen, die zum Bootshaus führten, besonders vorsichtig war.
Er war gerade halb die Treppe hinuntergegangen, als er das Telefon klingeln hörte. Rebecca wartete oben auf ihn, das Telefon in der Hand.
»Es ist für dich.«
»Wer ist dran?«
Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
Tane hielt den Hörer ans Ohr, hörte aber nur ein Piep-piep-piep. Der Anrufer hatte bereits aufgelegt.
Sie gingen zum Haus zurück, beide fühlten sich ein wenig gehemmt und verlegen. Rebeccas Mutter streckte den Kopf aus ihrem Zimmerfenster.
»Da seid ihr ja!«, rief sie. »Ich habe euch überall gesucht!«
»Alles in Ordnung, Mum?«, rief Rebecca besorgt zurück, aber ihre Mutter antwortete nicht darauf.
»Ihr seid im Fernsehen! Du und Tane und … äh … Tanes Bruder!«
Tane und Rebecca blickten sich erstaunt an. Bestimmt meinte sie die Phantombilder. Aber die Polizei hatte kein Bild von Fatboy.
Wie auf Kommando rannten sie ins Haus zurück, stürzten durch die Terrassenschiebetür ins Wohnzimmer und zu dem riesigen Fernseher in der Ecke.
Keine Phantombilder mehr. Sondern richtige Fotos. Fotos von allen dreien. Zwar waren die Bilder nicht besonders scharf, aber die drei war eindeutig zu erkennen.
»Woher zum Teufel haben sie die Bilder?«, sagte Rebecca atemlos.
»Ich weiß nicht … oder warte mal …«, sagte Tane. Irgendetwas im Hintergrund der Fotos kam ihm bekannt vor. Plötzlich wusste er es. Das Gemälde an der Wand hinter ihnen …
Tuatara Dawn.
»Oh, Mist. Die Fotos stammen von der Überwachungskamera auf Motukiekie«, erklärte er. »Daran hätten wir denken müssen. Sie haben offenbar sämtliche alten Aufzeichnungen durchgesehen.«
»Wir müssen Fatboy warnen!«, schrie Rebecca auf. »Mit seinem Moko wird ihn jeder in einer Sekunde erkennen! Wir müssen ihn aufhalten!«
»Ich glaube, es ist schon zu spät«, sagte Tane. »Wir müssen von hier verschwinden!«
»Nein! Wir müssen ihn warnen!«, beharrte Rebecca und rannte zu ihrem Zimmer. »Wenn er das Chronophon nicht installiert, gibt es gar kein Chronophon und auch keinen Lottogewinn! Nicht mal ein U-Boot !«
Sie nahm ihr Handy vom Schreibtisch und begann zu wählen. Dann hielt sie abrupt inne, blieb unter der Tür stehen, als sei sie im Türrahmen festgenagelt worden.
Tane trat neben sie.
Der Ausdruck der letzten Chronophonbotschaft lag noch im Ausgabeschacht des Druckers. In seiner Hast und seiner Wut hatte er die Botschaft völlig vergessen.
FTBYDNTGO.
WTRBLSTMPS.
DSVLETHM.
SLTABS.
DNTABSRB .
»Das ist eine neue Mitteilung«, sagte Rebecca verwundert. »Warum hast du uns das nicht gesagt?«
»Ich …«
Sie überflog den Text, dann glitt ihr Blick wieder auf die erste Buchstabengruppe: FTBYDNTGO.
»Fatboy don't go«, las sie langsam vor. Sie wirbelte zuihm herum. »Fatboy geh nicht! Das ist eine Warnung, um zu verhindern, dass Fatboy … o mein Gott! Und du hast es gewusst! Du hast es gewusst!«
Sie starrte ihn an, entsetzt, ungläubig, das Gesicht nur eine Handbreit von seinem entfernt. »Du hast es gewusst!«
»Nein! Ich habe sie gar nicht gelesen! Ich meine, ich habe sie gesehen, aber …«
»Du hast es gewusst und nichts gesagt! Du hast alles kaputt gemacht! Du hast Fatboy losziehen lassen, trotz der Warnung! Tane!« Sie schrie seinen Namen so laut heraus, so nahe vor seinem Gesicht, dass er unwillkürlich zurückwich.
Tane schüttelte den Kopf, versuchte sich zu rechtfertigen. Er hatte die Mitteilung doch gar nicht gelesen!
»Und alles nur, weil du mich mit ihm zusammen gesehen hast, stimmt's?«, fragte Rebecca langsam. »Du wolltest es uns sagen, aber dann hast du uns zusammen gesehen und hast nichts gesagt. Du blöder, dummer …«
Ihre Beine schienen plötzlich nachzugeben. Sie wankte zwei kurze Schritte zu ihrem Bett und ließ sich auf die Bettkante fallen.
»Tane«, flüsterte sie, »ich habe mit Fatboy
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