Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
Vom Netzwerk:
gönnte der Stadt keinen Blick. Schweigend führte er ihn die Straße hinunter. Bald hatten sie den Hafen erreicht. Ein paar Fischer waren auf dem Kai unterwegs, sie trugen Netze und leere Kisten zu ihren Booten, wenig Vertrauen erweckende Kähne, die in der Dünung dümpelten. Misstrauisch sahen die Männer zu ihnen herüber. Eine verhärmt aussehende Frau zog einen Handwagen mit frisch gebackenen Brotlaiben über das Pflaster. Sie warf Simon einen feindseligen Blick zu.
    Jetzt erkannte Simon, wohin ihn der Hüne brachte. Direkt vor dem Eingang der verfallenen Markthalle stand ein uralter Geländewagen, seine Blechhaut war zerdellt und voller Rost. Ein bärtiger Arbeiter war dabei, den Tank des Fahrzeugs aus einem Benzinkanister zu befüllen.
    Luc hatte recht gehabt. Sie wollten ihn fortbringen!
    »Los, weiter!«
    Der Hüne versetzte Simon einen Stoß in den Rücken und trieb ihn auf den Wagen zu. Simon erinnerte das Gefährt an den Geländewagen, den sein Großvater gehabt hatte. Allerdings befand sich bei diesem Auto statt einer Rückbank ein großer geschlossener Kasten hinter dem Fahrerhaus. Die Blechbox hatte keine Fenster, nur eine vergitterte Öffnung in der Seitenwand und eine Tür auf der Rückseite. Die beiden Türflügel standen weit offen. Simon sah eine schäbige Decke auf dem Boden der Ladefläche liegen.
    »Steig ein.«
    Simon schüttelte den Kopf. Um nichts in der Welt würde er in diese Box klettern. Der Hüne grunzte ungehalten und zerrte ihn zum Wagen, um ihn in den Kasten zu stoßen. Die Decke dämpfte Simons Aufprall.
    Hastig rappelte Simon sich wieder auf. »Nein! Nicht die Tür zumachen!«
    Es war, als hätte er nichts gesagt: Der Hüne schloss den ersten der beiden Türflügel, dann packte er den zweiten Griff, um die Tür zuzuschlagen.
    Wo war Ashakida?
    Da hörte Simon einen Ruf: »Warte!« Er kannte die Stimme. Ira lief den Kai entlang, gemeinsam mit der Anführerin der Dorfbewohner, offenbar hatte Ira sie alarmiert. »Stopp! Nicht wegfahren!«
    Der Hüne reagierte nicht. Krachend fiel die Tür ins Schloss.

[zurück]
8
    Simon brauchte einen Moment, bis sich seine Augen an das Halbdunkel im Inneren des Wagens gewöhnt hatten. Von draußen war immer noch Iras Stimme zu hören, und die des Hünen, der knapp antwortete. Dann mischte sich eine dritte Stimme ein. Sekunden später knirschte das Schloss und einer der Türflügel schwang auf.
    Die Anführerin der Dorfbewohner stand vor dem Wagen. Sie trug dieselbe Kleidung wie am Abend zuvor, nur ihre schwarzen Haare waren noch zerzaust von der Nacht, offenbar hatte Ira sie aus dem Bett geholt.
    Mit gerunzelter Stirn sah die Schwarzhaarige erst Simon und dann den Hünen an. »Wer hat dir gesagt, dass du ihn wegbringen sollst?«
    Eine gebeugte Gestalt betrat den Platz, es war der Alte vom Vorabend. Sein schneeweißes Haar leuchtete in der Sonne. Herausfordernd blickte er die Anführerin der Dorfbewohner an. »Ich«, sagte er knapp. Bevor jemand etwas erwidern konnte, wandte er sich dem Hünen zu. »Schaff das Mädchen weg.«
    Der Hüne nickte und schloss erneut die Tür von Simons Gefängnis. Dann griff er nach Iras Arm, um sie wegzuführen. Ira wehrte sich, doch gegen den Griff des Mannes hatte sie keine Chance.
    Der Alte wartete, bis Ira außer Hörweite war, dann wandte er sich wieder der Frau zu. Seine Stimme klang kalt und sein Blick war fest. »Du weißt, wo wir ihn hinbringen werden.«
    »Das darfst du nicht!«
    »Tatsächlich?«
    »Das habe ich nicht erlaubt. Ich bin die gewählte Anführerin.«
    »Und ich bin der Älteste hier im Dorf.« Der Alte kam näher. Ein harter Zug lag um seinen Mund. »Du weißt, warum wir es tun müssen, Sophia. Du kennst den Auftrag, den wir von Drhan bekommen haben.«
    Die Schwarzhaarige zögerte. »Er muss es ja nicht erfahren.«
    »Ist das dein Ernst? Drhan erfährt alles! Es ist nur eine Frage der Zeit. Außerdem gehen unsere Vorräte zur Neige.«
    »Aber er ist so jung, Victor! Fast noch ein Kind!«
    »Und genau deshalb bringst du uns in Gefahr. Weil du Mitleid hast.« Der Alte spuckte verächtlich aus. »Es geht hier nicht um dich, Sophia, sondern um uns alle! Du kennst Drhans Macht! Wenn wir uns gegen ihn stellen, wird er uns vernichten.«
    Simon hatte dem Gespräch gebannt zugehört. Die Worte des Alten hatten bestätigt, was er schon befürchtet hatte: Sie wollten ihn in das Stadtzentrum bringen, um ihn Drhan auszuliefern! Er musste fliehen!
    Fieberhaft sah sich Simon um. Die Ladebox war aus mehreren

Weitere Kostenlose Bücher