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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Weg hierher beobachtet hatte. »Die betanken den Wagen!«
    Ira war blass geworden. »Das machen sie nur, wenn sie in die Stadt wollen …«
    Luc nickte und berichtete, dass der Dorfälteste den Hünen aufgefordert hatte, erst den Wagen zur Markthalle zu fahren und dann Simon zu holen. Das konnte nur eines bedeuten: Sie wollten ihn aus dem Dorf fortbringen.
    Ihnen blieb keine Zeit, einen Plan zu schmieden, denn draußen stieg schon jemand mit schweren Schritten die Treppe zum Gemeindeamt hinauf: Der Hüne kam! Alarmiert sahen sich die fünf Jugendlichen an. Keiner sagte ein Wort, jeder wusste, was zu tun war. Sekunden später waren die Sachen zusammengerafft und in den Rucksäcken verstaut, die Kerzen wurden gelöscht, und die vier schlichen zur Kellertreppe, um sich darunter zu verstecken. Simon legte sich auf den Boden und stellte sich schlafend.
    Keinen Augenblick zu früh. Im Schein seiner Fackel stieg der Hüne die Kellertreppe hinab.

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7
    Den Kopf auf seinen Armen, lag Simon auf dem Boden und lauschte den schweren Schritten, die sich seinem Gefängnis näherten. Es wurde hell im Keller, er sah es hinter seinen geschlossenen Lidern. Qualm stach in seine Nase. Simon hustete und tat so, als würde er gerade erst aufwachen.
    Der Hüne stand auf der anderen Seite des Gitters und starrte ihn misstrauisch an. »Steh auf.« Er griff an seinen Gürtel, knüpfte den dort festgebundenen Schlüssel ab und schob ihn in das Schloss der Gittertür, um es zu entriegeln.
    Die Tür schwang auf.
    »Mitkommen.«
    Simon tat so, als folgte er der Aufforderung. Doch er wollte nicht mitkommen, das war ihm nach Lucs Warnung klar geworden. Mit angespanntem Körper beobachtete er den Hünen aus den Augenwinkeln. Kurz bevor die Hand des Mannes ihn ergreifen konnte, duckte sich Simon unter dem ausgestreckten Arm hindurch. Diesmal jedoch ließ sich der Hüne nicht austricksen. Seine großen Hände packten Simon und rissen ihn herum. Wütend starrte der breitschultrige Mann ihn an, sein Gesicht ganz nah an dem von Simon. »Tu das nie wieder!«
    Sie verließen das Gemeindeamt und gingen die Treppe zum Marktplatz hinunter. Der Hüne hielt Simons Oberarm fest umklammert, er schob ihn voran, während sie die Stufen hinabstiegen. Simon musste aufpassen, um nicht zu stolpern. Kurz glaubte er, ein Flüstern und leise Schritte hinter sich zu hören, doch er drehte sich nicht um. Falls Ira und die anderen ihnen nachschlichen, wollte er sie nicht verraten.
    Die Sonne war tatsächlich schon aufgegangen, sie stand über der Hügelkette und wärmte die staubigen Gassen. Doch es war kein Mensch in den Straßen unterwegs, das Dorf wirkte wie ausgestorben, so wie jeden Tag, seit Simon hier angekommen war. Nur aus den Kellergewölben, in denen die Bewohner lebten, stieg Rauch auf, er stammte von den Kochstellen, die früh am Morgen eingeheizt wurden.
    Der Hüne zerrte ihn mit sich, mit festem Griff. Simon rang seine Furcht nieder und konzentrierte sich. Solange sein Bewacher ihn berührte, musste er die Gelegenheit nutzen und herausbekommen, was die Dorfbewohner vorhatten. Es war leichter als erwartet, der Hüne wehrte sich nicht. Vermutlich merkte er noch nicht einmal, dass Simon in seine Gefühle eindrang.
    Ashakida hatte recht gehabt. Der Mann, so groß und kräftig er war, hatte Angst vor ihm. Doch Simon spürte noch etwas: Wut, weil er fast schon wieder übertölpelt worden war, und eine wilde Entschlossenheit, seinen Auftrag zu erfüllen. Wohin der Hüne ihn bringen wollte, das sah Simon nicht.
    Sie gingen die Hauptstraße hinunter, dann bogen sie in einen schmalen Weg ein, der hinab zum Hafen führte. Das Meer glitzerte zu ihnen herauf. Simon konnte die beiden verfallenen Molen sehen, die das Hafenbecken vor den Winterstürmen schützten.
    Der Wind, der über das Wasser strich, hatte in der Nacht gedreht, er roch nun faulig, vermischt mit einem bitter schmeckenden Dunst. Er kam aus dem Zentrum der Stadt auf der anderen Seite der Bucht. Düster und schwelend erhob sich Drhans Reich in den Morgen, ein stinkendes Geschwür, das sich in die Küste gefressen hatte. Wie ein schwarzer Obelisk ragte der Tower inmitten der Hochhaustürme in den Himmel. Selbst im blassen Licht der Morgensonne sah die Stadt unheimlich aus. Die Mauer, die die Stadt umgab, glänzte, so als sei sie aus Metall und nicht aus Stein oder Beton. Simon musste an die Befestigungsmauer einer mittelalterlichen Siedlung denken. Oder sah er die Mauer eines Gefängnisses?
    Der Hüne

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