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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Oberbefehlshaber anzusehen.
    »Rühren!«
    Als wären sie Teil einer Maschine, traten alle Soldaten gleichzeitig einen Schritt zurück und legten die Hände auf dem Rücken übereinander. Dumpf warfen die Mauern den Klang ihrer Stiefel zurück.
    »Meldung!«
    Einer der Männer, offenbar ein Offizier, trat vor und berichtete, dass der Gesuchte noch nicht gefunden sei. Sie hätten, fuhr der Soldat fort, das Dorf umstellt, der Gesuchte könne nicht fliehen.
    Der Kommandant schien von der Nachricht nicht begeistert zu sein. »Wegtreten!«, befahl er grimmig.
    Der Offizier salutierte, doch er blieb stehen. »Da ist noch etwas. Der Dorfälteste will Sie sprechen.«
    Der Kommandant drehte sich erstaunt um. Offenbar war der Wunsch ungewöhnlich. »Bringt ihn her.«
    Der Offizier gab den Befehl an seine Soldaten weiter und trat zurück in die Reihe. Wenig später zerrten zwei Uniformierte den Dorfältesten auf den Platz. Der Alte sah furchtbar aus. Er musste gestürzt sein, vielleicht war er auch geschlagen worden, Simon wusste es nicht. Obwohl er von ihm eingesperrt worden war, tat ihm der alte Mann leid.
    »Victor, mein Lieber.« Der Oberbefehlshaber musterte den Dorfältesten kühl. »Schön, dich zu sehen.« So freundlich seine Worte auch klangen, so abweisend war die Sprache seines Körpers. »Was willst du?«
    »Warum werden wir eingesperrt?«
    »Weil ihr den Jungen versteckt.«
    »Das tun wir nicht! Ich habe euch gesagt, wo ihr ihn findet.«
    Simon ballte die Faust. Der Dorfälteste hatte ihn verraten! Natürlich! Iras Großmutter hatte den Rucksack geholt, und dabei hatte sie gesagt, dass Simon bei ihr war.
    »Hab keine Sorge, Victor.« Der Kommandant lächelte, während sein Blick kalt wie Eis blieb. »Wir werden den Jungen finden. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Dann lasst uns frei. Und gebt mir die Sachen, die ihr uns versprochen habt: das Werkzeug, die Kochtöpfe. Und wir brauchen Kleidung.«
    »Das ist nicht mehr nötig.«
    »Aber wir haben eine Absprache!«
    »Die ich hiermit aufkündige«, antwortete der Kommandant ungerührt, während er sich abwandte und seine Mütze abnahm, um den Staub von ihr abzuklopfen.
    Der Alte war überrascht. »Aber warum?«
    »Wir brauchen euch nicht mehr. Es ist vorbei.«
    Entsetzt öffnete der Dorfälteste seinen Mund. »Aber wir haben immer getan, was ihr verlangt habt! Das könnt ihr nicht machen!«
    »Ach ja? Können wir das nicht?« Langsam drehte sich der Uniformierte zu ihm um. Sein Blick schien den Alten zu durchbohren. »Warum, glaubst du, haben wir euch hier in diesem elenden Dorf zurückgelassen? Hast du dich nie gefragt, warum gerade ihr außerhalb der Stadt leben durftet, als Einzige an der ganzen Küste? Ich verrate es dir. Ihr hattet eine Aufgabe: uns Bescheid zu geben, wenn jemand das Weltentor durchschreitet.«
    »Und das haben wir getan.«
    Der Kommandant nickte zustimmend. »In der Tat, das habt ihr. Und jetzt ist der, auf den wir gewartet haben, endlich gekommen. In ein paar Stunden ist er in unserer Gewalt. Das war’s.« Ohne den Alten weiter zu beachten, wandte er sich seinem Offizier zu. »Bringt ihn weg. Und lass die Wagen holen.«
    Der Offizier salutierte und gab die Befehle weiter. Zwei Soldaten zerrten Victor zurück zur Markthalle, während die übrigen Uniformierten in der Dunkelheit verschwanden. Wenig später dröhnten Motoren auf, und eine Reihe von Lastwagen rollte auf den Platz. Befehle schallten durch die Nacht, dann wurde der Stacheldraht vor dem Eingang der Markthalle zurückgeschoben.
    »Los. Alle rauskommen!«
    Hilflos mussten Simon und Ira mit ansehen, wie die Dorfbewohner aus der Markthalle getrieben wurden. Die Soldaten ließen die Männer, Frauen und Kinder in mehreren Reihen antreten, um sie dann wie Vieh in die Lastwagen zu scheuchen. Ira entdeckte ihre Großmutter in einer der Gruppen, die auf die Ladeflächen der Transporter klettern mussten, ein Mädchen stützte sie. Die Alte sah im flackernden Licht des Feuers blass aus. Simon hörte, wie Ira ein Schluchzen unterdrückte. Er spürte ihre Hand, sie tastete nach der seinen. Simon brauchte nicht in ihre Gefühle einzutauchen, um nachzufühlen, was sie empfand.
    Draußen vor der Markthalle klappten die Soldaten die Ladeklappen hoch und ließen die Motoren an. Lastwagen für Lastwagen verließ den Platz. Schließlich verklang auch das Motorengeräusch des letzten Wagens in der Dunkelheit.
    Der Kommandant horchte in die Stille. Er wirkte zufrieden, als er sich umdrehte und den

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