Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
Vom Netzwerk:
begann sich langsam rot zu färben.
    Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.

[zurück]
21
    Behutsam, um kein Geräusch zu machen, schob Simon den Trageriemen des Rucksacks von seinen Schultern und ließ sein Gepäck zu Boden gleiten. Er drehte sich auf den Bauch und lugte über die Kante des Grabens, um die Lage zu erkunden.
    Sie befanden sich am Dorfausgang am Fuße des Hügels. Simon kannte diesen Platz. In seiner Welt Gula hatte er von hier aus das Haus des Großvaters sehen können, doch hier sah er nichts, in dieser Welt brannte nachts kein Licht. Simon erkannte gerade noch die Gewächshäuser neben den Feldern, die das Dorf umgaben. Direkt gegenüber auf der anderen Seite des Weges sah er die Tankstelle, die auch in seiner Welt am Dorfausgang zu finden war. Anders als in Gula war sie hier in Avaritia unzerstört, doch sie war schon seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb. Die Türen der Werkstatt und des Kassenhäuschens waren vernagelt und fast alle Glasscheiben zersplittert. Unkraut rankte an den altertümlichen Zapfsäulen empor.
    Simon gönnte der Tankstelle nur einen kurzen Blick. Seine Aufmerksamkeit galt der Straße und den angrenzenden Feldern. Nun begriff er, warum der Anführer der Soldaten so sicher gewesen war, ihn zu ergreifen. Seine Männer hatten das gesamte Dorf umzäunt, mit einem Stacheldrahtzaun, den sie auf Lastwagen herbeitransportiert und ausgerollt hatten. Der obere Rand des Zauns war mit messerscharfen Spitzen gekrönt. Uniformierte Männer mit automatischen Waffen und Nachtsichtgeräten patrouillierten entlang der unüberwindbaren Grenze. Direkt neben der Tankstelle befand sich eine Öffnung, die Straße führte hindurch, es war ein Checkpoint mit Panzersperren und einem Schlagbaum, vor dem Soldaten standen. Die Grenze war scharf bewacht. Die uniformierten Männer stoppten jedes Fahrzeug, das das Dorf verließ, und leuchteten mit ihren Taschenlampen in jeden Winkel der Fahrerkabinen. Mit Spiegeln kontrollierten sie die Unterseite der Fahrzeuge. Auch die Ladeflächen der Geländewagen und Militärtransporter wurden abgesucht.
    Simon rutschte zurück in den Graben. Was sollten sie nur tun?
    Ein Band aus Lichtpunkten glitt den Hügel hinab, es war eine Kolonne von Militärlastwagen, die sich dem Kontrollpunkt an der Tankstelle näherte. Eilig zogen die Soldaten am Checkpoint den Stacheldraht zur Seite und öffneten den Schlagbaum. Lastwagen für Lastwagen rollte in das Dorf hinein, der Boden bebte unter den schweren Fahrzeugen. Die Kolonne fuhr ein Stück und stoppte auf einem Platz direkt am Dorfrand. Befehle wurden gebrüllt, Ladeklappen entriegelt. Dann sprangen die ersten Männer hinab auf die Straße. In den Transportern waren Soldaten, sie kletterten von den Ladeflächen und nahmen in mehreren Reihen Aufstellung. Andere Lastwagen transportierten die Ausrüstung, kleine Tanks, die wie Rucksäcke getragen werden konnten und an denen Schläuche befestigt waren. Die Schläuche endeten in länglichen Handstücken mit Griffmulden. Jeder der Soldaten setzte einen der Tanks auf und probierte die Funktion des Geräts: Helle, nach Nahrung gierende Feuerzungen schossen in die Nacht. Es waren Flammenwerfer.
    Nacheinander verschwanden die Soldaten in den Gassen des Dorfes. Nur die Fahrer der Lastwagen und die Männer, die den Checkpoint bewachten, blieben zurück.
    Die Fahrer stiegen ein, die Motoren heulten auf und die Kolonne rollte zurück zum Kontrollpunkt. Obwohl die Lastwagen gerade erst in die abgesperrte Zone hineingefahren waren und in Sichtweite angehalten hatten, behandelten die Männer am Checkpoint sie wie alle anderen Fahrzeuge, die die Grenze des Dorfes passieren wollten. Sie stoppten die Kolonne und winkten den ersten Transporter heran, leuchteten in das Fahrerhaus, blickten mit ihren Spiegeln unter den Fahrzeugboden und kletterten auf die Ladefläche. Dann gaben sie dem Fahrer ein Zeichen, den Kontrollpunkt zu passieren, um Platz für den nächsten Wagen zu machen.
    Der Fahrer zurrte an der Plane, die über die Ladefläche gespannt war, und kletterte zurück in das Fahrerhaus. Der Motor heulte auf und das Getriebe krachte. Der Wagen schoss ein Stück vorwärts, rollte ein Stück und blieb wieder stehen. Simon hörte den Fahrer fluchten. Erneut krachte das Getriebe.
    Ungeduldig wandten sich die Soldaten vom Checkpoint dem zweiten Fahrzeug zu, um es zu untersuchen.
    Simon hatte die Szene angespannt beobachtet. Hastig alarmierte er die anderen im Graben. Sie wussten erst nicht, was er

Weitere Kostenlose Bücher