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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Offizier, der mit ihm und dem Fahrer auf dem Platz zurückgeblieben war, ansprach. »Jetzt kümmern wir uns um den Jungen.« Er lächelte kühl. »Wir kriegen ihn, keine Sorge. Alarmier die gesamte Truppe. Und dann räuchern wir ihn aus.«

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20
    Erschöpft und niedergeschlagen erreichten Simon und Ira das Krähennest hoch oben über den Ruinen des Dorfes. Sie waren sofort aufgebrochen, nachdem der Kommandant und der Offizier den Platz vor der Markthalle verlassen hatten. Sie wussten, die Zeit drängte, die anderen mussten gewarnt werden.
    Der Weg zurück zu ihrem Versteck hatte unerträglich lange gedauert.
    Ashakida war derweil wie ein gefangener Tiger in der Hütte hin- und hergelaufen, bis die anderen sie angefleht hatten, endlich damit aufzuhören. Am liebsten wäre sie Simon nachgelaufen, um ihn zu suchen, doch er hatte der Leopardin das Versprechen abgenommen, im Krähennest zu bleiben. Jetzt, als er mit Ira durch den Eingang in das Versteck krabbelte, entlud sich ihre Anspannung in Ärger. Wütend fauchte sie Simon an. Doch sie war froh, ihn zu sehen, und nach einem Schlag mit ihrer Tatze gegen seine Brust, der ihn zurücktaumeln ließ, rieb sie ihren Kopf an ihm. Simon umarmte sie.
    Auch Tomas, Filippo und Luc waren erleichtert, dass Ira und Simon unversehrt zurückgekommen waren. Sie bestürmten die Rückkehrer mit Fragen, und so gut sie es konnten, erzählten die beiden, was sie gesehen und gehört hatten. Entsetzt hörten die anderen zu. Luc begann zu weinen. Als Simon und Ira mit ihrem Bericht endeten, breitete sich eine drückende Stille in der Hütte aus.
    Ashakida sah auf. »Ihr seid hier nicht mehr sicher. Wir müssen weg von hier, und zwar sofort!«
    Tomas nickte wortlos. Er war kreidebleich, so wie die anderen. Auch Luc und Filippo nickten.
    Ira packte alles, was sie an Vorräten im Krähennest fand, in ihre Tasche und kletterte als Erste aus dem Versteck. Die anderen folgten ihr. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand, und sie bemühten sich, lautlos und unsichtbar zu sein. Und so bemerkten die Soldaten, die in den Straßen patrouillierten, nicht die sechs Gestalten, die durch den Ort schlichen.
    Sie kamen nur langsam voran, nicht nur, weil sie sich vor den Soldaten verbergen mussten. Immer wieder kletterte Ira in die aufgebrochenen Wohnungen der Dorfbewohner hinab, um dort nach Dingen zu suchen, die sie bei ihrer Flucht gebrauchen konnten. Simon begleitete sie, während die anderen oben aufpassten. Die Gewölbe sahen so aus, als wären die Bewohner nur kurz fortgegangen. Würden sie jemals wieder zurückkehren? Ira und Simon versuchten, nicht darüber nachzudenken. Ohne Vorräte würden sie nicht lange überleben – sie durften jetzt keine Scheu haben, sich zu nehmen, was sie brauchten. Doch mit jedem Gewölbekeller, den sie betraten, wurde Ira stiller.
    Bald trug jeder von ihnen eine Tasche, auch Ashakida hatte ein kleines Päckchen geschultert. So leise sie konnten, schlichen sie durch die Nacht.
    Es gelang Ira, die Gruppe bis dicht an die Grenze des Dorfes zu führen, sie brauchten dafür einige Stunden, das Dorf war immer noch voller Soldaten. Doch keiner der Männer bemerkte sie. Endlich erreichten sie die Straße, die sie vom Dorfrand trennte.
    Hinter eine Mauer geduckt, näherten sie sich der sandbedeckten Piste. Ira ging als Erste, gefolgt von Simon, die anderen waren dicht hinter ihnen. Am Ende des Steinwalls sah Ira vorsichtig um die Ecke. Erschrocken zuckte sie zurück. Ihr Gesicht war blass geworden. Als Simon ebenfalls um das Ende des Walls lugte, begriff er, warum: Dies hier war der schlechteste Ort, den sie für ihre Flucht hatten auswählen können – Drhans Männer nutzten genau diese Straße, um ihren Nachschub in das Dorf zu transportieren. Simon ärgerte sich, dass sie den Weg nicht vom Krähennest aus hatten sehen können.
    Ira wies auf einen ausgetrockneten Graben direkt neben der Straße, und einer nach dem anderen sprang in die Vertiefung, erschöpft von der langen Nacht und von dem anstrengenden Weg. Niemand sagte etwas, alle hockten sich in das Gestrüpp, das die Senke überwucherte. Jeder wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt werden würden. Wachen patrouillierten auf der Straße, Soldaten marschierten in das Dorf, und immer wieder vibrierte der Boden, wenn Ketten- oder Truppenfahrzeuge vorbeirumpelten.
    Noch beschützte sie die Dunkelheit. Doch wenn es erst einmal hell wurde, würde man sie von der Straße aus sehen.
    Der Himmel im Osten

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