Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Seite. Die Luft roch muffig, Staub wirbelte bei jedem ihrer Schritte auf.
»Wo sind wir hier?« Neugierig blickte Tomas um sich. Ira und Simon zuckten mit den Schultern.
»Vielleicht in einer Schule?«, vermutete Simon.
Filippo stutzte. »Was ist eine Schule?«
Luc blickte sich ängstlich um. »Und wenn es hier doch Geister gibt?« Er rückte näher an Ira heran. Ashakida knurrte genervt.
Langsam gingen sie weiter, bis direkt vor ihnen im Lichtstrahl der Taschenlampe ein Geländer auftauchte. Sie folgten der Absperrung bis zu einem kleinen Kassenhäuschen, daneben war ein Durchlass. Nacheinander passierten sie die Stelle und gingen vorsichtig weiter. Der Klang ihrer Schritte verlor sich in der Weite des Raumes.
Tomas sah es zuerst, erschrocken fuhr er zurück. Dann schrie Filippo auf, auch Luc stieß einen entsetzten Schrei aus: Direkt vor ihnen stand ein unheimliches Wesen, groß und mächtig, ein Tier mit zwei langen Zähnen und einem gewaltigen Kopf, aus dem ein Tentakel ragte. Die Augen des Tiers blitzten im Licht der Taschenlampe.
Panisch wich Filippo zurück, er stolperte und fiel über Luc, der ebenfalls fliehen wollte. »Ira! Schnell, weg hier!«
Doch Ira regte sich nicht. Gebannt betrachtete sie den starr dastehenden Koloss. Auch Simon betrachtete das Tier fasziniert.
Iras Stimme klang heiser vor Anspannung, als sie flüsterte: »Was ist das?«
Simon sagte es ihr.
Vor ihnen stand ein riesiger Elefant.
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23
Eine Weile sagte Ira kein Wort. Mit großen Augen betrachtete sie das Tier, das regungslos auf seinem Podest in der Halle stand. Auch Simon war beeindruckt: Das Tier war ausgestopft, doch es sah so lebensecht aus, als würde es gleich seine Beine bewegen und auf sie zugehen. Er versicherte den anderen, dass der Elefant nicht lebendig war, und kletterte, als alle zögerten, über die Absperrung und berührte den Rüssel.
Vorsichtig kamen die anderen näher.
»Was ist das für ein Ding?« Filippo betrachtete den Elefantenbullen misstrauisch.
Simon erzählte, was er von Elefanten wusste. Viel war es nicht. Die anderen waren trotzdem beeindruckt.
Ashakida war um den Elefanten herumgeschlichen und hatte ihn von allen Seiten betrachtet. »Die Frage ist nicht«, knurrte sie nach Simons Bericht, »was das für ein Ding ist. Die Frage ist, wo wir hier sind.«
Simon bat Ira um ihre Taschenlampe, und nachdem er noch einmal an der Kurbel gedreht und den Akku geladen hatte, ging er tiefer in den Raum hinein. Bald tauchte das nächste Tier im Licht der Lampe auf: ein Nilpferd. Direkt daneben reckte eine ausgestopfte Giraffe ihren Hals in die Höhe, auf einem weiteren hölzernen Podest thronte ein Löwe. Ein Stück weiter stand ein Gorilla, seine Hände zu Fäusten geballt, das Maul zu einem stummen Schrei aufgerissen.
Luc sah sich mit großen Augen um, ängstlich darauf bedacht, in der Nähe von Tomas und Ira zu bleiben. Auch Filippo verkniff sich jeden Witz.
Simon hatte eine Ahnung, wo sie waren. Dies hier musste ein Museum sein. Doch dieses Museum war anders als jedes, das er bisher gesehen hatte. Es wirkte wie aus einer vergangenen Zeit. Nirgendwo gab es Schautafeln oder Bildschirme, auf denen Filme gezeigt werden konnten, er entdeckte kein Ausstellungsstück, das man anfassen konnte, es gab nichts zu drehen, zu verschieben, zum Herausziehen oder Hindurchsehen. Stattdessen hingen einfache Schilder an den Podesten oder an Metallgestellen, die vor den Ausstellungsstücken standen.
Luc sah ihn mit großen Augen an: »Wo sind wir hier?«
Simon erklärte es ihm. Die anderen hörten verblüfft zu – von einem Museum hatten sie noch nie zuvor etwas gehört.
Sie legten ihr Gepäck ab, bevor sie sich auf die Suche nach einem Schlafplatz machten. Simon löste das Päckchen von Ashakidas Rücken. Doch es dauerte, bis sie einen geeigneten Platz fanden. Luc weigerte sich, sich in der Nähe der ausgestopften Tiere hinzulegen. Doch weitergehen, um in einem anderen Haus einen Schlafplatz zu suchen, wollte er auch nicht. Schließlich entdeckte Ashakida in einer Ecke der Ausstellungshalle den Nachbau eines afrikanischen Dorfes, mit einem Dorfplatz und ein paar Hütten, umgeben von einem Zaun aus Dornengestrüpp. In einer der Hütten gab es sogar einige Schlafstellen.
Sie teilten sich einen Schlafplatz jeweils zu zweit. Simon lag mit Ashakida auf einer der Pritschen, während Ira Luc zu sich nahm. Tomas war enttäuscht, missmutig legte er sich mit Filippo auf die dritte fellbedeckte Schlafstätte.
Bald
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