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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Aquariums, das er früher mal gehabt hatte.
    »Aber wie kommen Algen in eine U-Bahn?«
    Niemand von ihnen wusste eine Antwort auf Iras Frage.
    Sie erreichten das Ende der Treppe. Vor ihnen öffnete sich ein Gang, er war lang und schmal, der Lichtstrahl reichte nicht bis an das Ende. Die Wände waren komplett mit grünem Schleim bewachsen, auch von der Decke wuchsen Algen herab. Es war ein wenig so, als würden sie in einen feuchten Urwald blicken.
    »Müssen wir da durch?« Ira verzog angewidert ihr Gesicht.
    Simon nickte. Soweit er sich erinnerte, führte der Gang zum nächsten U-Bahnhof, an dem ein Gleistunnel vorbeiführte. Wenn dieses Tunnelsystem jenem in seiner Welt glich, würden sie entlang der Gleise bis weit unter die Stadt kommen.
    Sie setzten ihre Wanderung fort. Je tiefer sie in den Verbindungsgang vordrangen, desto unangenehmer wurde es. Die Algen wuchsen immer länger und dichter, wie Lianen hingen sie von der Decke herab. Immer wieder strichen die feuchten Fäden durch ihre Gesichter und über ihre Körper, und bald war ihre Kleidung komplett durchnässt. Simon ekelte es, mit bloßen Händen den herabhängenden Algenschleim zur Seite zu ziehen, und kurz entschlossen holte er den Handschuh aus seinem Rucksack hervor, um seine Hand damit zu schützen. Wenn er das seltsame Ding schon mit sich herumschleppte, dann sollte es wenigstens zu etwas nütze sein.
    Endlich erreichten sie den U-Bahnhof. Beeindruckt blieben sie stehen. Dort, wo sich in Simons Welt eine große Halle geöffnet hatte, gefüllt mit Menschen und voller Licht und Leben, breitete sich hier vor ihnen ein feucht glänzender Dschungel aus. Ein eigenartiges Dämmerlicht erfüllte die grüne Höhle. Anders als gerade noch im Gang, wuchsen hier nicht nur Algen, sondern zwischen dem schleimigen Teppich, der alles bedeckte, entdeckten sie eigenartig geformte Pflanzen. Sie leuchteten sanft und schillerten braun und grün und blau, und ihre Formen erinnerten Simon an etwas, das er gut kannte.
    Erst als sie näher kamen, erkannte Simon, was sie tatsächlich entdeckt hatten. Was sie für große Gewächse gehalten hatten, waren in Wirklichkeit viele einzelne Wasserpflanzen. Sie bedeckten die Gegenstände, die einst hier auf dem U-Bahnhof gestanden hatten: Bänke, Lampen, Mülleimer, Hinweistafeln, alles war komplett von ihnen überwuchert. Simon betrachtete sie im Licht der Taschenlampe genauer. Sie erinnerten ihn an die Seeanemonen, die er beim Schnorcheln im Meer gesehen hatte, jene vielfingrigen Lebewesen, die auf den ersten Blick wie Blumen aussahen und deren Fanghaar in der Strömung tanzte. Nur diese Pflanzen hier waren flacher als die Seeanemonen, die Simon kannte, und ihre tropfnassen, sanft glimmenden Tentakel hingen schlaff herab.
    Sie begannen, sich einen Weg durch den Dschungel zu bahnen, Simon ging voran in die Richtung, in der er den Gleistunnel vermutete. »Wir müssen schon weiter unter der Stadt sein.« Er spuckte aus, als ihm ein herabhängender Strang Algenschleim durch das Gesicht wischte. Ira musste lachen, dann half sie ihm, die Algen aus seinen Haaren zu entfernen.
    Endlich erreichten sie den Tunnel, in dem einst vor vielen Jahren die U-Bahn-Züge gefahren waren. Jetzt waren die Gleise rostig und die Holzbohlen aufgequollen. Manche der Schienen hatten sich gelöst und lagen quer im Tunnel.
    Überrascht blieb Simon stehen. Ira sah erst nicht, was ihn stocken ließ, doch als er es ihr zeigte, fand sie es ebenfalls seltsam. Im Gleistunnel wuchsen keine Pflanzen. Zwar waren der Boden und die Wände feucht, doch bis auf einzelne kleine grüne Flecken hatten sich kaum Algen an den Wänden festklammern können.
    Ashakida knurrte unruhig.
    Simon sprang auf das Gleisbett hinab und sah sich um. Kurz überlegte er, dann wies er in eine Richtung. »Dort entlang. In diese Richtung geht es in das Zentrum der Stadt.«
    Auch Ira sprang auf die Gleise.
    Nur Ashakida zögerte. Sie hob ihre Schnauze und schnupperte, dann knurrte sie erneut und sah den Gang hinunter.
    »Was ist?« Simon, der ein Stück vorgegangen war, blickte zu ihr zurück. »Ich wette, du wunderst dich, warum hier keine Algen wachsen.«
    Ashakida schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, warum Drhans Männer den Tunnel nicht bewachen.«
    Sie waren ein Stück in den Tunnel hineingegangen, als ihnen klar wurde, warum: Der Boden unter ihren Füßen begann zu zittern, und es ertönte ein Rauschen, das lauter wurde und sich zu einem Dröhnen steigerte. Die Gleise vibrierten. Wie

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