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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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theoretischen Lehrstunde bummelte Asmus zurück nach Westerland, immer so nah am Wasser wie die schmalen Karrenwege, die man als Stichstraßen zum Ufer ansehen musste, es zuließen. Häufig zwangen sie ihn, wieder umzukehren, um zu der einzigen Nord-Süd-Verbindung der Insel zu gelangen.
    Er hatte den Ort Wenningstedt noch nicht erreicht, als er sich oberhalb des Kliffs, das zum Dorf gehörte, vor einem einzelnen Haus wiederfand, zweistöckig und mit Erkern und Giebeln versehen, aber immerhin in einheimischer Bauweise mit Reetdach und umgeben von Heckenrosen. Da Asmus vermutete, er befände sich inzwischen auf privatem Gelände, stoppte er und machte kehrt.
    Just in diesem Augenblick tauchte der Kopf eines Mannes über der Hecke auf, dessen Erscheinen ein freundliches »Moin, moin« folgte. »Fliehen Sie vor mir? Müssen Sie nicht. Ich bin harmlos.«
    Asmus lachte und stellte den Motor aus. »Und ich bin hier wohl ganz und gar verkehrt. Ich wollte so küstennah wie möglich nach Westerland. Die Aussicht ist so schön!«
    »Keineswegs sind Sie verkehrt. Kommen Sie rein und trinken Sie einen Fliederblütensaft mit mir! Sollten Sie den noch nicht kennen – er ist sehr erfrischend.«
    Es konnte nicht schaden, sich mit Syltern aller Art bekannt zu machen. Dieser war ein Einheimischer, wie Asmus an der Sprache hörte.
    »Rörd Jacobsen«, stellte sich der großgewachsene Mann mit graumeliertem Haar und fast weißen Augenbrauen vor. Er reichte Asmus über die Hecke hinweg die Hand. »Und Sie sind der neue Polizist.«
    »Jawohl, Niklas Asmus.«
    »Kommen Sie mit.«
    Asmus folgte Jacobsen bis zum Tor und wurde in das Grundstück hineingelassen. Jetzt erst bemerkte er, wie elegant Jacobsen gekleidet war – ein Großstädter zu Besuch im eigenen Landhaus. Dazu passte auch, dass auf dem weitläufigen Gelände ein Mann eine Sense dengelte, während ein anderer das gemähte Gras zusammenrechte. Am Haus angekommen, griff Jacobsen nach einer Klingel. Kurze Zeit später eilte ein Hausmädchen mit einem Tablett herbei, auf dem ein Saftkrug und zwei Gläser standen.
    Man war hier auf alles vorbereitet. Asmus nahm Platz und schaute sich bewundernd um. »Es ist unglaublich idyllisch hier. Vor allem an einem so windstillen Tag«, bemerkte er.
    »Stimmt. Nicht nur im Sommer. Auch an ruhigen Nebeltagen im Januar. Das übrige Jahr auch. Bei Sturm ist es aufregend, über die See zu blicken. Und das alles im Wissen, dass ich hier über Geschieben aus Schweden und über Gesteinen aus Finnland und Norwegen wohne, deren Entstehung sich ein Laie kaum ausmalen kann. Sind Sie mal am Strand entlanggewandert, um das Farbenspiel des Kliffs von unten zu betrachten?«
    Asmus verneinte und trank das Glas in einem Zug leer. Er war tatsächlich durstig.
    »Dann kommen Sie doch einfach mal vorbei, wenn es Ihnen passt, und ich erkläre Ihnen die besonderen geologischen Verhältnisse dieses Ortes!«
    »Gerne«, sagte Asmus erfreut. »Mir scheint, ich habe es mit einem Fachmann für Geologie zu tun.«
    »Nun, nicht direkt. Es ist eines meiner Steckenpferde.«
    Offenbar hatte Jacobsen noch mehr davon. Er schienein interessanter Mensch zu sein. Asmus erhob sich unter Bedauern. »Jetzt muss ich weiter, ich bin im Dienst. Vielen Dank für den Saft, Herr Jacobsen.«
    »Oh, das war doch selbstverständlich.« Jacobsen brachte Asmus zur Pforte und sah ihm über der Hecke nach, als er davonratterte.
    Der Weg war sandig, aber durch breite Reifen festgefahren, worüber sich Asmus einen Augenblick wunderte.

KAPITEL 6
    Am nächsten Tag holte Asmus Ose zu Hause ab, sie wohnte gewissermaßen in Sichtweite von seinem Boot am nördlichen Ende von Keitum, gar nicht so weit weg von der Kirche St. Severin.
    »Wir müssen eine ganze Strecke fahren«, erklärte Ose, raffte ihr naturfarbenes Leinenkleid und kletterte auf den Soziussitz. »Nach Morsum. Das Kliff dort ist einzigartig, ist aber zum wunden Punkt von Sylt geworden. Noch vor dem Krieg wollten sie von dort für Militärfahrzeuge eine Brücke zum Festland bauen. Dieser Plan ist erledigt, aber jetzt nimmt ja der Dammbau in der Nähe seinen Ausgang. Und ausgerechnet das Kliff wollten sie abtragen und seine Erde als Dammunterbau verwenden! Stell dir vor!«
    »Ja, stelle ich mir vor.«
    »Und? Ein bisschen selbst denken hilft manchmal!«
    »Besondere geologische Erdschichten, Pflanzen und Tiere wären verschwunden«, schlug Asmus ernst vor.
    »Na ja, sicher«, gab Ose besänftigt zu. »Weißt du eigentlich, dass Niklas bei

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