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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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uns auf Friesisch Nis ist? Ich werde dich trotzdem Niklas nennen, bis du dich als Sylter bewährt hast. Und Asmus ist Asmussen. Ich hoffe, ich sehe mich nicht gezwungen, eines Tages Herr Niklas Asmus zu dir zu sagen.«
    »Nein, ich hoffe es auch nicht. Können wir jetzt losfahren, nachdem die sprachlichen Fronten geklärt sind?« Asmus setzte seinen Tschako auf, den Ose naserümpfend betrachtete.
    »Militärische Ausdrücke liebe ich auch nicht«, bemerkte sie.
    »Gewiss, Ose. Aber Diskussionen über Ausdrücke undUniformen erübrigen sich. Ich bin nun mal Polizist und möchte an die Arbeit. So schnell wie möglich.« Sie war eine kleine Kratzbürste, wie Asmus mittlerweile festgestellt hatte. Aber es musste im Rahmen bleiben.
    »Jetzt im Frühling sind die Pflanzen, die du schützen sollst, nicht so gut zu erkennen. Nächste Lehrstunde, wenn sie blühen«, versprach Ose, als sie am Strand unterhalb des Kliffs standen. »Die unterschiedlichen Farben hier repräsentieren Kaolinsand, Glimmerton und Sandstein, und jede Schicht hat eine eigene Pflanzen- und Tierwelt. Schmetterlinge fliegen später, zur Blütezeit, aber die Vögel nisten natürlich schon. Die Uferschwalben sind die pfeilschnellen Geschosse …«
    »Na, na«, unterbrach Asmus sie tadelnd. »Wie war das mit den militärischen Ausdrücken?«
    Ose grinste. »… die sich vor den Kliffwänden tummeln und sich Niströhren graben. Im Unterschied zu denen gibt es die stinkfaulen Brandenten, die den Kaninchen die Buddelei im Sand und im Schlick überlassen und in deren Wohnungen einziehen, wenn sie ihnen gemütlich genug erscheinen. Diese schwarzweißen großen Tiere, die du da vorne siehst.«
    »Faule Enten! Du sollst doch die Natur schützen, nicht moralisch beurteilen«, tadelte Asmus scherzhaft.
    »Oh, ich schütze sie ganztägig! Mit den Brandgänsen oder Brandenten, wie du willst, haben wir ein besonders gutes Verhältnis – wir überreden sie zur Zusammenarbeit.«
    »Die wie funktioniert?«
    »Wenn zu wenig Kaninchenhöhlen da sind, graben wir den Gänsen Nisthöhlen mit einem Ausgang zu einem Priel oder einem Wasserlauf.«
    »Das ist also eure Arbeit. Und deren?«
    »Die Zahlung der Miete. In Form von Eiern.«
    »Aber das ist doch kein Naturschutz«, wandte Asmus betroffen ein, während er verdrängte, dass er selber Möweneier sammeln wollte. Aber er war auch kein Naturschützer.
    »Du hast schon recht. Jedoch nur im Prinzip. Tatsächlich ist es aber so, dass die Kaninchenbauten knapp sind, weilimmer mehr Brandgänse vom Festland nach Sylt flüchten und deshalb mehrere Paare ein und dieselbe Höhle benutzen. Dann liegen mehrere Eigelege aufeinander, und die unteren erhalten beim Bebrüten keine Wärme. Sie verfaulen, und in diesem Matsch holen sich möglicherweise die oben geschlüpften Gössel Krankheiten, mit denen sie nicht fertig werden.«
    »Ach so«, sagte Asmus geschlagen. Es handelte sich also doch um Naturschutz im weiteren Sinne.
    »Ja. Wir lassen immer ein ebenerdiges Gelege von acht bis zehn Eiern zurück. Diese Anzahl von Kleinen schaffen die Eltern auszubrüten. Manchmal schmuggeln sich auch andere Wasservögel in die Gelege, wie Mittelsäger. Und alle Eier werden betreut. Es kann richtig putzig sein zu beobachten, was schließlich aus dem Nest in den Priel paddelt.«
    »Und hier im Schutzgebiet? Greift ihr da auch ein?«
    »Nein, hier natürlich nicht. Hier wird alles sich selbst überlassen. Übrigens haben wir das Schutzgebiet den Herren Avenarius, Goebel und Dr. Ahlborn zu verdanken, die im letzten Augenblick verhindert haben, dass das Kliff abgetragen wurde.«
    »Keine Friesen?«
    »Nein«, sagte Ose mit bitterer Miene, »keine Nordfriesen. Da müssen immer andere kommen, um unser Erbe zu schützen. Wir allein schaffen es einfach nicht. Sind wir zu dumm, oder was?«
    »Vermutlich seid ihr zu arglos. Ihr ahnt anscheinend nicht, was gewiefte Kaufleute aus euren Schätzen an Geld herausholen können.«
    Ose sah Asmus betroffen an. »Ja, das könnte sein. Dann lass uns jetzt zum Ende der Nössehalbinsel fahren. Dort befindet sich immer die Speerspitze derjenigen, die unser Sylt verderben wollen.«
    »Die Bauarbeiter also«, bemerkte Asmus. »Die sind angeheuert und können auch nichts dafür.«
    Am Munkhoog, wo das Restaurant Nösse mitten in die Einöde gebaut worden war, hatten sie das Motorrad zurückgelassen, als sie zum Kliff hinuntergewandert waren. EineFlagge knatterte leise am Fahnenmast des Gasthauses, und der Wind säuselte in

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