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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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stellen Sie Ihre kriegerische Kopfbedeckung unter die Bank. Leiden mag ich diese Dinger nicht.«
    »Ich auch nicht«, bekannte Asmus. »Sie sind so entsetzlich verräterisch und geben zuweilen ein völlig falsches Signal. Bis vor einigen Wochen gehörte so ein Ding nicht zu meiner Dienstkleidung. Immerhin habe ich auch keinen Säbel, was für mich sprechen sollte.«
    Avenarius musterte ihn mit plötzlichem Interesse. »Strafversetzt?«
    Asmus nickte griesgrämig.
    »Spricht tatsächlich für Sie. Was möchten Sie wissen?«
    »Ich soll, wie gesagt, die Naturschutzgebiete bewachen. Und das werde ich tun. Sie sind wunderschön. Aber ich brauche Nachhilfeunterricht in der Pflanzen- und Vogelwelt, um die Frevler, die bestimmt kommen werden, mit begründeten Argumenten in ihre Schranken verweisen zu können. Festnehmen, also. Es kann nicht sein, dass einer mir erklärt, die Strand-Platterbsen hätte schon sein Großvater als Mittagessen für seine zehn hungrigen Kinder geerntet und auch er hätte ein Recht darauf, vor allem in diesen schlechten Zeiten. Ich möchte sagen können, dass das nicht stimmen kann, weil die Platterbsen giftig sind, und er wahrscheinlich nur Futter für seine Ziegen sucht. Aber auch das ist schließlich verboten, weil Abernten den Dünen schadet.«
    Avenarius schmunzelte. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    Das wäre zu wenig, dachte Asmus ungeduldig.
    »Sie sehen selbst, dass ich nicht mit Ihnen durch die Dünen wandern kann«, erwiderte Avenarius und zeigte auf den Krückstock, der neben ihm lehnte. »Aber ich habe eine junge, enthusiastische Mitarbeiterin, die Feuer und Flamme für die Erhaltung ihrer Heimatinsel ist: Ose Godbersen.«
    »Ja?« Asmus schöpfte Hoffnung.
    »Ja. Sie ist eine der besten Kennerinnen unserer heimatlichen Fauna und Flora, und wenn Sie es ehrlich meinen, ist sie die beste Lehrmeisterin, die Sie bekommen können.«
    Außer einem unbestimmten Grunzen brachte Asmus keine vernünftige Erwiderung zustande. Auf solches Misstrauen war er nicht gefasst gewesen, und jetzt erlebte er, dass er sich gewissermaßen für seine Dienststelle zu schämen hatte. »Tut mir leid, dass sich die Schupo Westerland anscheinend so unbeliebt gemacht hat«.
    »Ja«, bekräftigte Avenarius. »Und wie! Aber mir scheint, man kann Sie noch erziehen.«
    »Herzlichen Dank«, stammelte Asmus geschlagen und fühlte sich wie ein gemaßregelter kleiner Junge. »Wo finde ich Ose Godbersen?«
    Avenarius zog eine Grimasse. »Ose!«, brüllte er erstaunlich kräftig. »Kommst du mal?«
    Der dicke blonde Zopf, der als Kranz um Oses Kopf gewunden war, fiel Asmus als Erstes auf. Das junge Mädchen trat mit einem Teller voller Küchlein in die Tür, den sie vor dem Künstler abstellte. »Vater Avenarius«, sagte sie respektvoll, »ich habe dein Lieblingsgebäck gebacken. Sag bitte nicht, dass du keinen Appetit hast.«
    Avenarius lächelte sie zärtlich an. »Das würde ich nie wagen. Dir höchstens entgegenhalten, dass ich keinen Hunger habe.«
    »Du musst Hunger haben! Gestern Abend hast du das hartgekochte Ei nicht gegessen, sondern nur am Queller genascht. Und das Brot blieb unberührt. Das ist nicht genug, um einen Mann zu ernähren.«
    »Ich brauche nicht mehr viel, das weißt du doch, Ose«, verteidigte sich Avenarius schwach. »So lange habe ich nicht mehr zu leben.«
    »Papperlapapp. Jeder lebt, solange er will. Du hast kein Recht aufzugeben. Wir Sylter brauchen dich. Und was ist mit deinem Gast?« Ose wandte sich Asmus zu und musterte ihn.
    »Auch er braucht Hilfe – deine Hilfe. Er ist Schupo und soll sich um die neuen Naturschutzgebiete kümmern, hat aber keine Ahnung davon.«
    »Dann ist er bestimmt der Richtige für die Aufgabe«, bemerkte Ose sarkastisch.
    »Ja, das glaube ich auch. Wäre er es nicht, würde er sich in die Dünen legen, in den Tag träumen und in dem Tagebuch der Wache, oder was immer sie da haben, bestätigen, dass er seine Arbeit ordnungsgemäß erledigt hat. Das aber tut er nicht. Er ist hier!«
    »Ah ja?«, fragte Ose ungläubig, aber schon halb umgestimmt, und ließ sich auf dem freien Stuhl am Tisch nieder.
    »Ja!«
    »Wenn du die Küchlein isst, glaube ich dir, dass du glaubst, dass er es ernst meint!«
    Avenarius holte tief Luft, nahm sich eins von den Gebäckstücken und begann zu knabbern.
    »Ja, dann«, sagte Ose, ungläubig angesichts der Tapferkeit ihres Mentors, »dann fangen Sie mal an, Herr Schupo. Was wollen Sie von mir?«
    Nach einer erfrischenden ersten

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