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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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vorher schon, was allerdings nicht als Vergünstigung gedacht war. Er fragte sich allmählich, ob Sinkwitz geglaubt hatte, in Gefahr zu sein. Hatte er damit gerechnet, einen erfahrenen Ermittler zu benötigen, der Husum unbekannt, hingegen in gewisser Weise von ihm abhängig war?
    Um diesen Gedanken weiterzuspinnen: Hatte Sinkwitz für diesen Fall geglaubt, Asmus kaufen zu können, indemer die Anzeige wegen Möweneierdiebstahls unter den Tisch fallen ließ? Ein noch gröberer Versuch, Asmus gefügig zu machen, war allerdings die versteckte Drohung gewesen, Schröder könnte für einen weiteren Eintrag in Asmus’ Personalpapieren sorgen.
    Jetzt war diese Gefahr zwar vorbei, aber wusste man, ob die Beschuldigung nicht noch nachträglich auftauchen würde? Die Vorsorge, ein entsprechendes Papier bereitzuhalten, war Sinkwitz zuzutrauen.
    Asmus fühlte sich allmählich wie in einer Schlangengrube. Er brauchte Luft!
    Für seinen Rückweg gönnte sich Asmus den Umweg an der Promenade entlang. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, und die Luft roch frisch, trotzdem war die Zahl der hier Flanierenden nicht vergleichbar mit denen an seinem ersten Sylter Tag mit Matthiesen. Damals hatten die umherschlendernden Gäste Zeit gehabt, mit einheimischen Kindern oder Hunden volksnahe Worte zu wechseln, sie hatten Einkaufstüten mit dem Aufdruck bekannter amerikanischer oder französischer Modehersteller zur Schau gestellt und sich in den Schaufenstern gespiegelt, um sich von ihrem guten Aussehen zu überzeugen.
    Heute waren die Straßen ohne jeden Zweifel weniger belebt. Gewiss zogen die Gäste die Konsequenzen. Vor allem natürlich aus den unaufhaltsam steigenden Preisen, mit denen sie bei ihrer Ankunft nicht hatten rechnen können. Aber auch aus dem Wetter, das im nördlichen Norwegen kaum schlechter hätte sein können. Die Kollegen erinnerten sich nicht an solche Sommersintfluten in den letzten Jahren, und das bei anhaltender Kälte.
    Ose sei im Garten und grabe frühe Kartoffeln aus, teilte ihre Mutter Asmus mit, worauf sie ihn dann zur Hintertür hinausließ und ihm Oses Rücken zeigte.
    Es war ein großer Garten: Neben der Klöntür die Zisterne, dahinter Reihe um Reihe mit Grünzeug verschiedener Sorten – identifizieren hätte er es nicht können –, und quasi vor den abfallenden Dünen und dem Meer im Hintergrundhockte Ose. Zur Nordseite schloss sich der Obstgarten mit Apfel- und Pflaumenbäumen an.
    »Deine Mutter hat mich hierher geschickt«, sagte Asmus leise und etwas verlegen.
    Ose blickte zu ihm hoch. »Das will ich doch hoffen. Ist heute früh wieder etwas passiert? Weil du nicht gekommen bist.«
    »Ja. Ein Unfall am Polizeirevier.«
    »Im Sturm?«
    »Na ja, es scheint so.«
    »Bei Archsum sind in der Marsch drei Schafe ertrunken, die sich nicht auf höheres Land retten konnten. Wer nicht viel mehr Gehirn als ein Schaf hat, kann schon mal bei viel Wind verunglücken.«
    »Hm«, grunzte Asmus. »Ist es normal, dass Schafe ertrinken?«
    »Eigentlich nicht. Aber der Sturm kam so schnell, und in der Dunkelheit konnten sie wohl vom Bauern nicht mehr gefunden werden. Aber nun lenke nicht ab. Es ist also kein Unfall gewesen«, schloss Ose. »Komm, wir setzen uns und unterhalten uns darüber.«
    Zwar wollte Asmus das eigentlich nicht, aber da es ohnehin keine offizielle Angelegenheit war, und Ose überdies als Einheimische über Kenntnisse verfügte, die ihm nicht zugänglich waren, war er einverstanden. Er folgte ihr zu einer Sitzbank in der Südwestecke des Gartens, die sich in einem aufrecht gestellten und umgebauten alten Ruderboot mit plattem Boden befand. Er grinste. Sehr windgeschützt, diese ungewöhnliche Sitzbank.
    »Dein Freund Ferdinand Schröder ist tot«, begann Asmus. »Sinkwitz behauptet, er habe den Schlüssel zum Schloss des Motorrads der Wache gestohlen, dazu die Motorradhaube und die Brille, und sei losgefahren. Nach einem tätlichen Angriff auf ihn verunglückte er in der Gasse neben dem Polizeirevier. Sinkwitz glaubt, es könne sich um eine Verwechslung handeln.«
    »Mit ihm oder mit dir?«
    »Mit mir? Darauf wäre Sinkwitz nicht gekommen. Ich auch nicht.«
    »Wieso nicht? Was war mit dem Reifen, der dir angeblich unterwegs kaputtgegangen war, ohne dass ich etwas bemerkt habe?«
    Asmus schmunzelte. So leicht ließ Ose sich nicht hinters Licht führen, was er im Übrigen auch gar nicht vermutet hatte. »Du hast schon recht. Beide Reifen waren mir in der Nacht zerstochen worden. Augenscheinlich habe

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