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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Raum?«
    »Muss er wohl.«
    »Waren Sie denn auch da?«
    »Jetzt reicht’s aber, Herr Wachtmeister! Sie haben wohl vergessen, wer Sie sind!«
    Asmus war der Versuchung erlegen, ein Verhör zu führen. Im Journal des Wachhabenden waren auch die Besucher aufgeführt, deshalb wäre es von Sinkwitz sinnlos gewesen, Schröders Anwesenheit zu bestreiten. Stattdessen hatte er den Chef herausgekehrt. »Was wollen Sie denn von mir?«, fragte Asmus.
    »Sie behaupten doch immer, das Ermitteln sei Ihre Stärke. Stellen Sie fest, was passiert ist. Warum das Motorrad eines Unfallopfers hinterher demoliert wurde. Ich möchte wissen, ob die Mitglieder der kommunistischen Partei auf Sylt in besonderer Gefahr schweben.«
    »Und Husum?«
    Sinkwitz winkte ab. »Es ist ein Unfall. Dafür sind wir selbst zuständig.«
    »Ich gehe gleich an die Arbeit«, versprach Asmus. Schröder interessierte ihn persönlich, nachdem er ihn schon fast der Sabotage auf der Werft verdächtigt hatte.Die Gasse war inzwischen durch Bänder gesperrt worden, das Motorrad und der Ast lagen da wie vorher. Abgerissene Ästchen und Laub wirbelten im immer noch scharfen Wind wie in einem Kanal vor Asmus her, torkelten an den Hauswänden entlang und verschwanden schließlich am Ende der Straße.
    Asmus blieb unter der Linde stehen und sinnierte ins Geäst hoch. Er konnte die helle Bruchstelle des Astes nahe am Stamm erkennen, die sich an der Luvseite des Baums befand. Allerdings wäre es wahrscheinlicher gewesen, er wäre nach dem Bruch im Geäst hängen geblieben und allmählich am Stamm hinuntergerutscht. Wie hatte er sich daraus lösen und dem Motorradfahrer entgegenwehen können?
    Schröders Umrisse waren gegen den Wind gut einen Meter vor dem Baum zu sehen, wobei zu unterstellen war, dass er in Fahrtrichtung dorthin hingerutscht war. Asmus rief sich das Hämatom vor Augen, auf das ihn der Sanitäter aufmerksam gemacht hatte: quer über den Kehlkopf und insbesondere den Adamsapfel. Übrigens hatte es gewiss eine eigene Bedeutung, dass ihm und nicht seinem Chef die Verletzung vorgeführt worden war.
    Asmus benötigte nicht lange, um die Lage zu beurteilen: Es war technisch unmöglich, dass der Ast Schröder waagerecht gegen den Wind entgegengekommen war – es sei denn, eine Hand hätte diesen Ast geführt. Anschließend war der Ast benutzt worden, um die Räder des Motorrads und dessen Lampe zu demolieren, was nach ungezügelter Wut aussah.
    Asmus blieb einen Moment im geschützten Eingangsbereich der Polizeiwache stehen, um ein wenig mehr Klarheit über die Tatsachen zu gewinnen, die er seinem Vorgesetzten gleich zu präsentieren hatte.
    Ohne Vorrede verkündete Asmus kurze Zeit später das Wichtigste seiner Ermittlung: »Ferdinand Schröder ist das Opfer eines Hinterhalts geworden. Der Ast gegen seine Kehle wurde geführt, aber ob es ein Streich sein sollte, ein Unfall, Totschlag oder Mordanschlag, lässt sich daraus nicht entnehmen.«
    »Ich habe es befürchtet«, murmelte Sinkwitz in sich hinein. »Die Nazis machen sich immer breiter, auch auf Sylt.«
    »Seit ihrem Verbot treten sie wenig in Erscheinung«, widersprach Asmus. »Von den Kommunisten werden hingegen aus allen Gegenden der Republik Störaktionen gemeldet.«
    Sinkwitz maß ihn mit einem verächtlichen Lächeln. »Was wissen Sie denn davon? Für unsereinen wird das Leben mit jedem Tag gefährlicher. Ihnen ist nicht klar, dass der Täter mich gemeint haben könnte? Gelegentlich benutze ich nach Dienstschluss das Motorrad. Hingegen nur sehr zufällig ein Dieb.«
    Daran hatte Asmus allerdings nicht gedacht. Für Sinkwitz’ Annahme sprach immerhin auch, dass Schröder jetzt als Verdächtiger im Werftattentat ausgeschieden war. »Wir sollten Anzeige gegen Unbekannt erstatten.«
    »Nein, das lassen wir lieber«, warf Sinkwitz hastig ein. »Es bleibt offiziell bei einem Unfall, und Sie können in aller Stille weiter ermitteln, das wollten Sie doch die ganze Zeit. Draußen in den Naturschutzgebieten ist ja nicht viel zu tun.«
    Asmus nickte und salutierte. Kurz bevor er gehen wollte, klingelte das Telefon, das an der Wand neben der Tür hing.
    Sinkwitz sprang auf, nahm ab, meldete sich und lauschte. »Schädelbruch. Primäre Quetschung der Kehle«, wiederholte er entgeistert. »Mit großer Wucht, ich verstehe. Danke. Ein Gärtner wird den Baum absägen.«
    Als ob der Baum Schuld hatte. Asmus ging. Er hatte genug gehört.
    Seltsamerweise würde er für seine Arbeit jetzt noch mehr Freiheit erhalten als

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