Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
ausgerechnet die Jungfische zu fangen. Aber was sollte er machen? Irgendwie musste er sich ja ernähren, übrigens wie die meisten Einheimischen auch. Unbebrütete Vogeleier gab es nicht mehr, die ersten Jungvögel schlüpften schon.
    »Worüber denkst du nach?«, erkundigte sich Ose, als sie ins Freie traten, wo die Regenfront durch war und es nur noch von den Bäumen tropfte.
    »Über leckere Muscheln.«
    »Und warum grinst du dabei?«
    »Einfach so. Ich freue mich meines Lebens.«
    »Schön.«
    »Kennst du eigentlich diesen Ferdinand Schröder näher?«
    »Bestimmt nicht. Wenn ich ihn sehe, verschwinde ich lieber.«
    »Ja, das kann ich verstehen. Er scheint mit meinem Chef befreundet zu sein.« Asmus schüttelte, immer noch verständnislos, den Kopf.
    »Eben. Der oberste Polizist, der sich mit so einem Unflat, in meinen Augen ein Ganove, zusammentut …«
    »Es stimmt also?«
    »Ja, sicher. Das ist bekannt.«
    »Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    »Ich wollte dich nicht beeinflussen. Es ist besser, dass du dir deine eigene Meinung bildest.«
    Ose hatte recht. Trotzdem wäre ihm lieber gewesen, dass sie ihn gewarnt hätte.
    »Ist der oft hier?«
    »Ich glaube. Man sieht ihn häufig auf der Insel, wenn das letzte Schiff schon abgelegt hat. Er streift allein in den Dörfern umher und besucht alle Versammlungen, die sich ihm bieten, ob es politische sind oder Zusammenkünfte von Fischern oder Kaufleuten. Soviel ich weiß, war er auch einmal bei einer Elternversammlung in der Schule von Westerland. Er mischt sich nicht ein, natürlich nicht, er lauscht nur. Vater hat ihn einmal aus der Klinik geworfen. Er mussjemanden haben, der ihn schützt und beherbergt. Ich glaube, das ist der Stinkwitz.«
    Asmus verzog die Lippen. Da hatte er die Antwort auf seinen Verdacht. »Wieso Klinik?«
    »Mein Vater ist dort Arzt. Schröder konnte keinen Patienten angeben, den er besuchte. Der, den er dem Pförtner nannte, war eine Woche zuvor entlassen worden. Darauf rief der Mann meinen Vater.«
    »Sehr aufmerksam. Schröder nimmt also vor allem Witterung über die Stimmung in verschiedenen Gesellschaftsschichten auf?«
    »Ich glaube, so könnte man es beschreiben.«
    »Ist er auch gewalttätig?«
    »Das glaube ich nicht, schon von seiner Statur her nicht. Er arbeitet mit dem Kopf.«
    Ganz überzeugt war Asmus nicht. »Ein merkwürdiger Kerl. Das sieht nach langfristiger Planung aus.«
    »Ja. Aber was planen sie?«
    »Hoffentlich keinen Aufstand oder Ähnliches. Die Meldungen, dass die Kommunisten für Unruhe sorgen, kommen mittlerweile aus allen Ecken Deutschlands.«
    »Ich habe es gelesen.«
    »Übrigens war bei der Versammlung gestern auch ein Parteimitglied der NSDAP anwesend. Trotz Verbot.«
    »Ja, wir Sylter sind anders als die übrigen Deutschen.«
    Diese Behauptung, die er schon gehört hatte und in der auch Stolz durchklang, brachte Asmus zum Schmunzeln. Seine gute Laune verschwand auch nicht, als er auf der Heimfahrt feststellte, dass der Starkwind dabei war, zum Sturm aufzufrischen und der Regen keineswegs nachgelassen hatte.
    In der Nacht gab es für Asmus keinen Grund mehr zum Schmunzeln. Der Sturm riss und ruckte an seinen Festmachern. Er lag mittlerweile längsseits an einer älteren Pier und hatte am Abend zur Sicherheit noch zwei Springs ausgebracht. Trotzdem schälte er sich aus seinem Schlafsack und öffnete das Luk im Bug einen Spalt, um hinauszusehen.
    Es war Vollmond, aber schnell ziehende Wolkenbänder verdunkelten ihn alle paar Sekunden, und Asmus brauchte einige Zeit, um seine Augen auf die wechselnden Lichtverhältnisse einzustellen.
    Das Fenderbrett hatte sich verschoben, einer der Fender rutschte nutzlos am Waschbord hin und her. Asmus hievte sich an Deck, tappte an die Reling und korrigierte den Sitz von Brett und Fender.
    Als er sich aufrichtete, sah er im wandernden Mondlicht für einen kurzen Augenblick den Rücken eines Menschen, der hinter der Ecke eines Schuppens von Bahnsen verschwand. Eines breitschultrigen Mannes, korrigierte er sich selbst, es handelte sich um einen Mann.
    Was hatte der gewollt? Eine weitere Schurkentat begehen?
    Asmus blieb stehen und lauschte. Aber über den vielfältigen Geräuschen, die der Sturm machte, konnte er nichts hören, etwa ein Motorrad. Während er von oben noch nach seiner stets in Griffweite befindlichen Kleidung einschließlich der Gummistiefel angelte und sich hastig anzog, überlegte er, wer der nächtliche Besucher sein konnte.
    Er tippte auf einen von

Weitere Kostenlose Bücher