Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
überrascht war er, als Sinkwitz so heftig in sein Zimmer stürmte, dass die Tür gegen die Wand prallte. »Wenn die Leute uns wenigstens von Nebensächlichkeiten verschonen würden«, murrte er laut, »aber nein, ein völlig überflüssiger Diebstahl wurde gerade aus Munkmarsch gemeldet. Den übernehmen Sie, Asmus, machen Sie hier etwas früher Schluss.«
    »Worum handelt es sich denn?«
    »Mart vom Fährhaus vermisst einen Postsack. Lächerlich!«
    »Ja«, sagte Asmus und schloss erleichtert die Akten. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten war er nicht der Meinung, dass ein gestohlener Postsack nebensächlich war.
    »Vielleicht hat er ihn ja nur verlegt. Mart ist manchmal etwas schusselig.«
    »Ich werde es feststellen. Bis morgen.«
    Mart saß auf der Bank vor dem Fährhaus und ließ sich ein Bier schmecken. »Da sind Sie ja schon, Herr Asmus. Moin auch. Setzen Sie sich!«
    »Meinetwegen – während Sie mir erzählen, was passiert ist.«
    »Na ja, wie ich schon der Wache mitteilte: Ein Postsack fehlt, der heute angekommen ist und morgen früh mit dem übrigen Frachtgut nach Westerland sollte. War viel drin, deswegen …« Dem Mann war unbehaglich.
    »Wieso ist er denn nicht gleich in den Zug geladen worden?«
    »Passiert normalerweise nicht«, beteuerte Mart. »Aber diesmal hatten wir so viel Frachtgut, und die Gäste wollen doch schnell nach Westerland, da haben wir Rücksicht zu nehmen …«
    Na ja, man konnte es verstehen. Ausgeliefert wurde die Post sowieso erst am nächsten Tag. »Wird öfter Post gestohlen?«
    »Ein Mal vor einigen Wochen«, gab Mart zu. »Damals war es nur ein Säckchen, bestimmt für das Festland, deshalb habe ich es nur an die Poststelle gemeldet.«
    »Das Frachtgut befindet sich doch wie immer im Schuppen, und der ist verschlossen. War er aufgebrochen?«
    »Nein, nein«, sagte Mart entrüstet. »Das Schloss war aufgeschlossen.«
    »Haben Sie es denn nicht ausgewechselt? Derjenige, der Böhrnsen zur Flucht verhalf, besaß einen Nachschlüssel.«
    »Böhrnsen ist in Husum eingelocht, erzählt man sich. Es gibt doch keinen Grund mehr, unseren Schuppen zu öffnen!«
    Mart, Mart!, hätte Asmus am liebsten ausgerufen. Offensichtlich gab es einen guten Grund! Womöglich war sogar Böhrnsen nur freigelassen worden, weil jemand die Postsäcke vor Abfahrt der Fähre kontrollieren wollte, wobei der Gefangene im Wege war. Diese Vermutung deckte sich wunderbar mit Böhrnsens Bericht über seinen anonym gebliebenen Retter. »Dann zeigen Sie mir jetzt einmal den Schuppen.«
    »Würde gerne noch austrinken, bevor das Bier schal ist, Herr Wachtmeister. So teuer, wie es ist.«
    Asmus nickte.
    Nach einer Weile stellte Mart die Flasche auf die Bank, stand auf und reckte sich, bevor er sich langsam auf die Socken machte.
    Der Frachtschuppen war auch jetzt offen. Das Schloss hing unversehrt hinter der Tür an dem Nagel, an dem neulich die Polizeibanderole gehangen hatte. »Sehr ordentlich, dieser Dieb.«
    »Nicht wahr, Herr Asmus?«, stimmte Mart froh zu und zeigte auf ein Regal. »Dort stelle ich immer den Postsack ab.«
    »Ist der jemals verschlossen oder mit einem Siegel versehen?«
    »Nö. Warum auch?«
    Was bedeutete, dass derjenige, der den Nachschlüssel besaß, die zum Festland ausgehende Post unbemerkt durchsehen konnte, wann immer er wollte. Oder den Auftrag dazu erhielt. »Ist schon früher ein vom Festland eingetroffener Postsack gestohlen worden?«
    »Das weiß ich nicht so genau«, antwortete Mart vorsichtig. »Die kommen meistens mit der Frühfähre und gehen dann mit dem Zug gleich weiter nach Westerland. Ganz selten kommt auch mal einer abends …«
    »Ah so. Sie müssen unbedingt der Fährgesellschaft Mitteilung machen, Mart«, befahl Asmus. »Und die müssen Ihnen ein neues, gutes Schloss beschaffen, so schnell es geht.«
    »Ja.« Mart wirkte sehr geknickt. »Glauben Sie, dass die mich entlassen?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete Asmus und hatte nicht das Herz, ihm den wahren Grund für seine Zuversicht mitzuteilen: Wenn der Damm fertig war, würde der Fährbetrieb ohnehin eingestellt werden.
    Es wurde spät, bis Asmus mit seinen Notizen fertig war und Feierabend machte. Endlich fand er Muße, die beiden Eier zu essen. Und trotzdem kreisten seine Gedanken um Bonde Sibbersens Bemerkung, dass er Briefe vermisse. Gab es möglicherweise jemanden, der verhindern wollte, dass Cord Kontakt mit seinem Vater hielt?
    Er musste mit Bonde Sibbersen sprechen!

KAPITEL 20
    »Sie haben doch wirklich so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher