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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Räumlichkeiten erwünscht oder eine Erklärung zu den Abläufen des täglichen Geschäfts dieser Wache?«
    »Nicht nötig. Haben einen sehr interessanten Mitarbeiter,Herr Stinkfuß«, schnarrte Bauer im gleichen Ductus. »Oder wie war doch gleich der Name? Kann so schlecht Namen behalten.«
    »Sinkwitz«, knurrte dieser und machte gedemütigt dem Abgeordneten Platz, der erst Asmus, dann ihm die Hand gab.
    »Ich wünsche übrigens dringend, dass der Mord aufgeklärt wird. Geschäftsleute kommen nur, wenn ihre Sicherheit gewährleistet ist. Dieser Fall wäre ein gutes Beispiel für die bemerkenswert effektive Polizeiarbeit auf Sylt. Benachrichtigen Sie mich bitte vom Ergebnis.«
    Sinkwitz kräuselte sauertöpfisch die Lippen, statt zu antworten, und stapfte unwirsch hinter Bauer her nach draußen, wo der ungeduldige Fahrer des Jagdwagens den Motor aufheulen ließ.
    Währenddessen entdeckte Asmus erstaunt, dass die Journale für das Tagesgeschäft ordentlich in Reih und Glied auf einem Regal standen, wo sie sich noch nie befunden hatten. Die Nummerierung war durchgehend, die Hefte fünf und sechs, nach denen Asmus wegen der Anzeige gegen ihn vergeblich gesucht hatte, waren vorhanden.
    Kurze Zeit später kehrte Sinkwitz zurück. »Bauer tut’s ja wirklich nicht unter dem nagelneuen Horch Phaeton unseres geschätzten Bürgers Rörd Jacobsen«, schnaubte er, wütend wie eine Hornisse, den Blick fest auf Asmus gerichtet. »Nur für die Strecke vom Hafen hierher und zurück muss der sich den teuersten Wagen von ganz Preußen leihen!«
    »Fünfunddreißig PS«, ergänzte Matthiesen in höchster Anerkennung. »Fährt achtzig Stundenkilometer!«
    »Auf unseren Sandwegen auch?«, knurrte Sinkwitz und verschwand in sein Zimmer, wo er sich verbarrikadierte, was Asmus und Matthiesen Zeit ließ, die Erkenntnisse des Vormittags zu diskutieren.
    »Der meinte dich, nicht den Wagen«, flüsterte Matthiesen.
    Asmus zuckte gleichgültig die Schultern.
    »Ich glaube, dass der Schuh in keinem Zusammenhang mit unserem Toten steht«, griff Matthiesen ihre vorherige Diskussion wieder auf. »Könnte er nicht auch von einer Besucherin mit Bubikopf, Herrenanzug und Krawatte getragenworden sein? Das passt zum Stil und wäre die letzte Konsequenz dieser männlichen Frauenmode.«
    »Auch möglich, ja. Aber lass uns trotzdem noch mal zum Anfang der Geschichte zurückgehen: Man findet einen Toten, der ermordet worden ist und im Zuge der Deichbauarbeiten im Wasser versteckt wurde. Alles deutet wegen der Kleidung auf einen Arbeiter hin, dem widersprechen aber seine zarte Haut und fehlender Sonnenkontakt. Außerdem sind seine Haare übel zugerichtet, und er hat keine Schuhe an. Soweit sind wir uns einig?«
    »Sind wir.«
    »Sofern der Mann sich selbst verkleidet hat, hätte er sich vermutlich auch derbe Schuhe besorgen können – heutzutage läuft man nicht mehr barfuß auf einem Schiff herum, schon gar nicht, wenn dieses scharfkantige Eisensockel von Kränen aufweist und für den Steintransport ausgerüstet ist. Hat er aber nicht. Daraus könnte man schließen, dass ein anderer ihm die Arbeiterkleidung verpasst hat, aber keinen Ersatz für die feinen Schuhe in kleiner Größe finden konnte. Außerdem musste er möglicherweise die Frisur zerstören, die auf eine bestimmte Gesellschaftsschicht hingewiesen hätte. Etwa das modisch streng nach hinten gekämmte, pomadisierte Haar mit Seitenscheitel, wie ein Städter es trägt.«
    »Das war mehr als eine unkenntlich gemachte Frisur.«
    »Stimmt. Er schoß über das Ziel hinaus. Das könnte persönlich gemeint sein. Wut, Rache.«
    »Aber dann kannte der Mörder sein Opfer!«
    »Ja, das pflegt so zu sein.«
    »Sie sind also beide Sylter.«
    Asmus zögerte. Das war längst seine Vermutung. Aber er hatte vor, sie völlig wasserdicht zu machen, bevor er sie Sinkwitz vorlegte und dieser ihm womöglich einen Strich durch die Rechnung machte. »Vielleicht. Nicht zwingend.« Er stand auf. »Lorns, ich muss noch mal los. Mir rotiert eine Idee im Kopf, die ich erst ausmustern muss, bevor ich weitermachen kann. Sei bitte nicht ärgerlich etwa wegen fehlenden Vertrauens, das ist es nicht. Es geht um etwas Persönliches, das ich nicht preisgeben kann. Du wirst irgendwannauch in den Konflikt zwischen Amtstreue und der vertraulichen Mitteilung eines Zeugen geraten.«
    Matthiesen nickte. »Alles klar.«
    Die Friedrichstraße war auf ganzer Länge leerer denn je. Sibbersens Schaufenster machten keinen einladenden Eindruck,
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