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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Eber getrennt?«
    »Sie trennten sich, als Crón ungefähr zwölf oder dreizehn Jahre alt war. Es gab natürlich Gerede.«
    »Gerede?«
    »Daß Eber seine eigene Tochter der Gemeinschaft mit seiner Frau vorzog.«
    Fidelma lehnte sich zurück und sah Clídna lange nachdenklich an.
    »Noch mehr Tee?« fragte Clídna, ungerührt von der Wirkung ihrer Worte.
    Fidelma nickte automatisch und hielt ihr ihren Krug hin.
    »Reden wir also von Crón. Wie stand sie zu ihrem Vater?«
    »Ich habe gehört, sie hatten ein enges Verhältnis. Sie kam gut mit ihm aus, und kaum hatte sie das Alter der Wahl erreicht, da wurde sie zur Tanist gemacht. Wir sind hier eine ländliche Gemeinschaft, Schwester. Das gab ziemlichen Ärger.«
    »Ärger?«
    »O ja. Ein junges Mädchen wurde zur Nachfolgerin eines Fürsten gewählt.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, wandte Fidelma ein. »Frauen können sich um alle Ämter in den fünf Königreichen bewerben.«
    »Aber in bäuerlichen Gegenden werden sie selten gewählt. Es gab jedoch noch ein anderes Problem. Muadnat war bereits zum Nachfolger gewählt.«
    Fidelma versuchte ihre Überraschung zu verbergen.
    »Muadnat?«
    »Ja. Wußtest du nicht, daß er Ebers Vetter war und daß er, weil Eber keine unmittelbaren männlichen Erben hatte, schon vor langer Zeit zum Tanist ernannt worden war? Als Eber ihn absetzte und seine eigene Tochter zur Tanist wählen ließ, wurde gemunkelt, Eber habe sich die Unterstützung dafür mit viel Geld erkauft.«
    Fidelmas Gedanken wirbelten.
    »Wecke Agdae für mich!«
    Clídna wollte protestieren, unterließ es aber angesichts Fidelmas entschlossener Miene.
    Es dauerte etwas, bis Agdae zu sich kam. Er saß blinzelnd auf dem Bett und rieb sich die Augen. Nüchtern war er offensichtlich noch nicht.
    »Hör zu, Agdae«, redete Fidelma ihn barsch an, »hör genau zu. Und sag mir die Wahrheit. Wenn du das nicht tust, könnte dein Leben in Gefahr geraten. Hast du mich verstanden?«
    Agdae stöhnte.
    »Wann wurde Muadnat von den derbfhine des Hauses der Fürsten von Araglin als Tanist abgesetzt?«
    Agdae starrte sie mit leerem Blick an.
    »Wann?« fragte Fidelma noch einmal.
    »Wann?« wiederholte Agdae benommen. »Ach, vor drei Wochen.«
    »Erst vor drei Wochen? Und gehörst du zu den derbfhine ?«
    Agdae fuhr sich durch sein wirres Haar und nickte widerwillig.
    »Gib mir was zu trinken.«
    »Gehörst du zu den derbfhine ?« fragte Fidelma mit lauterer Stimme.
    »Ja.«
    »Hast du dafür gestimmt, daß Muadnat Tanist bleibt?«
    »Natürlich, ich …«
    »Wer hat sonst noch für Muadnat gestimmt … Wer noch?«
    Agdaes Augen schlossen sich wieder, als sei er am Einschlafen.
    »Wer außer dir hat Muadnat in der Versammlung unterstützt?«
    Sie rüttelte ihn an den Schultern.
    »Schon gut, schon gut!« protestierte er. »Nur Cranat, Teafa und ich … ach, und Menma. Weiter keiner.«
    »Also gehört Menma auch den derbfhine an?«
    »Der Pferdewärter hat eine Stimme bei den derbfhine «,bestätigte Clídna.
    Agdae sank wieder in Trunkenheit auf das Bett. Fidelma blieb einige Augenblicke nachdenklich stehen, ehe sie in den anderen Raum zurückkehrte. Clídna folgte ihr und schloß leise die Tür zur Schlafkammer. Fidelma setzte sich wieder. Vorsichtig folgte Clídna ihrem Beispiel.
    »Also wurde Crón erst vor drei Wochen zur Tanist gewählt?« überlegte Fidelma. »Ich weiß, daß es eine Verbindung zwischen Crón und Dubán gibt. Wie war das Verhältnis Dubáns zu Eber?«
    »Es heißt, daß Dubán Eber haßte«, antwortete Clídna.
    »Trotzdem befehligte er seine Leibwache. Wußte Eber von diesem Haß?«
    »Eber war vollständig mit sich selbst beschäftigt. Er war empfänglich für Schmeicheleien, und wenn er auf Feinde traf, dann bestach er sie eben. Als Dubán nach vielen Jahren nach Araglin zurückkehrte und Eber seine Dienste anbot, fühlte Eber sich geschmeichelt, daß ein Krieger, der sich im Kampf gegen die Uí Fidgente Ruhm erworben hatte, bei ihm dienen wollte.«
    »Ich verstehe«, sagte Fidelma nachdenklich.
    Clídna las in ihrer Miene.
    »Falls du Dubán des Mordes an Eber verdächtigst, irrst du dich meiner Meinung nach. Dubán ist ehrgeizig und zielbewußt, aber er besitzt den Ehrbegriff eines Kriegers. Er würde Eber im Zweikampf töten, aber sich niemals nachts zu ihm schleichen und ihm die Kehle durchschneiden.«
    »Ich habe es erlebt, daß Menschen zu ganz unwahrscheinlichen Mitteln greifen, die überhaupt nicht zu ihnen passen.«
    »Nun, ich würde sagen,

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