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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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femina facti! Du hast vielleicht Geheimnisse gehört, die in den Wind geflüstert wurden.«
    »Aber nicht das Geheimnis, das du aufdecken möchtest. Es gibt zu viele Leute, die Eber haßten, die ihm alle möglichen Krankheiten wünschten. Aber ich wüßte nicht, wer so weit gehen würde, ihn zu ermorden.«
    »Vielleicht hatte zum Beispiel Agdae einen hinreichenden Grund?«
    Clídna errötete und schüttelte rasch den Kopf.
    »Außerdem war er in Lios Mhór, als Eber umgebracht wurde. Das weißt du doch«, sagte sie.
    Fidelma wußte das wohl, aber sie hatte Clídna prüfen wollen. Der Ton, in dem sie von Agdae als ihrem Wirt gesprochen hatte, ließ auf etwas mehr als eine rein geschäftliche Verbindung schließen.
    »Er wäre auch nicht imstande, jemand anderen für den Mord zu dingen?«
    »Das ist nicht seine Art. Er ist jähzornig, und die Anhänglichkeit an seinen Vetter Muadnat hat ihn manchmal auf Abwege geführt. Aber er ist nicht gewalttätig.«
    »Trotzdem überlegt Agdae vielleicht jetzt, während wir uns unterhalten, wie er Archú aus der Welt schaffen könnte. Zumindest soll er damit gedroht haben.«
    Clídna warf den Kopf zurück und lachte.
    »Da hast du was falsch verstanden!«
    »Bist du sicher?« fragte Fidelma.
    Clídna erhob sich, immer noch lächelnd, und ging zu einer Tür an der Rückseite der Hütte, die in einen dunklen Raum führte. Sie winkte Fidelma, die ihr vorsichtig folgte. Clídna machte ihr ein Zeichen, in das Düster zu schauen, und legte den Finger an die Lippen.
    Ein starker Geruch nach schalem Alkohol wehte ihr aus dem Raum entgegen, der offensichtlich als Schlafkammer diente. Sie hörte ein röchelndes Schnarchen und sah eine Gestalt auf einer hölzernen Pritsche ausgestreckt liegen.
    Clídna ging geräuschlos durch den Raum und stieß einen Fensterladen auf, um Licht hereinzulassen. Die Gestalt stöhnte leise. Fidelma spähte hinüber. Mühelos erkannte sie Agdae. Clídna zog den Laden wieder zu, und beide verließen den Raum.
    »Er ist seit dem Tode Muadnats hier und die ganze Zeit kaum nüchtern«, erklärte Clídna. »Der Tod seines Vetters hat ihn sehr mitgenommen. Er ist zu Gewalttaten nicht fähig. Soviel weiß ich.«
    Fidelma nahm wieder Platz und nippte nachdenklich an ihrem Holzfällertee.
    »Kam Eber auch manchmal her?«
    Clídna lachte und setzte sich kopfschüttelnd. Sie lachte anscheinend gern.
    »Ich war nicht nach seinem Geschmack, denn ich war weder ein junges Mädchen noch mit ihm verwandt«, antwortete sie. »Nein, er hatte andere Gelegenheiten.«
    »Du sagtest, daß viele ihn haßten?«
    »Er war für die Leute von Araglin, was ein Rabe für ein Aas ist«, meinte Clídna.
    »Woher kam dann der Ruf von Freundlichkeit und Großzügigkeit, von Sanftmut und Ritterlichkeit, in dem er stand?«
    »Eber bemühte sich um Einfluß in der Versammlung des Königs von Cashel. Er wollte alle zu Freunden machen und seinen Ruf verbessern, um einen Sitz im Rat zu erlangen.«
    »Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet!« murmelte Fidelma. Sie lächelte Clídna zu, die sie fragend anschaute. »Das steht im Evangelium des Lukas. Oder mit anderen Worten, wie es Aristoteles sagt, wer behauptet, viele Freunde zu haben, hat gar keinen Freund. Erzähl mir von den Leuten, die ihn haßten.«
    »Und wo soll ich da anfangen?« fragte Clídna skeptisch.
    »Warum nicht bei seiner Familie?«
    »Eine gute Idee«, bestätigte sie. »Jeder seiner Angehörigen haßte ihn.«
    »Jeder?« Fidelma beugte sich interessiert vor. »Dann erörtern wir das genauer. Auch seine Frau?«
    »Cranat? Ja, sie haßte ihn. Daran gibt es keinen Zweifel. Wenn du mit ihr gesprochen hast, dann weißt du, daß sie sich schlecht behandelt fühlte. Daß sie sich unter ihrem Stand vermählt hat. Sie, eine Prinzessin der Déisi. Sie mochte nicht in Araglin leben. Sie hatte Eber nur des Geldes wegen geheiratet. Vorhin hast du eine Zeile Latein zitiert. Ich habe auch mal eine Zeile von einem« – sie zögerte und lächelte – »von einem Freund gelernt. Sie lautet: quaerenda pecunia primum est virtus post nummos. «
    »Eine Zeile aus den Briefen des Horaz« – Fidelma kannte sie –, »die viel zitiert wird. ›Zuerst muß man Reichtum erwerben; Geld geht noch über die Tugend.‹ Also heiratete Cranat Eber, um Reichtümer zu erwerben, weil sie wichtiger sind als Tugend?«
    Clídna lächelte zustimmend.
    »Ist Crón ihr einziges Kind von Eber?«
    Clídna rieb sich die Nase und nickte: »Ja.«
    »Seit wann wohnt Cranat von

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