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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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endeten in einem Gang, der so niedrig war, daß man sich darin nur gebückt fortbewegen konnte. Wie Archú gesagt hatte, dienten solche unterirdischen Kammern, uaimh talamh genannt, zur Aufbewahrung von Lebensmitteln für Notzeiten. Den Gang nannte man »Kriechgang«, und von ihm zweigten kleine Kammern ab. Die Höhle stank scheußlich, sie war offensichtlich lange nicht benutzt worden.
    Fidelma brauchte nicht weit zu gehen, bis sie fand, was sie suchte. Sie hatte etwas Ähnliches erwartet, war aber doch nicht ganz gefaßt auf die Leiche, auf die das Licht ihrer Lampe fiel.
    Es war Dignait. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Das sah man auf den ersten Blick. Die Wunde klaffte rot, obwohl das Blut schon geronnen war. Sie war seit mehreren Stunden tot. Fidelma zwang sich dazu, die Wunde genau zu untersuchen. Sie stammte von einem einzigen Schnitt mit einem scharfen Gegenstand, durch den der Kopf fast vom Rumpf getrennt worden war. Sie hatte diese Art von Wunden nun schon zweimal gesehen und wurde erneut an ein geschlachtetes Tier erinnert.
    Archú half ihr, die Leiche aus der Höhle zu schaffen. Das war schwierig, aber schließlich gelang es. Scoth holte noch eine Laterne, und in ihrem Licht suchte Fidelma die Leiche sorgfältig nach Spuren ab, die das grausige Geheimnis lüften könnten. Sie fand nichts.
    Fidelma war klar, daß Menma die Leiche Dignaits hierhergebracht haben mußte. Ihr fiel ein, daß er früh am Morgen aus dem rath geritten war und einen Esel mit einem schweren Tragekorb mitgeführt hatte. Sie biß sich auf die Lippen. In dem Korb mußte der Leichnam Dignaits gelegen haben.
    »War Menma mal eine Weile unbeobachtet, als er heute morgen hier war?« wollte sie wissen.
    »Nachdem er seinen Auftrag an Dubáns Leute ausgerichtet hatte, die bei mir oben auf der Wiese waren, kehrte er allein zum Haus zurück. Aber Scoth war hier.«
    »Ich war im Haus«, bestätigte Scoth. »Menma kam ins Haus, um sich zu verabschieden.«
    »Sahst du ihn von der Wiese herunterkommen?«
    Scoth schüttelte den Kopf.
    »Ich wusch gerade Wäsche und bemerkte ihn erst, als er mich anrief.«
    »Dann hatte er also reichlich Zeit, von der Wiese herunterzukommen, sich zu versichern, daß er unbeobachtet war, Dignaits Leiche aus dem Tragekorb zu nehmen und sie in die unterirdische Kammer zu schaffen, bevor er sich bei Scoth meldete.«
    Scoth starrte Fidelma entsetzt an.
    »Die Leiche war in dem Tragekorb? Aber woher wußte Menma, wo er sie lassen sollte? Kannte er etwa die unterirdische Kammer?«
    »Menma war mit Muadnat verwandt«, erklärte Archú.
    »Und Muadnat war dieser Hof so vertraut wie sein eigener.«
    Der Hufschlag eines auf dem Weg herantrabenden Pferdes unterbrach sie.
    Archú fuhr nervös herum, beruhigte sich aber sofort.
    »Es ist nur Dubán«, meinte er und fügte überflüssigerweise hinzu: »Deshalb haben uns seine Männer nicht gewarnt.«
    Fidelma fühlte sich sofort beklommen beim Anblick des Kriegers. Sie wußte schließlich nicht, aus welchem Grunde er Menma getötet hatte.
    Dubán schwang sich vom Pferd und begrüßte sie alle mit einem freundlichen Lächeln. Dann erblickte er die Leiche zu ihren Füßen.
    »Was ist passiert?« fragte er. »Das ist ja Dignait!«
    »Wir fanden sie in einer unterirdischen Vorratskammer«, erklärte Archú.
    Der Krieger hockte sich hin und untersuchte die Leiche. Dann stand er auf.
    »Na, das löst ein Rätsel«, brummte er. »Heute morgen hat man mir gesagt, Dignait sei verschwunden, nachdem sie anscheinend dem Angelsachsen Giftpilze vorgesetzt hatte. Was hat das zu bedeuten, Schwester?«
    Fidelma zwang sich dazu, unbefangen zu erscheinen.
    »Darüber weiß ich auch nicht mehr als du.«
    »Wie hast du die Leiche entdeckt?«
    »Ich fand dieses Blatt Pergament«, erklärte Fidelma rasch, bevor jemand Menma erwähnen konnte. Sie hielt es Dubán hin und beobachtete sein Gesicht genau. Es zeigte keine Reaktion, also kannte er das Blatt noch nicht.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte er. »Hier steht, du sollst an dieser Stelle suchen. Aber wieso klärt die Entdeckung der Leiche Dignaits die Morde in Araglin auf?«
    »Vielleicht«, erwiderte Fidelma und nahm das Blatt wieder an sich, »soll ich glauben, daß Dignait für die Morde verantwortlich ist.«
    »Na, das kann nicht sein«, erklärte Dubán. »Es ist offenkundig, daß dieselbe Hand, die Muadnat tötete, auch Dignait umbrachte. Die Schnittwunden sind so ähnlich, daß sie nicht von verschiedenen Händen stammen

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