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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Herbergswirt starrte ihn entgeistert an, weil ein Glaubensmann sich nach Waffen zur Verteidigung erkundigte.
    »Na los, Mann!« fuhr ihn Eadulf an.
    »Ich habe zwei Schwerter und diesen Bogen, das ist alles«, antwortete Bressal. Eadulf betrachtete nachdenklich den Bogen. Er sah gut aus, war aus Eibenholz gefertigt, stark und biegsam, soweit er das beurteilen konnte.
    »Wie gut kannst du damit umgehen?«
    »Nicht gut«, gestand Bressal.
    »Dann gib ihn mir. Nimm du ein Schwert.«
    Bressal war verwirrt.
    »Aber du bist doch ein Mönch …«
    Es war Fidelma, die mit dem Fuß aufstampfte und ihn zum Schweigen brachte.
    »Gib ihm den Bogen!«
    Eadulf riß ihm fast den Bogen aus der Hand und spannte ihn mit einer aus langer Übung geborenen Leichtigkeit.
    »Gib mir eins der Schwerter«, befahl Fidelma, während Eadulf die Bogensehne prüfte. Sie hatte keine Zeit, dem verdutzten Herbergswirt zu erklären, daß sie als Tochter Failbe Flanns, des Königs von Cashel, fast eher ein Schwert führen als lesen und schreiben gelernt hatte.
    Eadulf nahm die Handvoll Pfeile, die auf dem Tisch lagen.
    »Gibt es eine Hintertür?« fragte er.
    Bressal wies wortlos auf die Rückseite der Herberge.
    Eadulf und Fidelma wechselten rasche Blicke.
    »Ich schleiche mich hinten hinaus und versuche, diese Aasbande zu umgehen«, beantwortete er ihre stumme Frage.
    »Ich komme mit«, erwiderte Fidelma sofort.
    Eadulf verschwendete keine Zeit mit Diskussionen.
    Fidelma sah Bressal an.
    »Unsere jungen Begleiter sind oben und bemühen sich, die Brandpfeile zu löschen, die in den Raum kommen. Du bleibst hier, tust dasselbe, aber gib acht und verriegle die Tür hinter uns.«
    Bressal sagte nichts. Es ging alles zu schnell, als daß er widersprechen konnte.
    Eadulf mit dem Bogen und den Pfeilen und Fidelma mit dem Schwert, das ihr Bressal in die Hand gedrückt hatte, gingen zur Hintertür. Bressal entriegelte sie, blickte rasch hinaus und gab ihnen das Zeichen, daß alles frei war. Eadulf eilte über den Hof zu den Bäumen dahinter. Fidelma folgte sofort und dankte den Heiligen, daß die Angreifer, wer sie auch sein mochten, nicht soviel Verstand besaßen, die Herberge ganz zu umzingeln.
    In der Deckung des Waldes schlich sich Eadulf vorsichtig um das Haus zu dem Weg, der davor verlief. Sie sahen, daß noch weitere Pfeile auf die Vorderseite der Herberge abgeschossen worden waren, von denen einer oder zwei das Reetdach getroffen hatten. Bald würde das Gebäude in Flammen stehen, wenn der Angriff nicht schnell abgeschlagen wurde.
    Die Luft war kalt, doch die Sonne ging schon auf.
    Fidelma spähte durch die Bäume und sah schattenhafte Gestalten im Unterholz gegenüber. Sie stellte fest, daß es keine ausgebildeten Krieger waren, denn sie nutzten die Deckung schlecht und riefen einander zu, wodurch sie ihre Stellungen verrieten. Es war klar, daß sie von dem Herbergswirt und seinen Gästen keinen ernsthaften Widerstand erwarteten. Fidelma fand es seltsam, daß sie nicht einfach in die Herberge einbrachen und die Bewohner ausraubten, wenn das ihre Absicht war. Anscheinend wollten sie nur das Haus niederbrennen.
    Eadulf hatte einen Pfeil aufgelegt und wartete auf die nächste Bewegung.
    Fidelma kniff die Augen zusammen.
    Einer der Männer, die Brandpfeile auf die Herberge schossen, stand auf und zielte und bot dabei selbst ein deutliches Ziel im frühen Morgenlicht. Fidelma berührte leicht Eadulfs Arm und wies auf die Gestalt. Sie wollte niemanden töten, auch wenn der Mann offensichtlich die Herberge zu zerstören beabsichtigte, doch war es zu spät, Eadulf zu sagen, wie er den Bogen handhaben sollte.
    Eadulf hob den Bogen und zielte kurz, aber sorgfältig. Sie sah, wie der Pfeil dem Mann in die Schulter fuhr, die Schulter des Bogenarms. Besser hätte sie es auch nicht machen können. Der Angreifer schrie auf, ließ seinen Bogen fallen und faßte sich mit der anderen Hand an die blutende Schulter.
    Einen Moment war alles still.
    Dann ertönten heisere Rufe, was denn mit dem Mann los sei. Jemand lief durch die Bäume zu dem Verwundeten hin und machte dabei einen Lärm, für den sich jeder echte Krieger geschämt hätte. Eadulf hatte den zweiten Pfeil aufgelegt und warf Fidelma stumm einen fragenden Blick zu. Sie nickte.
    Ein zweiter Bogenschütze tauchte neben dem Verwundeten auf.
    Eadulf zielte und schoß.
    Wieder hatte er gut gezielt und den Bogenarm an der Schulter getroffen. Der zweite Mann schrie mehr vor Schreck als vor Schmerz auf und begann

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