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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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willen ermordet wird.«
    »Die derbfhine? «fragte Eadulf. »Ich habe vergessen, wie sie sich zusammensetzen.«
    »Drei Generationen aus der Familie des Fürsten, die aus ihren Reihen einen Tanist wählen und den neuen Fürsten in seinem Amt bestätigen.«
    »Wäre es nicht einfacher, wenn der älteste Sohn erbte?«
    »Ich weiß, wie ihr Angelsachsen die Erbfolge regelt. Wir ziehen es vor, daß die geeignetste Person Fürst wird statt eines Idioten, der nur gewählt wird, weil er der älteste Sohn seines Vaters ist«, erklärte Fidelma.
    Sie wies über das Tal hinweg.
    »Das muß der rath des Fürsten sein.«
    Eadulf wußte, daß ein rath eine Befestigung war, doch die Gruppe von Gebäuden in der Ferne, von denen einige fast verborgen hinter hohen Buchen mit ihrem glänzenden frischen grünen Laub lagen, war keine Burg. Immerhin war die Siedlung recht ausgedehnt, wie ein großes Dorf. Eadulf hatte auf seinen Reisen durch die fünf Königreiche viele mächtige Fürsten kennengelernt, die in steinernen Festungen wohnten, doch dieser rath sah eher nach einfachen hölzernen Bauernhäusern und Hütten aus. Als er genauer hinschaute, erkannte er auch einige Steingebäude darunter, von denen eins zweifellos die Kapelle Cill Uird war. Dicht bei der Kapelle erblickte er ein großes rundes Steinhaus, das er für die Festhalle des Fürsten hielt.
    Seine Miene verriet wohl seine Überraschung, denn Fidelma erklärte ihm: »Dies ist ein Bauernland. Die Bewohner von Araglin werden durch die Berge geschützt. Sie selbst sind eine kleine Gemeinschaft, die niemanden bedroht, deshalb brauchten sie noch nie eine Festung zu bauen zur Verteidigung gegen Feinde. Trotzdem nennen wir aus Höflichkeit jeden Ort, an dem ein Fürst residiert, einen rath. «
    Sie trieben ihre Pferde wieder an und ritten den Berghang hinunter ins Tal in Richtung auf den fernen Fluß und den rath des Fürsten von Araglin.
    Der Pfad führte durch offenes Gelände zu Tal. An ihm stand ein über fünf Meter hohes Kreuz aus gemeißeltem Granit. Eadulf parierte sein Pferd und starrte das Kreuz bewundernd an.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, stellte er so ehrfürchtig fest, daß Fidelma ihn belustigt anschaute.
    Es stimmte, daß es nur wenige solcher auffallenden hohen Steinkreuze im Königreich gab. In den grauen Stein waren Szenen aus der Bibel eingemeißelt und durch bunte Farben herausgehoben. Eadulf erkannte den Sündenfall, Moses’ Erweckung einer Quelle aus dem Felsen, das Jüngste Gericht, die Kreuzigung und andere Ereignisse. Die Spitze des Kreuzes war als Kirche mit Schindeldach und Kreuzblumengiebeln ausgebildet. Am Fuße waren die Worte » Oroit do Eoghan lasdernad inn Chros «eingemeißelt, ein Gebet für Eoghan, der das Kreuz errichtet hatte.
    »Ein ungewöhnliches Grenzzeichen für solch eine kleine Gemeinschaft«, bemerkte Eadulf.
    »Eine kleine, aber reiche Gemeinschaft«, verbesserte ihn Fidelma trocken und trieb ihr Pferd wieder an.
    Es wurde Mittag, ehe sie sich dem rath näherten. Ein Junge, der Kühe hütete, blieb stehen und starrte sie mit offenem Munde an, als sie vorbeiritten. Ein Mann, der fleißig den Kleefarn aus seinem Getreidefeld jätete, hielt inne, lehnte sich auf seine Hacke und betrachtete sie neugierig. Im Gegensatz zu dem Jungen begrüßte er sie fröhlich und erhielt zum Dank Fidelmas Segen. Bei den Gebäuden vor ihnen erhob sich Gebell, und ein paar Jagdhunde schossen ihnen entgegen und kläfften sie laut, aber nicht drohend an.
    Auf einer gut gebauten Eichenbrücke überquerten sie den schnell dahinströmenden Fluß. Aus der Nähe sah Eadulf nun, daß einst ein großer Erdwall die Gebäude umgeben hatte, der jetzt aber mit Gras und Gesträuch überwachsen und beinahe ein Teil der umliegenden Felder geworden war. Hinter ihm grasten mehrere Schafe. Er bewies, daß die Gebäude vor langer Zeit befestigt gewesen waren. Jetzt waren sie nur von Flechtzäunen aus Haselgesträuch umgeben, die eher geeignet waren, so vermutete Eadulf, streunende Wölfe oder Wildschweine abzuhalten als menschliche Angreifer. Ein großes Tor im Zaun stand weit offen.
    Die Hufe ihrer Pferde klapperten hohl auf den Holzplanken der Brücke, dann nahmen sie den kurzen Weg zum Tor.
    Eine Gestalt tauchte im Tor auf, ein kräftiger Mann im mittleren Alter, mit Schwert und Schild bewaffnet, mit einem von Silberfäden durchzogenen, wohlgestutzten Bart. Er trat mitten in den Weg und betrachtete sie aus prüfend zusammengekniffenen dunklen Augen, doch ohne

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