Der Tote am Steinkreuz
hergerichtet entsprechend deinem …« Er suchte nach dem passenden Ausdruck. »Deinem Empfinden.«
»Ich hatte keinen Zweifel, daß du das tun würdest, Dubán«, erwiderte Fidelma ruhig.
Der ältliche Krieger runzelte die Stirn und versuchte zu ergründen, wie sie das meinte. Fidelmas Kritik mochte ihn verletzt haben, doch war ihm offensichtlich gesagt worden, er habe ihre Anordnungen zu befolgen.
»Crón hat mich beauftragt, dir während deines Aufenthalts im rath von Araglin zur Verfügung zu stehen und alle deine Anweisungen auszuführen.«
»Gut. Wir sind gerade auf dem Wege zu Ebers Wohnung, um die Stelle zu untersuchen, an der Menma die Leiche und den unglücklichen Móen entdeckt hat.«
»Dann werde ich euch führen«, erbot sich Dubán und ging ihnen voran zu dem Gebäude, das Menma ihnen bereits gezeigt hatte. Es war einstöckig wie die meisten Holzhäuser im rath.
Die Tür führte in einen Raum, der leicht als Empfangszimmer zu erkennen war. Darin konnte der Fürst speisen und Gäste bewirten, wenn er nicht die Festhalle benutzen wollte. Dieses Zimmer war mit der Halle durch eine Tür verbunden, die hinter einem Wandbehang verborgen war, auf den Dubán sie hinwies. Über dem Herd hing ein Kessel, davor standen ein Tisch und Stühle. Die Waffen des toten Fürsten und Jagdtrophäen schmückten die Wände. Teppiche und Wandbehänge verliehen dem Raum Wärme. Eine holzgetäfelte Wand mit einer Tür trennte ihn von dem nächsten, der als Schlafzimmer diente. Das Ruhelager war einfach: ein großer Strohsack auf dem Boden mit Decken darauf. Fidelma bemerkte die Blutflecke auf ihnen, sagte aber nichts. In der Nähe stand ein Tisch mit einer Öllampe.
»Ist das die Lampe, die brannte, als Menma eintrat?«
»Ja«, bestätigte Dubán sofort. »Im Zimmer ist nichts verändert worden seit … seit der Tragödie. Die Lampe brannte noch, als ich mit Menma herkam. Móen kniete genau hier«, er wies mit der Hand auf die Stelle, »dicht neben dem Bett.«
»Versuchte er sich zu entfernen?«
»O nein.«
»Also machte er keinen Versuch, fortzulaufen, bevor ihr kamt?«
»Fortlaufen? Taubstumm und blind, wie er ist?« Dubán lachte trocken.
»Aber taubstumm und blind, wie er ist, soll er nach eurer Erklärung in der Lage gewesen sein, hier hereinzukommen und Eber umzubringen«, sagte Fidelma und schaute sich in dem Zimmer um. Bevor Dubán antworten konnte, bat sie ihn: »Schildere uns den Hergang der Ereignisse aus deiner Sicht.«
»Als Kommandeur der Leibgarde stand ich in jener Nacht Wache.«
»Dies ist ein abgelegener rath. Es ist doch sicher nicht notwendig, ständig eine Wache aufzustellen, denn ihr genießt ja den natürlichen Schutz der Berge, die das Tal umgeben.«
Dubán nickte.
»Aber vor ein paar Wochen fielen Viehdiebe ins Tal ein, Schwester. Eber gab mir die Anweisung, Wachen aufzustellen.«
»Ach ja, natürlich. Und du standest Wache in der Nacht, als Eber ermordet wurde?«
»Ehrlich gesagt, gegen Morgen war ich auf meinem Sitz am Eingang zur Festhalle eingeschlafen«, antwortete Dubán kleinlaut. »Menma mußte mich wecken. Er sagte mir, er habe Eber tot aufgefunden und Móen habe ihn umgebracht. Ich ging sofort mit ihm hierher und sah die Leiche Ebers auf dem Bett liegen, genau so, wie es Menma beschrieben hatte. Überall war Blut, du kannst es noch sehen, wo es angetrocknet ist. Móen hockte da, wo ich es dir gezeigt habe. Er hatte das Messer noch in der Hand, es war voller Blut und seine Kleidung auch.«
»Was tat er?«
»Er wiegte sich vor und zurück und stöhnte vor sich hin.«
»Das alles konntest du deutlich sehen, weil die Lampe noch brannte? Was weiter?« ermunterte ihn Fidelma.
»Ich befahl Menma, seinen Pflichten nachzugehen, und wollte Crítán holen. Er kam mir aber schon entgegen, weil er mich auf der Wache ablösen wollte. Wir brachten Móen in den Stall und banden ihn fest, und dann ging ich zu Crón, um ihr alles mitzuteilen.«
»Ach ja, Crón. Warum hast du nicht Ebers Frau als erste benachrichtigt? Wäre das nicht angemessener gewesen?«
»Crón ist Tanist, die gewählte Nachfolgerin. Nach Ebers Tod war sie nun die gewählte Fürstin von Araglin. Es war richtig, daß sie zuallererst benachrichtigt wurde.«
Fidelma mußte im stillen Dubán beipflichten.
»Was dann?«
»Als wir anfingen, Móen in Ketten zu legen, wehrte er sich und schrie. Das berichtete ich Crón, und sie wies mich an, Teafa zu holen. Also ging ich zu ihrer Wohnung.«
»Und fandest sie tot
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