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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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auf?«
    »Ja.«
    »Ich hörte, Teafa sei die einzige im rath von Araglin gewesen, die Móen beruhigen konnte, wenn ›beruhigen‹ der richtige Ausdruck ist.«
    »Das stimmt. Sie hat sich schon um ihn gekümmert, als er noch ein Baby war.«
    »Sie war Ebers Schwester?«
    »Ja.«
    »Also war Móen nicht ihr eigenes Kind?« Fidelma war die Verwandtschaftsbeziehung nicht klar.
    »Niemand weiß, wo das Kind herkam«, antwortete Dubán mit Bestimmtheit. »Aber Teafas Kind war es nicht, denn dann hätte man ihr in den Wochen vor seiner Geburt die Schwangerschaft angesehen, und sie war nicht schwanger. Dies ist eine kleine Gemeinschaft. Móen ist ein Findelkind.«
    »In dieser kleinen Gemeinschaft muß es doch bekannt gewesen sein, wer ein Kind geboren hatte?«
    »Eben nicht. Móen stammt von niemandem aus diesem Tal. Soviel ist sicher.«
    »Kannst du mir mehr darüber sagen? Wie und warum kam Teafa dazu, das Kind aufzunehmen? Wer hat Móen gefunden?«
    Dubán rieb sich die Nase.
    »Ich weiß nur, daß Teafa allein auf die Jagd ritt und ein paar Tage später mit dem Kind zurückkam. Sie ging einfach in die Berge und kam mit einem Neugeborenen wieder.«
    »Hat sie irgend jemandem erzählt, wie sie es gefunden hatte?«
    »Natürlich. Sie sagte, sie hätte es verlassen im Walde gefunden. Sie erklärte, sie werde es adoptieren. Bald danach verließ ich Araglin und kämpfte bis vor drei Jahren in den Kriegen der Könige von Cashel. Wie ich hörte, zeigte sich bald, daß das Kind behindert war. Doch Teafa weigerte sich, es abzugeben. Teafa heiratete nie und bekam auch keine Kinder. Sie war ein warmherziger Mensch und brauchte vielleicht ein Kind als Ersatz. Anscheinend brachten es Móen und Teafa mit der Zeit fertig, sich auf irgendeine seltsame Art zu verständigen. Wie, das weiß ich nicht.«
    »Wie lange warst du von Araglin fort?«
    »Fast siebzehn Jahre vergingen, bis ich zurückkehrte und in Ebers Dienste trat. Das war, wie gesagt, vor drei Jahren.«
    »Aha. Gibt es sonst jemanden hier im rath, der vielleicht mehr über Móen weiß?«
    Dubán zuckte die Achseln.
    »Ich nehme an, Pater Gormán könnte mehr darüber wissen, und jetzt, nach dem Tod von Teafa, ist er sicher auch bereit, es preiszugeben. Aber Pater Gormán kommt erst in ein paar Tagen zurück.«
    »Was ist mit Ebers Witwe?«
    »Lady Cranat?« Dubán zog ein säuerliches Gesicht. »Das weiß ich nicht. Sie heiratete Eber erst ungefähr ein Jahr nachdem Teafa Móen hergebracht hatte. Nach meiner Rückkehr merkte ich, daß Cranat und Teafa nicht so vertraut miteinander waren, wie man es von Schwester und Schwägerin erwarten könnte.«
    Eadulf beugte sich eifrig vor.
    »Meinst du damit, daß Cranat Teafa nicht mochte?«
    Dubán schien gekränkt.
    »Ich weiß, ihr Angelsachsen seid stolz auf eure Unverblümtheit. Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt.«
    »Ja, das hast du«, bestätigte Fidelma rasch. »Du willst damit sagen, daß Cranat und Teafa nicht gut miteinander auskamen?«
    »Richtig«, erwiderte Dubán.
    »Weißt du, wie lange das schon so ging?«
    »Ich habe gehört, sie gerieten aneinander, als Crón ungefähr dreizehn Jahre alt war. Es gab irgendeinen Streit zwischen ihnen, und danach sprachen sie kaum noch miteinander. Jedenfalls habe ich vor zwei oder drei Wochen eine heftige Auseinandersetzung zwischen ihnen erlebt.«
    »Worum ging es dabei?«
    »Es kommt mir eigentlich nicht zu, darüber etwas zu sagen.« Es war klar, daß Dubán merkte, daß es auf Klatsch hinauslief. Fidelma machte sich seine Verlegenheit sofort zunutze.
    »Aber da du nun schon soviel gesagt hast, meine ich, solltest du uns das auch nicht verheimlichen.«
    »Ich weiß nicht, worüber sie sich stritten, aber Teafa war wütend und schrie Cranat an, und Cranat brach in Tränen aus.«
    »Dann mußt du doch etwas gehört haben. Du mußt doch eine Ahnung haben, wodurch der Streit entstand?«
    »Habe ich nicht. Ich erinnere mich, daß Móen erwähnt wurde und Eber auch. Teafa rief etwas von Scheidung.«
    »Verlangte sie, daß Cranat sich von ihrem Bruder scheiden lassen sollte?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Cranat lief davon zur Kapelle und suchte Trost bei Pater Gormán.«
    Fidelma stellte ihm keine weiteren Fragen, sondern sah sich im Schlafzimmer um und untersuchte es eingehend, ehe sie sich der Verbindungstür und dem Empfangszimmer zuwandte.
    »Für einen Taubstummen und Blinden muß Móen eine seltene Gabe besitzen, um sich so leicht im rath zu

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