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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gewöhnlich das Essen brachte. Die Küche war leer. Sie fand das junge Mädchen in der Festhalle, wo sie saubermachte.
    Grella schien verlegen, als Fidelma auf sie zutrat.
    »Wer hat uns heute morgen das Frühstück ins Gästehaus gebracht?«
    »Ich, Schwester, wie immer. War etwas nicht in Ordnung?«
    Die arglosen Augen des Mädchens überzeugten Fidelma, daß die Schuldige woanders zu suchen sei.
    »Wer hat das Essen heute morgen zubereitet?«
    »Dignait, nehme ich an. Sie führt die Küche.«
    »Hast du gesehen, daß sie es getan hat?«
    »Nein. Als ich herkam, war Dignait hier in der Festhalle und sprach mit Lady Cranat. Dignait sagte zu mir, ich solle gleich in die Küche gehen. Dort würde ich ein Tablett mit dem Frühstück für dich und den angelsächsischen Bruder finden, und ich sollte es euch sofort bringen.«
    »Also hat Dignait das Essen zubereitet?«
    »Ja. Du machst mir Angst, Schwester, was ist passiert?«
    »Weißt du noch, woraus die Mahlzeit bestand?«
    »Wieso?« Die Frage überraschte sie. »Habt ihr sie nicht gegessen?«
    In bitterem Ton wiederholte Fidelma ihre Frage: »Woraus bestand die Mahlzeit?«
    »Kaltes Fleisch, Brot, ach ja, ein paar Pilze und Äpfel und ein Krug Met.«
    »Die Pilze waren giftig. Es waren Lorcheln.«
    Das Mädchen erbleichte. In Grellas Gesicht stand der Schock, aber kein Anzeichen von Schuld.
    »Das wußte ich nicht!« rief sie entsetzt.
    »Wo ist Dignait?«
    »Hier ist sie nicht. Ich glaube, nach dem Frühstück ist sie in ihre Hütte gegangen. Soll ich dir zeigen, wo die ist?«
    Das Mädchen lief angstvoll vor Fidelma her, bis sie vor einer baufälligen Holzhütte standen.
    »Hier wohnt sie.«
    Fidelma rief an der Tür.
    Keine Antwort.
    Sie zögerte einen Moment, dann hob sie mühelos den Riegel an und betrat den einzigen Raum der Hütte. Überrascht betrachtete sie die Unordnung darin. Bettzeug und Kleidungsstücke und einiges andere lagen wild durcheinander.
    Grella entfuhr ein erstaunter Ausruf, als sie Fidelma über die Schulter sah.
    Fidelma musterte den Raum gründlich. Jemand hatte hier nach etwas gesucht. War es Dignait, die diese Unordnung verursacht hatte, oder jemand anderes? Wo war Dignait überhaupt? Ihr Blick fiel auf den Tisch, und ihre Augen verengten sich. Ein schmaler roter Fleck zog sich über eine Ecke hin. Das konnte nur Blut sein.
    Mehr war in Dignaits verlassener Hütte nicht herauszubekommen.
    Grella stand aufgeregt und mit offenem Mund neben ihr.
    »Du machst dich am besten wieder an deine Arbeit, Grella. Wenn du fertig bist, geh bitte zu dem angelsächsischen Bruder und bleibe bei ihm. Vielleicht braucht er deine Hilfe. Er hat ein paar von den giftigen Lorcheln gegessen.«
    Mit einem leisen Ausruf bekreuzigte sich das Mädchen.
    »Er hat schon ein Brechmittel genommen«, erklärte ihr Fidelma, »aber er könnte später noch Hilfe benötigen. Ich muß Dignait suchen, möchte ihn aber nicht allein lassen. Wenn du mit deiner Arbeit fertig bist, geh ins Gästehaus, bleib dort und paß gut auf ihn auf. Hast du verstanden?«
    Grella nickte und lief fort.
    Fidelma schloß die Tür von Dignaits Hütte und ging zurück zum Gästehaus.
    Eadulf saß mit blassem Gesicht da und trank Wasser.
    Sie sah ihn fragend an. Er nickte langsam.
    »Wie geht es dir?« erkundigte sie sich leise.
    Eadulf zuckte trübselig die Achseln.
    »Frag mich das in ein paar Stunden. Dann wirkt das Gift. Ich hoffe, ich habe das meiste ausgebrochen. Aber das weiß man nie genau.«
    »Dignait ist weg. Ihr Zimmer ist in Unordnung, und auf ihrem Tisch ist ein Blutfleck.«
    Eadulfs Augen weiteten sich.
    »Du meinst, daß Dignait …?«
    »Sie müßte man logischerweise zuerst befragen, denn sie hat anscheinend das Essen zubereitet und es uns von Grella bringen lassen. Ich habe das Mädchen gebeten, auf dich aufzupassen, solange ich weg bin.«
    »Ich komme mit und helfe dir, Dignait zu suchen«, wandte Eadulf ein.
    Fidelma sah ihn beinahe zärtlich an und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Mein Freund, du mußt hierbleiben und versuchen, noch mehr von dir zu geben. Ich sehe zu, was ich noch herausbekommen kann.«
    Eadulf wollte protestieren, gab es aber angesichts des gefährlichen Glitzerns in Fidelmas Augen auf.
    Fidelma fand Crón in der Festhalle. Sie machte einen niedergeschlagenen Eindruck, richtete sich aber ein wenig auf, als Fidelma zu ihr kam.
    »Ist das wahr?« fragte sie. »Ich habe gerade mit Grella gesprochen.«
    »Nur zu wahr«, erwiderte Fidelma. »Hast du eine

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