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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Ahnung, wo Dignait geblieben ist?«
    Crón schüttelte den Kopf.
    »Heute früh habe ich sie gesehen. Grella sagt, du hast dir ihre Hütte schon angeschaut?«
    »Sie scheint verschwunden zu sein. Ihre Hütte ist verlassen und in Unordnung, und auf ihrem Tisch ist ein Blutfleck.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Sie muß irgendwo hier im rath sein. Ich werde sofort nach ihr suchen lassen.«
    »Wo ist Cranat, deine Mutter? Sie soll Dignait besser kennen als alle anderen, und sie hat heute morgen mit ihr gesprochen.«
    »Meine Mutter macht ihren morgendlichen Ausritt mit Pater Gormán.«
    »Laß es mich wissen, wenn sie zurück ist.«
    Fidelmas nächstes Ziel war Teafas Hütte.
    Gadra öffnete, sah Fidelmas besorgtes Gesicht und ließ sie schweigend eintreten.
    »Du bist schon früh unterwegs, Fidelma, und deine Miene verheißt nichts Gutes.«
    »Wie geht es deinem Schützling?«
    »Móen? Er schläft noch. Wir waren lange auf und haben uns über theologische Fragen unterhalten.«
    »Über Theologie unterhalten?« Sie war überrascht.
    »Móen versteht sehr viel von Theologie«, versicherte ihr Gadra. »Wir sprachen auch über seine Zukunft.«
    »Ich nehme an, er wird hier nicht bleiben wollen?«
    Gadra lachte spöttisch.
    »Nach allem, was passiert ist?«
    »Wohl lieber nicht«, stimmte ihm Fidelma zu. »Aber wo will er hin?«
    »Ich habe ihm vorgeschlagen, daß er vielleicht in einem Kloster Schutz vor den Übeln der Welt finden könnte, etwa in Lios Mhór. Er braucht die Ordnung, die das Leben unter Mönchen bietet, und dort werden sich viele mit ihm verständigen können, denn wie du selbst bewiesen hast, geht das mit der alten Ogham-Schrift recht gut.«
    »Das klingt ganz vernünftig«, meinte Fidelma. »Aber es paßt doch kaum zu deiner eigenen Lebensauffassung.«
    »Meine Welt liegt im Sterben. Das gestehe ich ein. Móen muß ein Teil der neuen Welt werden, nicht der alten. Aber ich sehe, daß du Sorgen hast. Du bist nicht hergekommen, um über Móen zu sprechen. Ist etwas geschehen?«
    »Ich fürchte für das Leben meines Gefährten Eadulf«, sagte Fidelma kurz. »Jemand hat heute morgen versucht, ihn und mich zu vergiften.«
    Gadra sah sie erschrocken an.
    »Versucht? Womit?«
    »Mit Pilzen.«
    »Die meisten Leute kennen aber doch die Giftpilze.«
    »Stimmt. Aber die Lorchel kann man leicht mit der Speisemorchel verwechseln.«
    »Aber nur in rohem Zustand ist sie hochgiftig. Da man Morcheln niemals roh ißt, kann man doch kaum …«
    »Eben die Tatsache, daß die Morcheln roh waren, ließ mich genauer hinschauen. Ich habe sie nicht angerührt, doch Bruder Eadulf hatte unglücklicherweise schon angefangen, davon zu essen, bevor ich merkte, daß es Lorcheln waren.«
    »Er sollte sofort seinen Magen entleeren«, sagte Gadra ernst.
    »Er hat erbrochen, und ich lasse ihn so viel Wasser trinken wie möglich, um dem nachzuhelfen.«
    »Weiß man, wer versucht hat, euch zu vergiften?«
    »Wahrscheinlich war es Dignait. Sie scheint aber nicht im rath zu sein, sie ist verschwunden. Ihre Hütte ist in Unordnung, und auf ihrem Tisch ist Blut.«
    »Du hast die Pflicht, mir eine Frage zu stellen«, kam ihr Gadra zuvor. »Ich beantworte sie gleich: Weder ich noch Móen haben heute morgen diese Hütte verlassen.«
    Fidelma verzog das Gesicht.
    »Das hatte ich auch nicht angenommen.«
    Gadra langte in seinen sacculus, seinen Beutel, der auf dem Tisch lag, und holte eine kleine Flasche heraus.
    »Ich habe meine Arzneien bei mir. Dies ist eine Mixtur aus Gundelrebe und Wermut. Sag unserem angelsächsischen Freund, er soll sie mit ein wenig Wasser gemischt trinken, je weniger verdünnt, desto besser. Damit kann er seinen Magen vom Gift befreien.«
    Zögernd nahm Fidelma die Flasche entgegen.
    »Bring sie ihm«, drängte sie der alte Einsiedler und fügte lächelnd hinzu: »Es sei denn, du glaubst, ich wolle ihn vergiften.«
    »Ich bin dir wirklich dankbar, Gadra«, antwortete Fidelma, im Gefühl, unhöflich gewesen zu sein.
    »Dann geh schnell zu ihm. Laß es mich wissen, wenn ich sonst noch etwas für ihn tun kann.«
    Mit der Flasche in der Hand kehrte Fidelma zum Gästehaus zurück.
    Eadulf saß noch da und war merklich blasser geworden. Um Augen und Mund herum hatte sich die Haut bläulich verfärbt.
    »Gadra schickt dir das hier. Du sollst es gleich trinken, mit Wasser verdünnt.«
    Mißtrauisch nahm ihr Eadulf die Flasche aus der Hand.
    »Was ist das?«
    »Eine Mixtur aus Gundelrebe und Wermut.«
    »Sie soll wohl

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