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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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zwischen Mutter und Tochter. Zwischen ihnen schien eine eigenartige Distanz zu bestehen, eine Förmlichkeit, die nicht leicht zu erklären war.
    Pater Gormán hatte zugehört. Er war abgestiegen, hatte jemandem sein Pferd übergeben und trat nun auf Fidelma zu.
    »Bruder Eadulf gehört der römischen Kirche an«, sagte er kurz. »Wenn sein Leben in Gefahr ist, sollte ich ihn versorgen.«
    »Er wird gut versorgt, Pater Gormán«, erwiderte Fidelma leicht belustigt. »Wir können jetzt nur abwarten.«
    Pater Gormán errötete.
    »Ich meinte seine geistliche Versorgung. Die letzte Beichte. Die letzten Riten unserer Kirche.«
    »Ich habe ihn noch nicht ganz der anderen Welt übergeben«, antwortete sie. » Dum vita est spes est « , fügte sie hinzu. »Solange Leben ist, ist auch Hoffnung.«
    Sie wandte sich Cranat zu, die fortgehen wollte.
    »Cranat! Auf ein Wort.«
    Cranat, hochmütig wie sie war, lief rot an vor Ärger.
    »Es ist üblich, daß man …«
    »Ich habe keine Zeit für Formalitäten, das habe ich dir schon einmal gesagt«, unterbrach sie Fidelma. »Hier geht es um Leben und Tod. Ich glaube, du hast heute morgen mit Dignait gesprochen. Hast du gesehen, daß sie das Frühstück für das Gästehaus zubereitet hat?«
    »Ich gebe mich nicht mit der Küche ab«, erwiderte Cranat verächtlich.
    »Aber du bist Dignait heute morgen begegnet?«
    »Ich sah sie, als ich durch die Festhalle ging. Sie kam aus der Küche. Ich sprach sie wegen einer Haushaltsangelegenheit an. Ich erinnere mich, daß die Dienerin Grella hereinkam und Dignait sie anwies, in die Küche zu gehen und das Tablett mit dem Frühstück ins Gästehaus zu bringen. Das ist alles.«
    »Wir müssen Dignait unbedingt finden. Weißt du, wo sie sein könnte?«
    »Ich bin nicht gewohnt, mich um die privaten Angelegenheiten von Dienerinnen zu kümmern. Wenn das nun alles ist …«
    Sie schritt davon, ehe Fidelma noch etwas sagen konnte.
    Doch Pater Gormán war hartnäckig auf seinem Platz geblieben.
    »Ich bestehe darauf, den sterbenden angelsächsischen Bruder zu besuchen«, sagte er. »Du trägst einen Teil der Schuld an seinem Tod, Schwester. Du hast jenen Satanssproß freigelassen, obwohl du genau wußtest, daß unser Leben dann in Gefahr sein würde.«
    »Bist du sicher, daß du die christliche Lehre vertrittst?« fragte Fidelma gereizt.
    Pater Gormán wurde puterrot.
    »Mehr als du, das liegt auf der Hand. Christus selbst sagte: ›So aber deine Hand dich ärgert, so haue sie ab. Es ist dir besser, daß du zum Leben als ein Krüppel eingehst, denn daß du zwei Hände habest und werdest in das ewige Feuer geworfen.‹ Es wird Zeit, daß wir dieses Ärgernis beseitigen. Vernichte und vertreibe das Übel in unserer Mitte!«
    »Bruder Eadulf wird deinen Segen nicht brauchen, Gormán von Cill Uird«, antwortete Fidelma mit einer Ruhe, zu der sie sich zwingen mußte. »Er wird noch nicht sterben.«
    »Bist du Gott, daß du darüber bestimmst?« höhnte der Priester.
    »Nein«, sagte Fidelma. »Aber mein Wille ist so stark wie der Adams!«
    Pater Gormán schien noch weiter mit ihr streiten zu wollen, doch dann wandte er sich ab, stürmte in seine Kapelle und knallte die Tür hinter sich zu.
    Crón blickte Fidelma verwundert an.
    »Laß es mich wissen, wenn ich noch etwas tun kann«, sagte sie, bevor sie in die Festhalle ging.
    Fidelma schritt zurück zum Gästehaus.
    »Schwester! Schwester!«
    Grella lief ihr entgegen. Fidelma sah ihrem Gesicht an, daß etwas nicht in Ordnung war, und ihr Herzschlag setzte einen Moment aus.
    »Was ist mit Bruder Eadulf?«
    »Komm schnell«, rief das Mädchen, doch Fidelma rannte bereits.
    »Ich war gerade hineingegangen, wie du angeordnet hattest«, berichtete das Mädchen atemlos und versuchte mit ihr Schritt zu halten. Weiter kam sie nicht, Fidelma war bereits im Gästehaus. Grella eilte ihr danach.
    Eadulf lag in seiner Schlafkammer auf der Strohmatratze ausgestreckt auf dem Rücken. Er zitterte, Schauer durchliefen seinen Körper, die Augen hielt er geschlossen, und das Gesicht war schweißgebadet.
    Fidelma sank auf die Knie und faßte Eadulfs Hand. Sie war heiß und feucht. Sie fühlte seinen Puls, er schlug heftig und unregelmäßig.
    »Wie lange geht es ihm schon so?« fragte sie Grella, die hinter ihr stand.
    »Ich bin eben erst hereingekommen, und da fand ich ihn so«, wiederholte das Mädchen.
    »Hol rasch den Einsiedler Gadra her!« Als das Mädchen zögerte, fügte sie hinzu: »Er ist in Teafas Hütte.

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