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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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nicht im mindesten unsere Treue. Wir sind keine Söldner mehr, die ihr Fähnlein nach dem Winde drehen, Weddemeister. Ich kann Euch versichern, dass Malthus ein Mann ohne Makel war. Ein guter Soldat, treu ergeben. Immer im Dienst, wenn Ihr versteht, was ich meine.»
    «Gewiss, treu ergeben. Wie er es geschworen hat. Natürlich.»Wagner nahm sich fest vor, nicht zu schwitzen. «Daran zweifelt niemand. Aber nun ist er tot, und womöglich gab es einen Anlass   …»
    «Anlass? Er wurde das Opfer der Übelstände in dieser Stadt.
Daran
kann kein Zweifel bestehen, absolut kein Zweifel.»
    «Möglicherweise, ja. Leider ist er in seinem eigenen Eiskeller, nun ja, gestorben, wenn der sich auch auf dem Areal der Garnison befindet. So ist vieles möglich, Major, auch ein privater Grund. Es ist   …»
    «…   absurd.» Die Miene des Majors verlor alle Verbindlichkeit. «Das ist absurd, Weddemeister. Auch als privater Mensch, wobei ein Soldat nie wirklich ein privater Mensch ist, war er ein Ehrenmann. Er stand kurz vor seiner Heirat, was Ihr möglicherweise noch nicht wisst, mit einer jungen Dame aus bester Familie. Sie und seine eigene Familie bedeuteten sein Privatleben. Und wenn Ihr darauf anspielt, er habe seinen Dienst quittieren wollen – das war noch nicht entschieden. Ich bin sicher, er hätte es nicht getan.»
    «Möglicherweise. Wer weiß schon, was einen Mann wirklich bewegt. Da ist etwas anderes, das ich wissen muss. Es geht um die Munitionsdiebstähle, zuerst aus dem Depot der Bürgerwache auf der Bastion Henricus   …»
    «Was fatal ist», unterbrach ihn Breinhardt, «aber nicht erstaunlich. Verzeiht, wenn ich es so direkt sage: Die Bastion wird von der Bürgerwache kontrolliert, und deren Qualifikation ist bekannt.»
    «Gewiss, bekannt. Der nächste Diebstahl allerdings, Ihr werdet Euch daran erinnern, traf das Pulvermagazin auf der Bastion Eberhardus. Und das, verzeiht, wenn ich das so direkt sage, gehört der Garnison und wird auch von ihr bewacht. Nun ja, an der Qualifikation Eurer Männer bestehtkein Zweifel. Und nun, sehr bedauerlich, das sagen zu müssen, wurde auch ins Drillhaus eingebrochen.»
    «Ins Drillhaus der Bürgerwache.» Breinhardts Brauen hoben sich amüsiert. «Während der Drillmeister in seiner Wohnung direkt daneben selig schlief.»
    «Das ist in der Tat erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er, bis er vor einem Jahr seinen Abschied nahm, zu Eurer Kompanie gehörte. Im Drillhaus kamen außer den kostbaren silbernen Deckelhumpen der Bürgerkapitäne nur einige Gewehre abhanden, was nicht annähernd so bedenklich ist wie die großen Mengen an Pulver und Kugeln aus dem Magazin auf der Bastion Eberhardus, ja, und auch Gewehre. Nun ja, auch auf Henricus.»
    Breinhardt musterte seine Hände, als begänne er sich zu langweilen. «Es wäre freundlich, wenn Ihr mir erklärtet, was das mit Oberleutnant Malthus’ Tod zu tun hat.»
    «Das ist einfach. So wie Ihr Erkundigungen über seinen Tod einzieht, werdet Ihr auch diese Diebstähle verfolgen. Ich möchte wissen, ob er damit betraut war. Oder ob er sich besonders dafür interessiert hat. Immerhin steht das bestohlene Garnisonsmagazin auf Eberhardus, nur einen Katzensprung von der Mine und dem Eiskeller entfernt. Wenn die Diebe es noch einmal versuchen wollten und er ihnen auf der Spur war, ist er ihnen vielleicht nachgeschlichen, wurde entdeckt, und dann – ja, und dann fand er sein Ende im Eiskeller.»
    Breinhardt lockerte seine Hände, lehnte sich zurück und sah an Wagner vorbei nach seiner Kaiserin. «Nein», sagte er endlich, «davon weiß ich nichts, und falls er eine solche Spur gehabt hätte, wüsste ich es. Aber ich muss zugeben, Ihr sprecht von einer Möglichkeit, die ich noch nicht bedacht habe. Tatsächlich hat Malthus sich mit der Lagerung des Pulvers beschäftigt. Er hielt es für gefährlich,dass große Mengen auf den Bastionen lagern, so nah bei den Wohnhäusern, und nicht einmal in besonders starken Mauern. Und beim Steintor, zum Beispiel, liegt das Pulver in dem mittelalterlichen Turmrest, der beim Bau des Befestigungswalles vor hundertfünfzig Jahren nicht wie die anderen abgerissen, sondern einfach in den Wall integriert wurde. Sein Mauerwerk ist uralt, es muss spröde sein. Malthus hat befürchtet, eine Explosion werde das Tor zerstören und womöglich eine Bresche in den Wall sprengen. Von den umliegenden Wohnhäusern gar nicht erst zu reden. Noch stärker hat ihn allerdings gesorgt, wie immer wieder mit Handelspulver

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