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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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bestehlen, und ihn oft gedrängt, mich fortzuschicken. Deshalb hat Meister Glarus mir die Laterne geschenkt. Damit ich mein Brot verdienen kann.»
    «Auf ehrliche Weise», murmelte Rosina. Diesen Satz hatte sie oft gehört, er bezog sich selten auf Komödianten. Der alte Mann musste Maline mehr geschenkt haben als die Laterne. Wie sonst hätte sie die teuren Farben und das gute Glas bezahlen können?
    «Aber wie sollte ich alleine reisen?», fuhr Maline fort,ohne auf Rosinas Bemerkung zu achten. «Als ihr in die Stadt kamt, beschloss ich, es wieder mit einer Komödiantengesellschaft zu versuchen. Da wusste ich allerdings noch nicht, dass er mir die Laterne schenken würde. Das erfuhr ich erst einige Tage nachdem ihr es abgelehnt hattet, mich bei euch aufzunehmen. Ich dachte, ihr wäret schon abgereist, dann traf ich Jean – den Rest kennst du. Ist deine Neugier nun befriedigt?»
    «Völlig. Nimmst du sie mir übel?»
    Maline schüttelte entschieden den Kopf. «Meine Geschichte ist kein Geheimnis. Du kannst sie jedem erzählen. Es wäre mir sogar lieb. Dann werde ich vielleicht nicht mehr verdächtigt, die Laterne gestohlen zu haben.»
    «Das tut niemand! Jedenfalls niemand von uns. Glaubst du, du wärest dann noch hier?»
    Sie nahm eine der anderen Glasscheiben, die zum Trocknen gegen einen Holzkasten lehnten, bis die Farbe mit Firnis versiegelt werden konnte. In dem bewahrte Maline Pinsel, Kohle- und Rötelstifte und die Messer auf, mit denen die Farben geschabt und auf die Palette aufgetragen, gemischt und auch wieder abgekratzt wurden. Darunter gab es auch ein besonders feines, um die Konturen auf den getrockneten Bildern zu korrigieren.
    «Und dieses? Es sieht aus, als zeige es den Garten der Herrmanns’ an der äußeren Alster.»
    «Den kenne ich nicht. Nein, es zeigt einen der mit Rosen berankten Bogen über dem Hauptweg im großen Garten am Gänsemarkt. Sie tragen jetzt nur mehr Hagebutten, aber ich weiß, wie ihre Blüten aussehen. Für sich allein ist das Bild nicht besonders, mit einem zweiten Glas, das man darüber schiebt, kann ich es aussehen lassen, als hüpften in den Ranken Vögel auf und ab. Ich will auch die große Holländermühle am Alsterdurchfluss beim Lombardhausmalen, mit dem zweiten Glas sieht es aus, als drehten sich ihre Flügel. Das ist sehr possierlich.»
    «Ich habe mich geirrt, Maline», sagte Rosina und stellte das Glas wieder an den Kasten. «Ich war nicht gerade erfreut darüber, dass eine Laterna magica unser Repertoire erweitern soll. Doch nun», sie fand ein Kompliment, zumal ein ehrliches, als Entschädigung für ihre Neugier angebracht, «kann ich deine erste Vorstellung kaum erwarten. Jetzt begreife ich auch deine vielen langen Spaziergänge.» Sie tippte mit den Fingerspitzen auf das aufgeschlagene Skizzenbuch. «Mir scheint, du hast die halbe Stadt abgezeichnet.»
    «Nicht ganz, aber es stimmt, ich bin immer auf der Suche nach passenden Motiven. Nicht alle eignen sich. Heute», fügte sie nachdrücklich hinzu, «war ich hier und habe gemalt.»
    Diese unvermittelte Auskunft ersparte Rosina einen weiteren Beweis ihrer Neugier. Also war es nur ein Zufall, dass der Rockzipfel, den sie um die Ecke hatte verschwinden sehen, als sie mit Anne auf der Bank hinter dem Theater saß, aus genau dem gleichen Stoff war wie der Rock, den Maline trug. Warum sollte Maline verheimlichen, dass sie an diesem Morgen wieder auf einem ihrer Spaziergänge gewesen war, Rosina und Anne im vertraulichen Gespräch gesehen hatte und leise, um nicht zu stören, wieder davongeschlichen war? Andererseits: Warum sollte sie es erwähnen?
    Da fiel ihr etwas anderes ein. Göttingen war eine kleine Stadt – es war gut möglich. «Wie lange hast du in Göttingen gelebt, Maline?»
    «Zweieinhalb Jahre. Sehr gute zweieinhalb Jahre.»
    «Ein Optiker, besonders wenn er mechanische Geräte baut, hat sicher zahlreiche Kundschaft unter den Professoren und Studenten der Universität. Kanntest du welche?»
    «Einige.» Maline sah Rosina aufmerksam an. «So zahlreich waren sie nicht, Gelehrte haben gewöhnlich viel im Kopf und wenig in der Börse. Ich habe sie nie bedient, das hat der Meister immer selbst gemacht, manchmal auch der Geselle. Meinst du jemand Besonderen?»
    «Vinstedt», sagte Rosina rasch, bevor sie es sich anders überlegen konnte. «Er heißt Vinstedt. Er hat in Göttingen studiert und besucht dort gern alte Freunde.»
    «Aha, Magnus Vinstedt also.» Maline nahm die zuletzt bemalte Glasscheibe auf und

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