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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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abgestiegen, die hätte man glatt für Schnorrer halten können. Besonders Amis. So Multimillionäre. Denen möchte man 'ne Mark schenken. Knausrige Gesellen, aber stinkreich. Aber Sie werden meine Kollegen ja noch extra befragen …«
    »Na schön. Wenn Ihnen was einfällt, Herr Schneyder … und geben Sie bitte Anschrift und private Telefonnummer meinem Mitarbeiter. Keine Sorge, bleibt unter uns. Wiedersehen.«
    Alle, die Hugendübels gesehen hatten, wurden ins Kommissariat bestellt. Nach ihren Angaben wurden mit Hilfe eines Computers Zeichnungen erstellt, die von Zeitungen und Fernsehen veröffentlicht wurden. »Wer kennt diesen Mann? Wer kennt diese Frau? Wer hat sie kürzlich gesehen?«
    Aber es war wie leider so oft. Die Erinnerungen der Leute gingen weit auseinander. Nicht einmal über die Haarfarben hatten sie sich verständigen können. Das Zimmermädchen bestand bei ihm auf griechisches Profil, Stirn und Nase ohne Einbuchtung ineinander übergehend, sie habe Zeichenunterricht an der Volkshochschule und einen Blick für so etwas.
    Die Frau auf der Zeichnung hatte eine Stupsnase. Aber traf das zu? Es meldeten sich Leute, die behaupteten, die Gesuchten erkannt zu haben, und die sich nach der Höhe der Belohnung erkundigten. Alles Tinnef. Nichts dahinter. Wedels Stimmung war miserabel, aber das spielte im Grunde keine Rolle. Er war ein Kämpfer. Er gab nicht so leicht auf. Ein bißchen Zuspruch von seiner Frau hätte ihm gut getan, doch sie hatte es als Krankenschwester auch nicht gerade leicht und interessierte sich ohnehin nicht für seine Fälle. Sie sah gern Serien mit Herz und Schmerz im Fernsehen. Niemals Krimis.
    Familie Hornung hatte sich vor dem Fernseher versammelt, um sich Scorseses wundervollen Taxi Driver anzusehen, sogar Angela war deshalb ausnahmsweise dabei. In den Nachrichten vorher wurden die Zeichnungen eingeblendet. Richard erschrak bis ins Herz hinein. Er und Britta! Lieber Himmel! Er fand sich deutlich getroffen. Auch Britta war gut zu erkennen. Gleich würde sein Leben zusammenbrechen, Glück und Erfolg – vom Winde verweht.
    Angela rief: »Du bist erkannt, Papa, leugne nicht! Dieses markante Profil hat nur einer, und auch en face bist du es, gib's zu. Aber wer ist die Alte neben dir?«
    Er lachte. »Sehr schmeichelhaft getroffen, vor allem die Haarpracht, findest du nicht? Die Dame ist mir allerdings unbekannt.«
    Er sah aus den Augenwinkeln zu Lucie hin. Sie verzog keine Miene. Wahrscheinlich fand sie Angelas Bemerkungen ziemlich kindisch. Aber dann sagte sie:
    »Es ist nicht komisch. Wenn ich bedenke, daß es sich beim Grandhotel in Berlin sicher um einen 5-Sterne-Schuppen handelt. Da steigt man harmlos ab, und …«
    »Und am nächsten Morgen wachst du auf und bist tot.«
    In Angelas Alter war der Tod etwas völlig Abstraktes. Sie mochte schwarze Witze und Songs mit Weltuntergangstexten und T-Shirts mit schmutzigen Slogans.
    Es war die Naivität der Unverwundbaren.
    Richard fröstelte. Wer auch immer der Tote gewesen sein mochte, durch diesen Mord war er in seine Nähe gerückt. Der ›Hugendübel‹ auf der Zeichnung stellte zum Glück einen Allerweltstyp dar – oder vielleicht war er selber ja einer? So sahen schließlich viele aus. Es war nur der erste Schreck gewesen, der ihm die Ähnlichkeit vorgegaukelt hatte. Nicht einmal Frau und Tochter brachten ihn ernsthaft damit in Verbindung. Später, als der Film für Werbespots unterbrochen wurde, sagte Lucie: »Hast du nicht vor kurzem auch im Grandhotel gewohnt?«
    »Ich wollte, aber dann bin ich wieder ins Kempinski gezogen. Nicht so groß, irgendwie persönlicher. Denkst du noch über diese Mordgeschichte nach?«
    »Wahrscheinlich hat der angebliche Ehemann den Fremden mit Hilfe seiner Komplizin hingelockt, hat ihn umgebracht, beide sind getürmt.«
    »Und das Motiv?«
    »Vielleicht ein Berufskiller, der das im Auftrag eines eifersüchtigen Ehemannes tat?«
    Angela lachte.
    »Oder so ein Irrer wie Robert De Niro hier als Taxi Driver? Du solltest mal einen Krimi schreiben, Mami. Bei Hornungs fehlt das schöpferisch-musische Element. Papa ist fürs Geld zuständig, ich bin die Schönheit in der Familie …«
    »Mach du mal dein Abitur, heirate meinetwegen einen Popstar oder einen Bestseller-Autor und überlasse deiner Mutter weiterhin die Schönheit«, scherzte Richard. Nur jetzt nicht nervös wirken.
    »Papa! Solche Retourkutschen von einem steckbrieflich Gesuchten?«
    »Angela, bitte!« Das war Lucies

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