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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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für sie existierte.
    Er trug ein weites, weites Hemd zu Jeans. Sein Lächeln war makellos. Seine Augen waren Granit. Er trat stumm hinter ihren Stuhl und löste die Fessel um ihren Unterleib. Sie stöhnte. Er trat vor sie hin und streckte die Arme nach ihr aus. Sie ergriff seine Hände. Er zog sie hoch. Aber sie knickte in den Knien ein. Das Blut strömte schmerzhaft in ihre Beine. Sie merkte selbst, daß sie entsetzlich stank. Nach Schweiß, Urin und Kot. Er hakte sie unter.
    »Gehen wir ein paar Schritte, Matka. Du bist ja ganz von Kräften. Gleich lasse ich dir ein kleines Frühstück bringen und auch Zigaretten, wenn du willst. Aber vorher sagst du mir, wer die Kerle im Hotel waren. Der, mit dem du zusammen warst. Und der andere, der nicht wieder aufwachen wird. Wie lief es ab? Kanntest du den Kerl, der angeblich Boris hieß, schon vorher? Rede! Du steckst mit drin. Wenn du jetzt nicht den Mund aufmachst, wirst du ihn bald nie wieder aufmachen können. Und denk nicht, wir würden dir bloß die Zunge abschneiden. Wir fangen das ganz professionell an, scheibchenweise.«
    »Aber ich weiß nichts. Ich habe alles gesagt. Ich habe immer so Päckchen überreicht, diesmal Uhren, einmal ein Radio, einmal Bücher, einmal … ach, ich habe doch schon alles gesagt, ich weiß nicht einmal, was sonst noch drin war, ich kann es aufschreiben, wenn Sie wollen. Rauschgift war es nicht, glaube ich jedenfalls. Und es hat nie mehr gewogen als ungefähr ein Kilo – mit Verpackung. Der Mann … also, der Boris, sollte mir auch etwas geben. Er hat es auf den Tisch gelegt. Ich weiß nicht was, Ehrenwort. Ich habe zwischen tausend und dreitausend Dollar bekommen, die Hälfte vorher, als Taschengeld, hat Mister Lederman gesagt, die Hälfte hinterher. Das Hotelzimmer war immer schon gebucht, und meist auf meinen Namen, weil es ja ganz unverfänglich ist; alle Angestellten bei der BEA reisen viel umher. Diesmal aber nicht, ich weiß nicht, wieso.«
    »Na schön, du machst das doch recht ordentlich.«
    »Ich mußte immer auf jemanden warten, der etwas von ›Onkel Nick‹ sagte. Es waren immer Männer. Der letzte, der …« Sie schluckte, »… der tot ist, der hat am Telefon gesagt: ›Hier ist Boris. Ich bestelle Grüße von Onkel Nick‹, und er hatte wohl einen östlichen Akzent, das ist wahr …«
    Flüchtig dachte sie an das Päckchen im Schrank. Ob sie das gefunden hatten? Wohl nicht. War ja auch nur Spielzeug, sah jedenfalls so aus.
    Schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Also: Schwamm drüber!
    Die Tür wurde geöffnet. Der Magere trat mit einem Tablett ein. Darauf standen ein Glas Wasser und ein Teller mit einer Pizza.
    Eine Pizza! Wenn alles nicht so schrecklich gewesen wäre, hätte Britta es komisch gefunden.
    Der Magere setzte das Tablett auf dem Stuhlsitz ab und ging wieder.
    Britta lehnte sich an den Tisch und stützte sich auf dessen Platte ab.
    »Gleich gibt's Hamham, Matka«, sagte der gestürzte Engel. Er öffnete den oberen Knopf ihres Jacketts. Natürlich trug sie nichts darunter. Es war der Inbegriff des Sexyseins, unter scheinbar strengen Sachen gar nichts anzuhaben. Im Sommer: Leinenkleid, halterlose Strümpfe. Kein Slip. Herbst und Winter: klassischer Hosenanzug, kein Büstenhalter, kein Slip. Es genügte schon, wenn man es selber wußte. Es strahlte Verführung aus, die Männer rochen es förmlich.
    Natürlich nicht in einem Moment wie diesem – dem schrecklichsten bisher in Brittas Leben. Ihr Peiniger hatte sich eine Zigarette angezündet. Er tat zwei tiefe Züge und hielt ihr die Zigarette dann hin, wobei er fragte:
    »Was solltest du mit dem Päckchen von Boris machen?«
    Bloß nichts von der afrikanischen Botschaft sagen.
    »Ich sollte es einem Mann übergeben, der sich am Telefon melden würde. Wie der Boris.«
    »Was sollte er sagen?«
    »Hier ist Nick.«
    Ach du Schreck, ihr war nicht so schnell etwas Besseres eingefallen. Sie streckte die Hand nach der Zigarette aus. Aber er zielte auf ihren Busen und drückte die Glut auf den Ansatz der linken Brust. Der Schmerz war ungeheuerlich, alles Leben strömte an diesem Punkt zusammen.
    »Das war nur eine kleine Aufmunterung, Püppi. Und jetzt sagst du mir, wie der Mann hieß, mit dem du im Grandhotel zusammen warst. Ich möchte nicht noch einmal nachhelfen, also rede.«
    Ja, der Schmerz war unbeschreiblich, aber er setzte in Britta eine Kraft frei, die sie bisher nicht gekannt hatte. Sie würde nicht ohnmächtig werden. Nicht schreien. Und Richard

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