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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Tasse zur Seite.
    »Möchten Sie nicht eine Schlaftablette nehmen? Huia sagte, daß Dr. Brown welche dagelassen habe.«
    »Ja, ich nehme manchmal eine, aber am nächsten Tag geht es mir dann noch schlechter. Diese Krankheit ist so seltsam, Delia. Ich habe mein ganzes Leben nicht unter Verdauungsbeschwerden gelitten, erst als ich in dieses Haus kam; dabei ist Huia eine sehr gute Köchin. In der letzten Zeit habe ich kaum noch Essen bei mir behalten können. Sie würden es nicht glauben, wenn ich Ihnen sagte, wieviel ich abgenommen habe! Dr. Brown ist ein netter junger Mann, aber er scheint die Ursache meines Leidens nicht zu finden. Deshalb hat er letzte Woche vorgeschlagen, daß ich mich von Dr. Shaw untersuchen lasse. Aber Henry war dagegen, er haßte Fachärzte. Also leide ich immer noch.«
    »Das tut mir leid. Wenn es nicht besser wird, sollten wir etwas unternehmen. Dr. Shaw scheint mir der richtige Arzt für Sie zu sein. Er ist ein guter Arzt, nicht wahr?«
    »Ja, und außerdem ist er sehr nett. Ich mag ihn sehr gern. Er war wunderbar heute. Überhaupt fehlen mir meine alten Freunde. Es ist seltsam, daß mir Henry nicht so fehlt, wie es sein müßte. In Wirklichkeit fehlen mir Derrick — und Tracy.«
    »Wer ist Tracy?« fragte Delia, weil sie wollte, daß Grace weitererzählte.
    »Derricks Cousin. Wir drei sind zusammen aufgewachsen. Ich hatte beide gern, jeden auf seine Art. Aber Tracy hat mir nie verziehen, daß ich Henry geheiratet habe. Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben und sagte viel Häßliches über Henry, unter anderem, daß Henry nur hinter Derricks Geld her sei. Als ob das irgendein Mann fertigbrächte!«
    Delia war überzeugt, daß es viele Männer vom Schlage eines Warwick-Smith gab. Eigenartig, daß sie von diesem Mann noch nichts Gutes gehört hatte, und noch eigenartiger, daß eine anspruchsvolle Frau wie Grace einen Mann geheiratet hatte, dessen Wunschtraum ein Haus wie Sunset Lodge war.
    Als hätte sie Delias Gedanken lesen können, sagte Grace; »Sie wundern sich sicherlich, warum ich den armen Henry geheiratet habe, wenn ich so wenig für ihn empfinde. Frauen sind dumm, wenn sie einsam sind und sie einen Mann nett finden. Und Henry war am Anfang sehr nett. Aber er änderte sich bald, und ich war einsamer als zuvor. Einsam. Und manchmal hatte ich Angst.«
    Delia sagte ohne große Überzeugungskraft: »Das Haus ist sehr abgelegen, und dann wurde neulich noch eingebrochen. Ich bin gespannt, ob sie den Mann inzwischen gefaßt haben. Aber Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Eru ist in der Nähe, und in Lakelands wimmelt es von Polizei. Nehmen Sie eine Schlaftablette, Mrs. Warwick-Smith. Sie brauchen Ihren Schlaf.«
    Grace lächelte Delia freundlich an und streichelte ihre Hand. »Gehen Sie ins Bett, meine Liebe. Ich werde eine Tablette nehmen, wenn es Sie beruhigt. Aber ich glaube, ich kann jetzt auch ohne Tablette einschlafen. Wie merkwürdig, daß ich Ihnen das alles erzählt habe! Dabei kenne ich Sie erst seit ein paar Stunden. Ich nehme an, ich hatte das Bedürfnis, mich mitzuteilen, lange verdrängt.«
    Delia ging, in tiefe Gedanken versunken, in ihr Zimmer hinauf, legte sich ins Bett, konnte aber nicht einschlafen.
    Die blasse Wintersonne drang schon durch die Vorhänge, als es ihr endlich gelang, all die Sorgen und Zweifel zu verscheuchen. Bevor sie einschlief, bedauerte sie noch, daß sie nicht auf ihre Mutter gehört hatte und später gefahren — oder am besten überhaupt nicht gekommen war. »Aber dann hätte ich Keith nicht kennengelernt«, murmelte sie und lächelte sich in den Schlaf.
    Um neun Uhr weckte sie Huia mit dem Frühstückstablett. Sie zischte ihr eine Warnung ins Ohr. »Polizei wieder in Haus sein. Frühstücken und aufstehen, Delia.«
    »Neun Uhr? Wie schrecklich. Wie geht es Mrs. Warwick-Smith?«
    »Auch eben erst aufstehen. Ziemlich krank sein, aber bald gesund sein, bald gesund sein.« Mit diesen geheimnisvollen Worten setzte Huia das Tablett auf Delias Nachttisch ab und zog sich zurück.
    Im Salon zeigte sich Eru indessen einigermaßen verstockt. Vergeblich mühte sich Wright ab, aus dem alten Maori eine Information über seinen Arbeitgeber herauszubekommen. »Hatte er mit jemandem Streit? Hatte er Feinde?«
    Eru schaute ihn verständnislos an. »Manche mögen Boss, manche nicht«, war alles, was er sagte.
    »Und Sie selbst, Eru? War er ein guter Boss?«
    Eru zuckte umständlich die Schultern. Offensichtlich war ihm das gleich. »Ich arbeiten im Garten.

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