Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
Missus mich zahlen und Huia. Wenn Boss schimpfen, Eru graben. Nichts sagen. Nur hören — und graben.«
    »Ich verstehe. Er war also ein Hitzkopf?«
    »Er viel brüllen. Nicht viel machen. Missus sagen, nichts machen, bald sein vorüber.«
    Wright beobachtete Eru scharf. Er hatte den Verdacht, daß dieser große, einfache Mann ihm etwas vormachte und er in Wirklichkeit viel intelligenter war, als er erscheinen wollte. Vielleicht wußte er sehr viel mehr über den Toten, als er sagen wollte. Wright überlegte, was für Gründe er haben mochte. Sollte es sich bei ihm um einen persönlichen Groll handeln? Warum war Eru so vorsichtig? Warum sprach er so gebrochen, wo er doch einige Jahre mit Pakehas zu tun gehabt hatte? Aber Wright kannte sich im Charakter der Maori aus und wußte, daß er mit den üblichen Methoden nichts aus Eru herausbekommen würde. Er notierte sich: »Erus Vergangenheit untersuchen.« Wright schien es, daß Eru ihm nicht nur wegen des Mordes mißtraute, sondern daß er irgendeinen Groll gegen die Polizei hatte.
    »Und Sie sahen gestern früh nichts, was uns helfen könnte?«
    »Sehr dichtes Nebel. Nicht weit sehen.« Eru deutete mit den Armen die Entfernung von etwa einem Meter an.
    »Wo arbeiteten Sie gerade in der Zeit zwischen neun und halb elf?« fragte Wrigth. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß sich Warwick-Smith um neun Uhr von seiner Frau verabschiedet hatte, um seine angebliche Reise anzutreten. Als seine Leiche um halb zwölf gefunden wurde, sagte der Arzt, daß der Tod vor mindestens einer Stunde eingetreten war.
    Gestern, so schien es, war Eru mit kleineren Reparaturen in seiner eigenen Hütte beschäftigt gewesen: Er hatte ein Abflußrohr geflickt, eine Dichtung im Wasserhahn eingesetzt und ähnliche Dinge mehr getan. Er war erst in den Garten gegangen, als sich der Nebel gelichtet hatte, und das war nach elf Uhr gewesen. Um diese Zeit aber war Warwick-Smith bereits tot gewesen.
    »Wußten Sie, daß er an diesem Tag wegfahren wollte?«
    »Ja. Boss sagen, drei, vier Tage nicht wiederkommen.«
    »Wann sagte er das?«
    »Er mir ein, zwei Tage vorher sagen.«
    »Wollten Sie ihn denn nicht noch vor seiner Abreise sehen?«
    Eru schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Missus mir sagen, was ich arbeiten.«
    »Und es fiel Ihnen nicht auf, daß sein Auto noch da war?«
    Wieder ein Kopfschütteln. »Garage abgeschlossen sein. Boss immer abschließen. Sagen, Leute stehlen können.«
    »Das Auto stehlen? Aber das schloß er doch sicherlich ab?«
    »Ja, Auto abschließen, aber andere Sachen in Garage. Angelzeug, Gewehr.«
    »Und er fürchtete, daß jemand diese Dinge stehlen würde?«
    »Ja. Boss sagen, jemand Gewehr vor drei Tagen wegnehmen. Er fragen, aber wir nichts wissen über Gewehr.«
    »Also behauptete er, daß es gestohlen war? Eigenartig, denn jetzt ist es in der Garage.«
    Eru sah völlig desinteressiert aus. »Ich nicht wissen. Boss immer sagen, Leute stehlen, Leute alles falsch machen.«
    Der Ton war zornig, und das Bild, daß sich Wright von Mr. Warwick-Smith machte, war nicht freundlich. Grace hatte ihm gestern gesagt: »Mein Mann war nicht sehr beliebt. Er konnte anderen Menschen nicht vertrauen, Inspektor.«
    Als er sie über seine geplante Reise ausfragen wollte, stellte sich heraus, daß sie nur wußte, er wollte für einige Tage geschäftlich wegfahren. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht sagen, was für Geschäfte das waren. Vielleicht hatte es irgend etwas mit Wertpapieren zu tun. Ich weiß über seine Geldangelegenheiten überhaupt nicht Bescheid, außer, daß er sein ganzes Kapital in diesen Besitz gesteckt hat. Wir hatten jeder unser eigenes Leben, unsere eigenen Interessen, sogar unser eigenes Einkommen. Mit meinem Geld unterhielt ich diesen Landsitz.«
    Das war alles sehr unbefriedigend und vage, dachte Wright. Aber Grace war wirklich nicht der Typ Frau, der herumschnüffelt, sondern sich mit dem begnügt, was man freiwillig erzählt. Auf jeden Fall stand fest, daß in dieser Ehe Mann und Frau wenig gemeinsam hatten — bis auf eine gewisse Zuneigung füreinander. Ein unbestimmter Verdacht stieg in Wright auf. Grace war zwar eine kranke Frau, aber so anstrengend war es nicht, ein Gewehr abzufeuern. Die Vorstellung war zunächst absurd, aber schließlich hatte es schon andere Mordfälle gegeben, deren Lösung ebenso unglaublich war. Er durfte sich nicht von seinen Gefühlen für diese charmante Frau leiten lassen. Zweifellos mochte er sie gern, und das, dachte er,

Weitere Kostenlose Bücher