Der Tote im Kofferraum
taten schließlich auch viele andere Leute.
»Also, Eru, dann können Sie mir nicht helfen? Sie arbeiteten den ganzen Morgen in Ihrer eigenen Hütte? Haben Sie jemanden gesehen, mit jemandem gesprochen?«
»Huia mich sehen. Sonst niemand da sein. Sehr dichtes Nebel.«
Das übliche unbefriedigende Alibi, gestützt auf die Aussage der Ehefrau, die im Notfall lügen würde. Wright seufzte. »Das ist im Moment alles. Könnten Sie Huia bitten, hereinzukommen?« sagte er zu Eru.
Huia sah verärgert aus, als sie den Salon betrat. »Viel Arbeit haben. Haus putzen, Geschirr spülen. Keine Zeit für Sprechen.«
Die gleiche Abneigung gegen die Polizei. Da mußte etwas dahinterstecken. Außerdem glaubte Wright nicht ganz an die gebrochene Ausdrucksweise der beiden. Huia verstellte sich auf jeden Fall, da war er sicher. Diese beiden einfachen Maori wußten offensichtlich mehr, als sie preisgeben wollten. Er war überzeugt, daß sie es faustdick hinter den Ohren hatten.
Huia hatte den Boss angeblich zuletzt um neun Uhr gesehen, nachdem er sich von seiner Frau verabschiedet hatte und zur Garage ging. Ja, er sah so aus wie immer. »Nicht viel sagen. Am Morgen nie viel sagen. Ziemlich mürrisch sein.«
»Sah er verärgert oder besorgt aus?«
»Nicht verärgert, nicht besorgt. Nur mürrisch. Wie immer.«
»Hörten Sie, wie er seiner Frau auf Wiedersehen sagte? Schien er besorgt zu sein, daß er seine Frau in diesem Zustand zurücklassen mußte?«
Wright bemerkte ein seltsames Leuchten in Huias Augen, aber sie schüttelte nur den Kopf und stellte sich dumm. Wright war ärgerlich. Die beiden boykottierten seine Ermittlungen. Er versuchte es mit Schmeichelei. »Kommen Sie, Huia, helfen Sie mir. Sie mochten Mr. Warwick-Smith nicht, stimmt’s?«
Huia zuckte verächtlich mit den Schultern. »Nicht lieben. Nicht hassen. Egal sein. Kleines dummes Mann. Immer Aufregung, immer Ärger. Nicht gut für Missus sein.«
Hier versuchte Wright einzuhaken. »Hat er Ihrer Mistress Sorgen gemacht? Hat er in ihrer Gegenwart die Beherrschung verloren?«
Huia setzte wieder die Maske der Dummheit auf. »Huia nicht wissen. Nicht an Tür horchen. Boss immer schreien. Huia und Eru nicht beachten. Missus nach ihnen sehen.«
»Und gab es gestern einen ganz speziellen Krach mit irgend jemandem?«
»Was ist spezielles Krach? Wie meinen Sie? Er mit jemand kämpfen? Huia nicht wissen. Viel Arbeit haben. Niemand nach Missus schauen. Missus sehr krank sein.«
»Die andere Geschellschafterin ist abgereist, bevor Miss Hunt ankam. Gab es mit ihr Ärger?«
Huia nickte. »Andere nicht gut. Kichern und sprechen, sprechen, sprechen. Machen Missus müde. Machen Huia müde. Miss Hunt sein in Ordnung.«
»Ja, Miss Hunt scheint sehr vernünftig zu sein.«
Wright schwieg einen Augenblick und sah Huia forschend an. Sie aber erwiderte seinen Blick mit einer Milde, die ihn verwirrte. Wenn diese alte Frau etwas wußte, dann dachte sie nicht daran, es ihm zu erzählen. Sie schien eine persönliche Abneigung gegen ihn zu haben. Ihre ganze Art ihm gegenüber war abweisend, und einige Male meinte er ihre Augen triumphierend aufleuchten zu sehen, wenn sie eine seiner Fragen unzureichend beantwortet hatte.
»Sie können mir also nicht helfen, Huia? Sie wollen es auch gar nicht, stimmt’s?«
Huia lächelte, aber in ihren Worten spürte er einen geheimen Groll. »Großes Polizist helfen? O nein. Polizei nicht brauchen Hilfe von Maori. Zu klug sein. Zu großartig. Wissen alles.«
Also war es eine Abneigung gegen die Polizei. War es nur die instinktive Abneigung, wie sie einige alte Maori noch immer empfanden, oder gab es einen persönlichen Grund? Wright unterstrich noch einmal seine Notiz, daß man Erus Vergangenheit überprüfen sollte, und entließ Huia.
Nach zehn Minuten wurde seine Frage von Sergeant Cave beantwortet, der zuerst seine Routinepflichten im Büro erfüllt hatte und dann nach Sunset Logde herausgekommen war. »Eru und Huia? Mrs. Warwick-Smith hält sehr viel von ihnen, und die beiden sind ihr treu ergeben. Ja, da gab es vor einigen Jahren einmal etwas, weshalb die beiden die Polizei nicht mögen. Es war tatsächlich ein dummes Mißverständnis. Eru arbeitete damals oben auf dem Hügel in einer Holzmühle. Als er einmal in die Stadt fahren wollte, >borgte< er sich, wie es die Maori zu tun pflegen, den Firmenlastwagen aus. Irgend jemand vermißte das Auto und meldete es bei uns als gestohlen. Eru wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, die Strafe auf
Weitere Kostenlose Bücher