Der Tote im Schnee
und kletterte wieder auf den Hof hinaus.
Bevor er die Zeitung anzündete und hineinwarf, dachte er an John, an etwas, das er über Träume gesagt hatte.
Es kam zu einer Verpuffung, gefolgt von einer Explosion. Ein Fenster wurde hinausgeblasen, und Justus wäre um ein Haar von den umherfliegenden Glasscherben getroffen worden. Überwältigt sah er, wie eine Feuergarbe aus dem Fenster schoß. Dann lief er los. Als er durch das Loch im Zaun kletterte, dachte er an die Fußabdrücke im Schnee. Er zögerte einen Moment, ehe er zurückkehrte und sich nach etwas umsah, womit er die Spuren verwischen konnte.
Die Geräusche kleinerer Explosionen drangen aus der Werkstatt, und ihm fiel das Gas ein. In der Werkstatt gab es jede Menge Gasflaschen, und er wußte, wie gefährlich das war. John hatte es ihm erklärt. Justus griff sich ein Stück Blech und lief wieder zur Rückseite des Gebäudes. Es war unmöglich, bis zum Fenster zu kommen, aber er fegte mit dem Blech, so weit es ging, über den Schnee und schleifte es hinter sich her, bis er auf die Straße gelangte, wo er es zwischen das Gerümpel auf der Baustelle warf und lachend das Weite suchte.
Er lief nach Westen, Richtung Stadtzentrum, bremste nach fünfzig Metern jedoch ab. John wäre ganz ruhig davonspaziert. Das war klüger.
Er grübelte darüber nach, ob er vor dem Fenster Spuren hinterlassen hatte, bis ihm klarwurde, daß die Hitze des Feuers den Schnee um die Werkstatt herum schmelzen ließ. Er hatte Handschuhe getragen, Fingerabdrücke gab es also keine. Der Mann, der seine Hand auf die Schulter von Justus gelegt, ihn zum Aufstehen aus der Schneewehe gebracht und anschließend in die Stadt gefahren hatte, würde niemals auf die Idee kommen, ihn mit dem Brand in Verbindung zu bringen. Er hatte Justus in der Kungsgatan abgesetzt, mehr als einen Kilometer von der Werkstatt entfernt. Justus hatte ihm weisgemacht, er hätte einen Freund besucht, auf dem Heimweg eine Abkürzung durch den Wald nehmen wollen, sich dabei jedoch verirrt.
Der Anruf kam um 14.46 Uhr von einem Autofahrer, der an der Werkstatt vorbeigefahren war. Sieben Minuten später war die Feuerwehr vor Ort. Kurz darauf trafen zwei Streifenwagen der Polizei ein. Die Polizisten begannen augenblicklich damit, das Gebiet weiträumig abzusperren.
»Eine Werkstatt«, sagte der Brandmeister zu dem Polizeibeamten, der zu ihm gekommen war. »Das mit eurem Kollegen tut mir leid. Wir haben auf der Wache eine Kerze angezündet, als wir es erfuhren.«
Der Streifenpolizist blieb einen Moment lang reglos stehen, ehe er sein Telefon herausholte und den diensthabenden Beamten der Kripo anrief. Als erstes war ihm das Schild an der Fassade ins Auge gefallen: Saganders Werkstatt. Er wußte, daß der ermordete John Jonsson dort gearbeitet hatte.
»Ich habe ein Aquarium«, erklärte er Haver später.
Ola Haver erreichte die Nachricht im Auto; fünf Minuten später hielt er an der Brandstelle. Er hatte sich durch die Absperrung an der Björkgatan mogeln müssen.
»Es brennt wie Zunder«, hatte der Streifenpolizist zu ihm gesagt.
Haver, der den Rauch und die Funken aufsteigen sah, war grundlos ärgerlich geworden und hatte den Kollegen angeschnauzt, das sehe er verdammt noch mal selber. Der Polizist hatte ihn nur angesehen und etwas vor sich hin gemurmelt.
Der Wind kam aus östlicher Richtung und trieb die Flammen auf den benachbarten Rohbau zu. Unter einer Plane gelagertes Bauholz hatte Feuer gefangen, war von den Feuerwehrleuten jedoch sofort wieder gelöscht worden.
Haver starrte auf das brennende Gebäude. Gelborange Flammen loderten durch das aufgebrochene Blechdach in die Höhe. In den Gesichtern und Bewegungen der Feuerwehrleute erkannte er Streß und Zielstrebigkeit. Haver konnte nichts tun, und das störte ihn. Er klopfte dem Brandmeister auf die Schulter.
»Was meinen Sie? Ist es Brandstiftung gewesen?«
»Schwer zu sagen«, antwortete der Feuerwehrmann. »Es scheint auf der Rückseite ausgebrochen zu sein, aber das ganze Gebäude brennt wie Zunder.«
»Explosionsartig«, meinte Haver.
»Kann man wohl sagen. Kommen Sie mit, ich zeig Ihnen was.«
Der Feuerwehrmann machte sich mit Haver im Schlepptau auf den Weg. Die Hitze, die das Gebäude abstrahlte, wurde immer größer. Haver mußte sich eine Hand vor das Gesicht halten.
Sie kamen zu dem Loch im Maschendrahtzaun. Haver ging in die Hocke und betrachtete prüfend den Schnee.
»Hier ist jemand gegangen und hat versucht seine Spuren zu
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