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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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hervor als früher. Sie betrachtete ihn auf eine neue Art, so als wäre er ein Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte, und sie dachte, daß er gut aussah. Obwohl gut vielleicht das falsche Wort war, seine Erscheinung war eher angenehm. Die Hände ruhten auf dem Küchentisch, er schaute Berit freundlich an, während sie sprach, und einmal auch Ann, ehe er seine ganze Aufmerksamkeit wieder Berit widmete.
    Er beachtet mich nicht, dachte Ann. Er ist sauer, wütend wie eine Hornisse, läßt sich aber nichts anmerken. Er hat sich bestimmt mit Rebecka gestritten, und ich bin der Grund ihres Streits gewesen. Lindell bereute zwar, was vorgefallen war, aber andererseits kribbelte es auch in ihrem Körper. Verbotene Liebe, dachte sie und verzog beinahe ein wenig den Mund, als sie erkannte, wie sehr dies nach den Schlagzeilen in Käseblättchen klang. Berit verstummte, und Ann bemerkte plötzlich, daß die beiden sie anstarrten.
    »Entschuldigt«, sagte sie, »aber ich war ein wenig abwesend.«
    Ola sah sie fragend an.
    »Können Sie mir eine Liste seiner Freunde und anderer Personen zusammenstellen, zu denen er gegangen sein könnte?« sagte er und sah Berit an.
    »Ich habe schon überall angerufen«, erwiderte sie. »Er ist nirgendwo.«
    »Glauben Sie, daß er etwas über den Mord weiß?« fragte Haver.
    Lindell war klar, was sich hinter Olas Frage verbarg. Fühlte Justus sich etwa bedroht? Berit schien sie allerdings nicht so zu verstehen.
    »Nein«, meinte sie, »was sollte das sein?«
    »Er könnte etwas gesehen oder gehört haben.«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Nein«, wiederholte sie abwehrend, aber der Tonfall ihrer Stimme verriet, daß sie die Möglichkeit überdachte.
    »Warum hat er die Fische geköpft?«
    Berit zögerte, ehe sie antwortete.
    »John hat mich manchmal Prinzessin von Burundi genannt«, sagte sie leise. »Wenn er gut gelaunt war, hat er mir Kosenamen gegeben.« Sie sah bedrückt aus, beschämt, gleichzeitig jedoch auch unschuldig fragend. Ann Lindell ergriff Berits Hand. Sie war kalt. Langsam kamen die Worte, und Berit erzählte von Lennarts Besuch und seinen Anschuldigungen.
    Als sie verstummte, sah Lindell, daß ihr Kollege überlegte, welche Frage er als nächste stellen sollte. Es vergingen ein paar Sekunden.
    »Sind Lennarts Anschuldigungen in irgendeiner Form berechtigt?« fragte er schließlich.
    Berit sah ihn verständnislos an. Sie ist todmüde, dachte Lindell.
    »Wir haben uns geliebt«, sagte Berit mit leiser, aber fester Stimme. Sie beließ es bei diesen vier Worten, als ob dem nichts hinzuzufügen wäre.
    Lindell hatte den Eindruck, daß es Berit im Grunde völlig egal war, ob die Polizisten ihr glaubten oder nicht. Ihr reichte es zu wissen, daß John dies gewußt hatte.
    Haver schluckte.
    »Wäre es möglich, daß John an einer anderen Frau interessiert war?« sagte er, und Lindell hörte, wie sehr es ihm widerstrebte, diese Frage stellen zu müssen.
    Berit schüttelte den Kopf.
    »Ich kannte John«, sagte sie schließlich und atmete tief durch.
    Haver warf Lindell einen Blick zu.
    »Sie verstehen das nicht«, fuhr Berit fort, »wir hatten doch nur uns.«
    Haver sah sie an, schluckte erneut, mußte jedoch weitermachen.
    »Justus hat Lennarts Worten anscheinend geglaubt«, sagte er mit seltsam trockener Stimme. »Was für einen Grund hatte er dazu, wenn Sie wirklich glücklich miteinander waren?«
    »Er ist ein Junge, der seinen Vater verloren hat«, antwortete Berit.
    »Sie meinen, er versucht Erklärungen zu finden?«
    Berit nickte.
    »Kann er etwas gesehen oder gehört haben, was ihn vermuten läßt, wer der Mörder ist?«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Ihre Stimme war leise.
    »Mehrere Zeugen haben ausgesagt, daß John an einer Sache dran zu sein schien, einer Art Geschäft, was könnte das gewesen sein?«
    Berit sah auf den Tisch.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie kaum hörbar. »Zu Justus hat er gesagt, wir sollten umziehen, aber mit mir hat er darüber nie gesprochen.«
    »Wo sollten sie denn hinziehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kapiere überhaupt nichts.«
    »Okay«, meinte Haver, »wir werden eine Fahndungsmeldung nach dem Jungen herausgeben müssen, aber ich glaube nicht, daß Grund zur Sorge besteht. Er läuft bestimmt nur in der Stadt herum.«
    Berit sah entkräftet aus. Lindell stand auf und ging in den Flur hinaus, wo Erik in seinem Kinderwagen schnorkelte. Er würde sicher bald wach werden. Haver und Berit unterhielten sich in der Küche.
    Plötzlich fiel

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