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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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wütende Mann‹ vom Vaksala torg?«
    »Das sind ziemlich viele Vielleichts«, meinte Lindell.
    »Ich hätte daran denken müssen! Als ich hier war, um Sagander zu vernehmen, saß er die ganze Zeit da, rollte auf seinem Bürosessel herum, und an der Tür stand eine Krücke.«
    Jetzt paßte alles zusammen. Sein diffuses Gefühl beim Gedanken an Baustellen fand nun eine Erklärung. Die Baustelle an der Uniklinik und die Baustelle auf dem Nachbargrundstück der Werkstatt. Er erinnerte sich, daß er den Bauarbeitern bei der Arbeit zugesehen und einer von ihnen ihm zugewunken hatte. Als Sohn eines Maurers hatte er den Anblick von Baugruben, Baustellen und Baubuden immer gemocht. Baustelle war das Schlüsselwort gewesen, aber seine Vorliebe für das Bauen im allgemeinen hatte ihm den Blick für den Zusammenhang versperrt.
    »Wer ist der Wütende?« fragte Lindell.
    Haver faßte Vincent Hahns Aussage kurz für sie zusammen.
    »Wenn du recht hast«, sagte Lindell, »könnte Justus dann geahnt haben, daß Sagander etwas mit dem Mord zu tun hatte?«
    Haver sah sie nachdenklich an. Lindell vermutete, daß er weitere Zusammenhänge suchte, nachdem die ersten Puzzleteile nun an der richtigen Stelle lagen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er, verstummte und schaute sich um.
    Am Rand des Bürgersteigs hatte sich ein Feuerwehrmann gebückt und rieb sich das Gesicht mit Schnee ab. Er spuckte und schnaubte, richtete sich wieder auf und sah zu dem abgebrannten Gebäude hinüber. Lindell glaubte einen wachsamen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen, so als würde er jeden Moment ein erneutes Auflodern der Flammen befürchten.
    »Die Männer machen einen Riesenjob«, meinte sie und nickte in Richtung des Feuerwehrmanns.
    Haver antwortete nicht. Er hielt sein Handy in der Hand.
    »Wir sollten Berglund benachrichtigen«, sagte er, »und einen Streifenwagen anfordern.«
    Lindell begriff, daß er die Absicht hatte, zu Sagander zu fahren.
    »Wo wohnt er?« fragte sie.
    »Ich glaube, auf einem Hof in der Nähe von Börje. Ich werde Berglund bitten, daß er nachschaut.«
    Er tippte eine Nummer ein, und Lindell trat ein wenig zur Seite. Sie holte ihr Telefon heraus und rief Berit an. Es klingelte mehrmals, bis sich jemand meldete. Berits Stimme klang gedämpft, so als würde sie schlechte Nachrichten erwarten.
    »Ich habe nichts von ihm gehört«, sagte sie leise. »Ich habe weiter telefoniert, aber niemand hat Justus gesehen.«
    »Wie gut kennt Justus Sagander?« erkundigte sich Lindell.
    »Sagge? Warum fragen Sie?«
    Lindell überlegte, ob sie Berit berichten sollte, daß die Werkstatt abgebrannt war, verzichtete jedoch darauf.
    »Ich dachte, daß …«
    »Wissen Sie, unsere Familie hat Sagander gehaßt. Justus würde niemals zu ihm fahren. Warum sollte er auch?«
    Daraufhin erzählte Lindell ihr doch, was geschehen war, und sie hörte, daß Berit nach Luft schnappte. Sie hatte es selber gesagt: Ihre Familie haßte Sagander. Von Haß zu Brandstiftung war es mitunter nur ein kleiner Schritt.
    »Sie denken, Justus hätte den Brand gelegt?«
    »Nein, ich frage nur«, antwortete Lindell.
    »Sind Sie an der Werkstatt? Was sagt Sagge?«
    »Er ist nicht hier. Er kann anscheinend nicht gehen. Wir fahren gleich zu ihm.«
    »Sie auch? Wo haben Sie denn den Kleinen?«
    »Meine Mutter paßt auf ihn auf.«
     
    Lindell verließ in ihrem Wagen das Industriegebiet. Sie holten Berglund im Polizeipräsidium ab, und ein Auto mit drei Kollegen von der Streifenpolizei schloß sich ihnen an.
    »Du solltest eigentlich nicht dabei sein«, sagte Berglund, unmittelbar nachdem er in Havers Auto gestiegen war, in dem Lindell bereits Platz genommen hatte.
    »Ich weiß«, erwiderte sie, »aber jetzt hat es sich nun einmal so ergeben.«
    »Und dein Junge?«
    »Meine Eltern sind zu Besuch.«
    »Und dann haust du einfach von zu Hause ab?« sagte Berglund. »Unfaßbar. Es ist doch bald Weihnachten.«
    »Eben deshalb«, erwiderte Lindell, nur um ihn etwas zu ärgern.
    Berglund seufzte schwer auf dem Rücksitz.
    »Ich habe nie daran geglaubt, daß Hahn den kleinen John ermordet hat«, sagte Haver, der Lindells und Berglunds kurzem Wortgeplänkel keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
    »Nur Sammy setzt noch einen Pfifferling auf Hahn«, meinte Berglund.
    »Das tut er doch nur, um gegen den Strom zu schwimmen«, sagte Lindell und drehte sich zu Berglund um.
    Sie fühlte sich wohl in der Gesellschaft ihrer Kollegen.
    »Weiß Ottosson, daß du bei uns bist?« fragte Berglund

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