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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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äußerst vorsichtigen Bewegungen holte er einen Stuhl, um bis in die hinterste Ecke des obersten Fachs zu kommen.
    Dort lagen Johns Kartons, die Ausrüstung für das Aquarium, Ersatzteile für Pumpen und Filter, eine Dose mit Steinen, Plastiktüten und anderes. Hinter all diesen Sachen fand Justus, wonach er suchte, und zog vorsichtig den Karton heraus. Seine Mutter hustete. Justus erstarrte und ließ eine halbe Minute verstreichen, ehe er es wagte, hinunterzusteigen, den Karton auf dem Bett abzustellen, den Stuhl zurückzutragen und die Schranktür vorsichtig zuzuschieben.
    Der Karton war schwerer, als er gedacht hatte. Er klemmte ihn sich unter den Arm, lugte in den Flur hinaus und lauschte. Er schwitzte. Der Fußboden war kalt. Die Uhr im Wohnzimmer schlug vier.
    Justus hatte seinen Vater gerettet. So empfand er es, und Wärme erfüllte ihn. Das ist unser Geheimnis, dachte er, niemand wird davon erfahren, das schwöre ich.
    Er rollte sich unter der Decke zusammen, zog die Beine an und verschränkte die Hände vor der Brust. Er betete dafür, daß John ihn sehen, ihn hören, ihn berühren konnte. Ein letztes Mal. Er hätte alles dafür gegeben, daß sein Vater die Hand nach ihm ausstreckte.
     
    Am anderen Ende der Stadt stand Ola Haver auf. Hatten ihn die Kopfschmerzen geweckt oder war es eines der Kinder gewesen? Rebecka schlief tief und fest. Sie wurde sonst schon beim kleinsten Mucks von den Kindern wach, also hatten eher die Schmerzen hinter dem Stirnbein seinen Schlaf gestört.
    Er nahm zwei Aspirin, die er mit einem Glas Wasser hinunterspülte, und blieb an die Küchenzeile gelehnt stehen. Ich muß schlafen, dachte er und sah auf die Uhr. Halb fünf. War die Zeitung schon gekommen? Im gleichen Moment hörte er die Haustür ins Schloß fallen und nahm dies als ein Zeichen.
    Er wartete hinter der Wohnungstür und zog die Zeitung heraus, als der Bote sie in den Briefeinwurf schob. Ihm wurde klar, daß er den Zeitungsboten noch nie gesehen hatte, vermutete aber, daß es ein Mann war. Die Schritte auf der Treppe klangen danach. Ein Mensch, der uns jeden Morgen bedient und den wir vermissen würden, wenn er ausbliebe, dachte Haver. Er hat kein Gesicht, nur Füße und eine Hand, die sich zum Briefeinwurf streckt.
    Haver schlug die Zeitung auf und machte die Küchenlampe an. Das Bild aus Libro war das erste, was er sah. Der dazugehörige Text war wie immer. Liselotte Rask, die Pressesprecherin der Polizei von Uppsala, sprach von einem brutalen Mord und erklärte, die Polizei habe »gewisse Spuren gesichert«. Haver grinste, klar, seine eigenen, Ottossons Fünfundvierziger und Beas Sechsunddreißiger.
    Das Bild des Ermordeten wurde John nicht gerecht, war aber geradezu ein Idealporträt, verglichen damit, wie er ausgesehen hatte, als sie ihn fanden. Die Leute können sich überhaupt nicht vorstellen, was wir alles zu sehen bekommen. Nicht einmal Rebecka versteht das. Wie sollte sie auch?
    Haver schob die Zeitung zur Seite. Wie würde der kommende Tag verlaufen? Das hing nicht zuletzt von ihm ab. Er ging noch einmal die Arbeitsaufgaben durch, die er am Vorabend aufgelistet hatte.
    Bea würde Johns Wohnung in Gränby durchsuchen, vielleicht zusammen mit Sammy. Er konnte gut mit Kindern umgehen. Haver glaubte, daß es für Johns Sohn gut sein würde, einen männlichen Beamten zu treffen.
    Johns Bruder mußte verhört, seine Mutter nochmals vernommen werden. Bea hatte beim gestrigen Gespräch nicht viel aus ihr herausbekommen.
    Berit Jonsson hatte ausgesagt, ihr Mann sei mit dem Bus in die Stadt gefahren. Mit welchem Bus? Es sollte ihnen möglich sein, den Busfahrer aufzutreiben. Er oder sie würde sich vielleicht daran erinnern können, wo John ausgestiegen war. Die Zoohandlungsspur mußte ebenfalls weiterverfolgt werden, um zu klären, ob er eine Pumpe gekauft hatte, und falls ja, wo und wann, sie mußten alles daran setzen, sich ein Bild von Johns letztem Nachmittag zu machen.
    Haver verdrängte die Gedanken an die Ermittlungen, zog die Zeitung näher heran und las sie gründlich. Er hatte viel Zeit. Außerdem ließen die Kopfschmerzen nach. Seinen frühmorgendlichen Hunger stillte er mit einer Banane und einem Teller Sauermilch.
    Wenn es ihnen gelang, sich schnell einen Überblick über die letzten Tage in Johns Leben zu verschaffen, stiegen ihre Chancen, den Fall zu lösen.
    Es handelte sich um keinen eher zufälligen, im Affekt begangenen Mord, davon war er überzeugt. Den oder die Mörder mußten sie in Johns

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