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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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die Bar. Dort wollen sie in schummriger Umgebung bei Musik und Mixgetränken ihre frisch geknüpfte Bekanntschaft vertiefen. Sie werden nicht eingelassen, trotz aller Überredungsversuche, die Klaus startet, und einem kleinen Geldschein, den er sichtbar in der Hand hält. Die Plätze in der Bar sind alle besetzt, und außerdem ist bald Feierabend, die Einlasskontrolle bleibt hart.
    Für Klaus ist der Abend gelaufen. »Soll ich dich nach Hause bringen«, fragt er seine junge Begleiterin. Die ist einverstanden. Beide wohnen in der Neustadt, wenn auch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie nehmen den Fußweg von bestimmt einer halben Stunde in Angriff. Plötzlich bietet Undine an: »Ich kann ja mit zu dir kommen.« Dem Mann fährt der Schreck durch alle Glieder. »Das geht nicht, auf keinen Fall«, wehrt er ab und läuft ein paar Schritte schneller. Undine folgt ihm. »Nun hab dich doch nicht so«, sagt sie.
    Inzwischen ist das Paar in der Friedrichsstraße angekommen. Hier legt Klaus dem Mädchen an seiner Seite den Arm um die Schulter. Undine schmiegt sich an den Mann, wohl nicht nur wegen der zehn Grad Kälte, die im Gesicht zwicken. Sie biegen in das »Bleichgässchen« ein, das um diese Zeit wie ausgestorben ist. Rechts ist eine große Wiese, im Volksmund Bleiche genannt, die der Gasse ihren Namen gab. Dort haben Frauen früher Wäsche auf der Wiese gebleicht und getrocknet. Links ist die alte Brauerei der Stadt. In der Finsternis und Abgeschiedenheit des »Bleichgässchens« zieht Klaus Undine zu sich heran und küsst sie. Die junge Frau erwidert die Liebkosung. Die Aktentasche, die nur stört, hat Klaus neben sich in den Schnee gestellt. Er nimmt den Kopf seiner Partnerin in beide Hände, streicht über das Gesicht und gleitet hinunter zum Hals. Dann setzt der Verstand aus.
    Als er wieder zu sich kommt, liegt Undine vor ihm im Schnee. Seine Hände umfassen noch immer den Hals der Frau. Sie bewegt sich nicht. »Ich habe sie erwürgt«, schießt es ihm voller Entsetzen durch den Kopf.
    Just in diesem Moment kommen Gudrun Nachte und Liane Schuster aus dem Krabat-Klub, der sich um die Ecke in der Friedrichsstraße befindet. Dringende menschliche Bedürfnisse haben sie hinaus in die Nacht getrieben. Die Toiletten des »Kra-bat« befinden sich quer über den Hof und sind nur übers Bleichgässchen zu erreichen. Sie sehen einen Mann, der am Boden kniet und der vor ihr liegenden Frau den Mund zuhält. »Was ist passiert?«, fragt Gudrun Nachte. »Die Frau muss brechen«, bekommt sie zur Antwort. »Dann müssen Sie ihr aber die Hand vom Mund nehmen«, entgegnet sie und beugt sich zu Undine Teschke herab. Gudrun Nachte ist Krankenschwester und versucht, bei der Frau den Puls zu fühlen. Klaus Schulze stößt sie mit den Worten »Haut ab!« beiseite. Die »Krabat«-Besuche-rinnen rennen in den Klub und holen Hilfe. Nach ein bis zwei Minuten kehren sie mit Freunden zurück. Sie sehen, wie Klaus
    Schulze breitbeinig über Undine Teschke sitzt und durch rhythmisches Drücken auf den Brustkorb versucht, die Geschädigte ins Leben zurückzuholen.
    Die Helfer kümmern sich um die Bewusstlose, tragen sie in den Klubraum und fordern Klaus Schulze auf, mit ihrer Tasche hinterherzukommen. Drinnen legen sie die leblose Frau auf eine Liege, öffnen die Kleidung und stellen Würgemale am Hals fest. Sie machen Widerbelebungsversuche und telefonieren nach der »Dringlichen Medizinische Hilfe«. Es ist alles zu spät. Undine Teschke ist tot.
    Klaus Schulze macht mit den Taschen in der Hand Anstalten, ebenfalls zum »Krabat« zu gehen. Plötzlich aber dreht er um und rennt davon. Als die Polizei am Tatort eintrifft, ist er über alle Berge. Die Zeugen aus dem Klub beschreiben den Mann vage: lockiges schwarzes Haar, lange Koteletten im Gesicht, dunkle Brille, Doppelkinn. Das ist wenig für eine Fahndung.
    Am Tatort selbst finden die Kriminalisten keine Spuren, nur die bis zu acht Zentimeter dicke Schneedecke ist eingedrückt. Fährtenhund »Nando« wird angesetzt. Nach etwa 20 Metern nimmt der Vierbeiner eine Spur auf. Sie führt ihn die Gasse hinauf über die Lessingstraße hinweg Richtung Neustadt. Doch bald schon bleibt »Nando« stehen. Die Fährte ist verloren.
    Geirrt hatte sich die Spürnase dennoch nicht. Bei seiner Flucht hat Klaus genau diese Richtung gewählt. Er rennt quer über ein Gelände, auf dem Baracken stehen, Richtung Wehr. Das befindet sich etwa zwei Kilometer vom Tatort entfernt und regelt den Wasserstand der

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