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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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schmeckt. Als Kurt Mer-ker die Steinguttasse zu drei Viertel geleert hat, schenkt Isolde ihm noch einmal nach. »Trink schnell aus, ich will das Geschirr abwaschen«, fordert sie. Merker würgt sich das Zeug zu einem großen Teil hinunter, steht dann auf und schüttet den Rest in den Ausguss.
    Die Wirkung des Tee-Wofatox-Gemisches lässt nicht lange auf sich warten. Kurt Merker wird übel. »Mir wird auf einmal so dämlich. Was ist denn los mit mir«, stöhnt er und streckt sich auf dem Sofa aus. Isolde und Gerda Brechner bleiben noch etwa zwei Stunden da und beobachten die Wirkung ihrer Giftmischung. Gegen 15 Uhr verlassen sie das Haus. Isolde sucht ihren Freund auf, Gerda begibt sich ins »Casino«. Kurt schleppt sich nach draußen und erbricht sich zwei Mal. Die Schwestern haben vereinbart, am Abend noch einmal in Merkers Wohnung zu gehen. Dann, sind sie sich sicher, ist Kurt tot, und sie können das Westgeld an sich nehmen. Doch als sie wieder in seinem Haus sind, ist Kurt nirgendwo zu finden.
    Auch nachdem sich Kurt Merker übergeben hat, geht es ihm nicht besser. Übelkeit und Mattheit nehmen sogar noch zu. Er entschließt sich, in die Poliklinik zum dortigen Bereitschaftsarzt zu gehen. Merker zieht sich an und stellt dabei wie gewohnt den rechten Fuß auf den Kohlenkasten, um sich den Schuh zuzubinden. Dabei entdeckt er eine in Papier eingewickelte Aluminiumdose, die ihm nicht gehört. Er öffnet sie und riecht an den Resten von dem gelblichen Pulver. Der Geruch ähnelt dem Tee-Gebräu, dass er Stunden zuvor getrunken hat. »Die Mädchen wollen mich vergiften«, schießt es ihm durch den Kopf. Er schleppt sich zur Poliklinik. Mehrmals muss er stehenbleiben, so geschwächt ist sein Körper. Der Arzt weist ihn ins Krankenhaus Lauchhammer ein, wo ihm sofort der Magen ausgepumpt wird. Schon am nächsten Tag wird der Patient auf eigenen Wunsch entlassen. Rentner Merker erstattet gegen die Schwestern Isolde und Gerda Brechner Anzeige bei der Polizei in Schwarzheide. Im Revier schildert er dem Diensthabenden, wie übel ihm von ihnen mitgespielt wurde. Auf die Frage, ob die Beschuldigten sexuelle Handlungen an ihm vornehmen mussten, erklärt er: »Nein, dies mussten sie nicht. Des weiteren habe ich mit diesen Mädchen auch keinen Geschlechtsverkehr durchgeführt ... Ich werde 74 Jahre alt und bin leider nicht mehr in der Lage, Geschlechtsverkehr durchzuführen. Ich bestreite, dass diese beiden Mädchen an mir sexuelle Handlungen vornehmen mussten. Mein Geschlechtsteil haben diese Mädchen noch nie angefasst bzw. gesehen.«
    Die Tatverdächtigen werden festgenommen. Das Kreisgericht Senftenberg erlässt Haftbefehl gegen sie und ordnet Untersuchungshaft an. Im Zuge der weiteren Ermittlungen werden die Beschuldigten in der Psychiatrischen-Neurologischen Abteilung des Haftkrankenhauses Leipzig eingehend untersucht. Bei Isolde Brechner stellen die Ärzte fest, dass sich unter den ungünstigen familiären Bedingungen bei ihr über Jahre ein Lebensstil entwickelt hat, der zwar noch nicht ausgesprochen asozial ist, aber schon Züge von Verwahrlosung in ethisch-moralischer und sittlicher Hinsicht in sich birgt. Wenn irgendwie persönlicher Vorteil zu erreichen ist, entwickelte sie kaum Skrupel und setzte sich egoistisch über unangenehme Folgen für andere hinweg. Als die materiellen Vorteile nicht mehr die »Unannehmlichkeiten« aufwogen, musste Merker beseitigt werden, legen die Ärzte die Gedanken von Isolde Brechner dar. Dass nebenher wieder materieller Gewinn in Form von Westgeld abfallen könnte, war Teil des Motivs, auch wenn sie das gegenüber den Ärzten in den Hintergrund rückt. Es erscheint ihr weniger ehrenrührig, einen »tratschenden Alten« zu beseitigen, um den »guten Ruf zu retten«, als diesen umzubringen, um in Besitz von Geld zu gelangen.
    Für Gerda Brechners Entwicklung war der Einfluss ihrer älteren Schwester Isolde nicht förderlich, heißt es in dem nervenärztlichen Bericht. Diese habe es verstanden, Gerda die Möglichkeiten eines leichten und bequemen Lustgewinns im weitesten Sinne des Wortes vor Augen zu führen. Dennoch habe kein direktes Abhängigkeitsverhältnis bestanden.
    Beide Beschuldigte, stellen die Ärzte fest, waren bei Ausführung der Tat voll schuldfähig.
    Im Januar 1979 erhebt die Staatsanwaltschaft beim Bezirksgericht in Cottbus gegen die Schwestern Isolde und Gerda Brechner Anklage wegen versuchten Mordes. In der Anklageschrift heißt es:
    »In der Absicht, den ihnen lästig

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